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Ayacucho Notizen 06: Armut

Aufenthalt 18.2. bis 3.3.2007

von Michael Palomino (2007)

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ARMUT

-- Servietten werden aus WC-Papier gefaltet

-- Mauern werden mit Glassplittern "befestigt", damit niemand drübersteigt

-- Kinder schlafen in armen Familien zu zweit in einem Bett, das ist bei Armut Standard

-- Häuser ohne Zementboden sind normal, es ist dann kaum Gastfreundschaft möglich

-- Zimmer ohne Licht sind normal, weil die Glühlampe fehlt

-- Häuser ohne Telefon sind normal, weil das Geld für den Anschluss fehlt und der Anschluss auch sehr viel kostet

-- Kinder können nicht in die Schule, wenn die Familie das Geld für die Schuluniformen und für die Bücher nicht hat. Das ist die systematische Diskriminierung der armen Indigena-Familien, wenn sie in die Stadt ziehen


ARMUT HAT SYSTEM

-- die Reichen halten die Armen in Gefangenschaft, indem sie die Bedingungen und die Gesetze so gestalten, dass die Armen kaum die Armut verlassen können: Die Reichen sorgen dafür, dass die Armen so viel Geld ausgeben müssen, dass sie nie etwas sparen können

-- der Schulrassismus mit kostenpflichtigen Schuluniformen und kostenpflichtigen Schulbüchern ist sehr effektiv: Kinder aus Armutsfamilien der Indigenas und anderen können nicht zur Schule gehen, und dem Staat scheint es egal, ob er Analphabeten produziert oder nicht. Die erwachsenen Analphabeten sieht man dann auf der Strasse Sachen verkaufen, denn sie können keinen Laden führen, weil sie keine Bilanzen schreiben können

-- und jeder Tourist erinnert die Armen an ihre Armut, dass sie nicht reisen können so wie die Touristen: Es ist eine Grossraumgefangenschaft

-- für wilde Graffiti-Malerei fehlt das Geld für die Farbe, deswegen bleiben hässliche, politische Parolen jahrelang auf den Mauern, ohne übermalt oder übersprayt zu werden

-- die Armut kommt im TV kaum vor

-- die Wohlhabenden feiern Fasnacht, während in der Sierra in den armen Dörfern die Kinder verhungern, ohne jeden Strukturfond oder Finanzausgleich

-- der Schulrassismus ist vom Staat gewollt: Der Staat organisiert sich sein Armut, den Analphabetismus und die hilflosen Analphabeten selbst, und die Analphabeten sind der Welt und der Globalisierung völlig ausgeliefert

-- mit Analphabeten kann man auch keine Hilfe zur Selbsthilfe organisieren

-- die peruanischen Regierungen organisieren den Untergang der ursprünglichen peruanischen Bevölkerung und der Volkskunst: Der Zustand der Indigenas, der ursprünglichen Bevölkerung Perus, interessiert die Oberschicht einfach nicht, weil diese Oberschicht im Wasserkopf Lima scheinbar derart im Geld schwimmt, dass es ihnen egal ist, ob die eigentlichen Peruaner und die peruanische Volkskunst existieren oder nicht

-- es fehlt die Schulung des Bewusstseins in Lima für die Existenz der ursprünglichen peruanischen Bevölkerung, Märkte mit Verkauf der Volkskunst in Lima reichen nicht, um das Bewusstsein der Oberschicht zu schulen, und insgesamt kaufen nur Touristen die Artikel, die Oberschicht aber nicht: Die Oberschicht interessiert sich einen Dreck für die Volkskunst im eigenen Land

-- es fehlt auch die Schulung der peruanischen Sierra-Bewohner im einfachsten Marketing

-- weil es an beiden Seiten an Schulung fehlt, geht der schwächere Teil dabei unter, und so sterben die Kinder in den Dörfern

-- die Kinder, die nicht in die Schule können, weil den Eltern das Geld fehlt, wissen, dass sie keine Chance haben und ausgesondert sind, es bleibt ihnen nur der Halt in der Familie


ARMUT: MENTALITÄT DER ARMUT / DIE ARMUTSMENTALITÄT

-- Abmachungen mit armen Leuten halten meistens nicht, weil Arme niemanden mehr ernst nehmen, oft auch sich selbst nicht mehr

-- die Motive des Handelns sind bei Armen zum Teil hinterlistig 3- bis 4-schichtig, weil man als Armer nur mit Hinterlist "weiterkommt"

-- oft haben sich die Armen selber aufgegeben und machen nicht mehr viel und leben "wie es kommt" und lehnen Termine ab, halten sie nicht ein etc.

-- die Verhaltensschwerpunkte sind ganz anders als bei der Mittel- und Oberschicht

-- wenn die Mentalität so verschieden ist, ist die Katastrophe durch Internet-Beziehungen vorprogrammiert

-- falls ein gesellschaftlicher Aufstieg realisiert wird, spaltet sich die Familie eventuell

-- die Armen wollen nicht, dass man ihre Armut sieht. Dann kann man auch nicht helfen...

-- gleichzeitig ist das Aufpassverhalten in Ayacucho viel wacher als in Europa, wegen der sozialen Mechanismen, weil man kein Geld hat für eine medizinische Behandlung, weil gleich die ganze Familie helfen muss, wenn jemand ins Spital muss, und wegen der dauernden Gefahr des Diebstahls, weil viele Familien ohne Diebstahl zu gar nichts kommen

-- die Armen haben Kleider, aber keine WCs, sie haben Musik, aber die Glühlampe fehlt


ARMUT DURCH WECHSEL DER REGION UND WECHSEL DER KLIMAZONE DURCH REGIONSWECHSEL

-- die Leute vom Land, z.B. vom Urwald, träumen von einem besseren Leben in der Stadt, aber sie können sich nicht auf ein Stadtleben umstellen, wenn sie die Informationen und die Schulungen nicht haben, wie die Wirtschaft funktioniert

-- wenn Leute vom Urwald in die Sierra oder wenn Leute von der Sierra nach Lima in die Wüstenebene ziehