Die Stadt
Duran - und die Fahrt durch die Tropenebene
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Eloy Alfaro, Portrait [29]
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Sicht auf das
Flussufer von Duran (Eloy Alfaro)
Es folgte nun die
Stadt "Duran", die Nachbarstadt von Guayaquil auf
der anderen Flussseite. Eigenartigerweise ist
diese Stadt auf einigen Karten nicht drauf oder
ist als "Eloy Alfaro" verzeichnet. Die Stadt wurde
ergänzend auch "Eloy Alfaro" bezeichnet, im
Gedenken an Eloy Alfaro [28].
Die Stadt Duran (Eloy Alfaro) hat über 200.000
Einwohner und ist die am schnellsten wachsende
Stadt Ecuadors. Von 1908 bis in die 1990er Jahre
verkehrten von Duran aus Züge bis nach Quito. Eine
Hochwasserkatastrophe zerstörte aber zentrale
Brücken der Eisenbahnstrecke, und die
ecuadorianische Regierung fand es besser, die
Bahnlinie nicht wieder herzustellen, sondern lässt
nun nur noch Busse fahren [8]. Gemäss neuesten
Meldungen (2009) soll die Regierung bestrebt sein,
die Eisenbahnlinie wiederherzustellen, vor allem,
um sie touristisch zu vermarkten [30].
Eloy Alfaro war ein Präsident und Heerführer, der
in Ecuador nach langen inneren Intrigen und
Kämpfen in seiner Präsidentenzeit 1907-1911
wichtige liberale Strukturen etablierte (Trennung
von Kirche und Staat, Enteignung von
Kirchengütern, Säkularisierung im Bildungswesen,
Religionsfreiheit, Zivilehe, Abschaffung der
Todesstrafe, Fertigstellung der Eisenbahn zwischen
Duran und Quito, Gründung von
Bildungsinstitutionen, Behandlung von Fragen über
die Indígenas und der Frauenemanzipation etc.)
[29].
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Duran, ein
gelb-weisser Regionalbus
Der gelb-weisse
Regionalbus erinnerte an die modernen Busse der
Metrovía von Guayaquil. Der Mittelstreifen war
dagegen immer noch mit den lebensgefährlichen
Eisenstangen gestaltet.
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Duran, Velofahrer /
Radfahrer
Hier in Duran sah man etwas, was es in Guayaquil
nicht gab: Velofahrer.
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Duran, stufenlose,
überdachte Fussgängerbrücke
Die stufenlosen
Fussgängerbrücken sind hier eine Zwischenlösung.
Die Rampen sind für Rollstuhlfahrer, die alleine
sind, zu steil. Da kann sich kein Rollstuhlfahrer
hochziehen. Dafür haben alle anderen Fussgänger
einen relativ kurzen Weg.
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Firmenschilder mit
dem Namen "Duran"
Eigenartigerweise
kommt die Bezeichnung "Eloy Alfaro" auf den
Firmenschildern nicht vor.
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Duran, eine weitere
stufenlose, überdachte Fussgängerbrücke
Die stufenlosen
Fussgängerbrücken über breite Durchgangsstrassen
sind lebenswichtig. Noch besser wäre eine Rampe
und gleichzeitig eine Treppe, so dass die
Fussgänger je nach Bedürfnis wählen können.
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Duran, ein
unkultivierter Mittelstreifen
Und nun kamen wir
in das Randgebiet, schon etwas weniger "gepflegt"
bzw. mehr naturbelassen...
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Duran-Machala: Wilde
Tropenebene (Nationalstrasse Nr. 70)
... als Vorbote für eine wilde Natur... |
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Duran-Machala: Felder
mit Strassenkreuzung (Kreuzung der Nationalstrassen
Nr. 70 und 25)
... die wunderbar anzuschauen war, wenn da nur die
Strassen nicht wären...
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Kreuzung mit
Wegweisern nach Guayaquil oder Milagro (Kreuzung der
Nationalstrassen Nr. 70 und 25)
Hier dürfte es
sich um die Kreuzung bei der Siedlung "General
Pedro Montero" handeln.
Karte von Guayaquil bis Pedro Montero von
google maps mit der Reiseroute
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Duran-Machala: Feld
am Kreuzungsbereich bei der Siedlung "General Pedro
Montero" (Kreuzung der Nationalstrassen Nr. 70 und
25)
Das Gebiet der Kreuzung ist riesig, sicher 1 km weit
gegliedert.
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Kreuzung mit
Wegweisern nach Puerto Inca, Naranjal und Machala
bei der Siedlung "General Pedro Montero"
(Nationalstrassen 70 und 25)
Hier geht es in
Richtung Süden, gemäss Wegweiser nach Puerto Inca,
Naranjal und Machala, das heisst, in Richtung
Peru. Im Vergleich zu Peru sind in Ecuador
regelmässig Wegweiser angebracht.
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Wilde
Abfallverbrennung im Dorf "General Pedro Montero"
(Kreuzung der Nationalstrassen Nr. 70 und 25)
Nicht nur in
"General Pedro Montero" ist die wilde
Abfallverbrennung gang und gäbe, sondern das war
entlang der gesamten Strecke zwischen Guayaquil
und ecuadorianisch-peruanischer Grenze zu
beobachten. Laufend verbrennen Dorfbewohner am
Strassenrand oder in Hintergärten ihren Abfall,
auch mit Plastik und allem, was sonst noch giftig
ist. Um die Gifte, die bei der Verbrennung
entstehen, kümmert sich niemand. Scheinbar fehlt
da eine Kommunikation, und es fehlen Sammelstellen
sowie eine Recycling-Industrie.
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Flechterei und
Weberei an der Kreuzung bei "General Pedro Montero"
(Nationalstrasse Nr. 70 und 25)
Dies war der
zweite "Laden", wo Waren der Eingeborenen verkauft
wurden, geflochtene Matten und Webereien.
Scheinbar lässt man die Eingeborenen nur an der
Strasse ihr Kunsthandwerk verkaufen. Im
Hintergrund ist ein Wegweiser nach Osten in
Richtung "El Triunfo" zu sehen.
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Bananenplantage
zwischen Pedro Montero und Puerto Inca
(Nationalstrasse Nr. 25)
Nun ging es ein
grosses Stück schnurgerade in Richtung Süden. Auf
eine Plantage folgte die nächste.
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Zuckerrohrplantage
zwischen Pedro Montero und Puerto Inca
(Nationalstrasse Nr. 25)
Früher war hier
wohl alles einmal Feuchtgebiet mit tropischem
Auenwald. Hinter den heutigen Plantagen erstreckt
sich bis heute noch das riesige Naturschutzgebiet
Manglares-Churute, 350,41 km2
gross, mit Wasservögeln, Schildkröten,
Ameisenbären und allem, was Mangrovenwälder und
trockene Wälder in tropischen Gebieten so zu
bieten haben [10]:
Karte der Strecke Guayaquil-Machala mit der Angabe
des Naturreservats "Manglares Churute" [9]
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Dorf mit Dorfkirche
(Tres Cerritos?) zwischen Gen. Pedro Montero und
Puerto Inca
Die Süd-Ebene des
heutigen Ecuadors war früher auch Teil des
Inka-Reichs (z.B. das Chola-Tal ab 1475). Die Inka
verschleppten die besten Arbeitskräfte. Als
nächste kamen die "christlichen" Kolonialisten aus
Spanien, schleppten neue Krankheiten wie die
Malaria ein und versklavten die Bevölkerung, was
nochmals einen Bevölkerungsrückgang zur Folge
hatte [13].
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Feld mit Urwaldbergen
zwischen Gen. Pedro Montero und Puerto Inca (01)
Bald kamen die ersten Urwaldberge in Sichtweite. Da
war aber nicht mehr viel Urwald drauf... |
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Feld mit Urwaldbergen
zwischen Gen. Pedro Montero und Puerto Inca
(02)
Schon vor der
"christlichen" Besetzung wurden hier Coca und
Baumwolle angebaut. Zu Kolonialzeiten herrschte
hier und in den anderen Ebenen Ecuadors dann die
Sklaverei der kirchlich-rassistischen Gutshöfe
("Haciendas"). Die Kolonialisten liessen
Weintrauben, Oliven und Baumwolle anbauen. Die
eingeschleppten Krankheiten dezimierten aber die
indigene Bevölkerung immer mehr. Ab dem späten 16.
Jahrhundert wurden Schwarzafrikaner in die Gegend
gebracht (z.B. ins Chola-Tal bei Naranjal), um bei
den rassistischen Jesuiten und Mercedariern auf
den Plantagen oder in Minen und Salinen zu
arbeiten. Malaria und weitere Fieberarten waren
ständige Begleiter. Die heutige Bevölkerung der
Ebenen Ecuadors hat entsprechend einen
afrikanischen Einschlag als Afro-Ecuadorianer
[13].
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Plantagenhaus
zwischen Gen. Pedro Montero und Puerto Inca
Die Plantagenhäuser waren sehr verschieden, meist
ohne Fenster. Man konnte sie aus dem schnellen Bus
nur schlecht fotografieren.
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Reisfeld mit
Urwaldbergen zwischen Gen. Pedro Montero und Puerto
Inca
Eine grosse
kultivierte Ebene entlang der Nationalstrasse 25,
im Hintergrund ein erstes Urwaldgebirge.
Zu Beginn des 17. Jh. verstärkten die
"christlichen" Kolonialisten den Zuckerrohranbau.
Dabei erweiterten die "christlichen" Herrscher
ihren Besitz und vertrieben weitere Indígenas aus
den Tälern. Zuckerrohrmühlen, Ölmühlen und Salinen
waren die traditionellen "christlichen" Betriebe.
Jesuiten, Mercederianer, Augustiner und
Dominikaner machten sich dabei gegenseitig noch
Konkurrenz. Die Jesuiten bevorzugten zum Beispiel
afrikanische Sklaven vom Mina-Volk von der
westafrikanischen Goldküste. Die "Lieferanten"
bzw. die Sklavenhändler waren Engländer,
Franzosen, Portugiesen und Holländer [13].
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Tropenbäume mit
Urwaldbergen zwischen Gen. Pedro Montero und Puerto
Inca
Die
rassistisch-"christlichen" Jesuiten - z.B. im
Chola-Tal bei Naranjal - "erweiterten" ihre
Sklavenhaltung von 1680 bis zur Vertreibung der
Jesuiten 1767 und führten Sklaven von der Bucht
von Biafra, von der Sklavenküste, und aus dem
Gebiet des Kongo und Luanda ein. Letztere zwei
sprachen Bantu. Die Landgüter der Jesuiten wurden
ab 1767 von der Krone schrittweise an die
Oberschicht verkauft [13], das heisst, an wiederum
rassistisch agierende Mestizen-Familien.
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Plantagensiedlung "El
Mango" (?) vor Puerto Inca (Nationalstrasse Nr. 25)
Viele Sklaven
ergriffen die Flucht, und in der Folge
entwickelten sich auch Sklavenaufstände und
Rebellionen, Urteile und erster Landbesitz von
Schwarzen, aber die Sklaverei wurde erst 1852
abgeschafft. Die Sklaven wurden nun zu landlosen
Landarbeitern, eventuell mit Recht auf Wohnung und
ein bisschen Land. Eine Agrarreform drehte die
Verhältnisse erst in den 1960er Jahren, mit der
Enteignung der Landgüter ("Haciendas") und der
Verteilung des Landes an die Landarbeiter, die
sich genossenschaftlich in Gemeinschaften
("Comunidades") organisierten. Die
afro-ecuadorianischen Bewohner tragen noch heute
ihre afrikanisch-stämmigen Nachnamen wie z.B.
Mina, Minda, Anangonó oder Chalá. Die Region (z.B.
das Chola-Tal) ist chronisch unterentwickelt, z.T.
ohne Kanalisation und mit einer hohen
Abwanderungsquote [13], analog den Zuständen in
den Anden von Peru.
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Dorfdurchfahrt ("El
Mango" ?) mit Wellblechhaus (Nationalstrasse Nr. 25)
Die Dörfer in den
tropischen Ebenen in Ecuador bestehen meistens aus
Wellblechhäusern. Die Wellblechkonstruktion dient
verschiedenen Bedürfnissen gleichzeitig: Das
Wellblech ist absolut wasserdicht, und
gleichzeitig lässt es eine gewisse Luftzirkulation
zu, was in den tropischen Breiten absolut wichtig
ist. Bei Sonne wird es allerdings glühend heiss.
Man müsste also ein Wellblechdach erfinden, das in
der Sonne nicht heiss wird. So wäre der
Bevölkerung in den weltweiten Tropengebieten sehr
gedient. Das wäre doch eine Aufgabe für die ETH...
[16]
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Dorfstrassen ohne
Belag in der Siedlung "El Mango" (?) vor Puerto del
Inca (Nationalstrasse Nr. 25)
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Flussüberquerung
zwischen General Pedro Montero und Puerto Inca, kurz
vor Puerto Inca
Dieser Fluss kann in der Regenzeit gleich dreimal so
viel Wasser führen...
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Ein weisses
Plantagenhaus auf Stelzen (Stelzenhaus,
Pfahlbau) kurz vor Puerto Inca
Wenn die Häuser
auf Stelzen stehen, dann muss das heissen, dass
hier auch Überschwemmungen stattfinden.
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Dorfdurchfahrt
(Hacienda Los Alamos ?), Strassen ohne Belag
Siehst du hier eine Überschwemmung?
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Puerto Inca, braunes
Plantagenhaus auf Stelzen (Stelzenhaus, Pfahlbau)
Die Andeutung,
dass hier regelmässige Überschwemmungen
stattfinden, ist also eindeutig.
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Puerto Inca,
Strassenbild
Hier soll es Überschwemmungen geben? Ich sehe keinen
Fluss.
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Kaffeeplantage
zwischen Puerto Inca und Naranjal
Also, die
Bevölkerung weiss, was die "Christen" in der Zeit
der Sklaverei gemacht haben, und heute sind die
Umstände leider nicht sehr anders, denn die Löhne
sind nicht sehr hoch, und scheinbar fehlen Dämme
oder alternative Flussläufe...
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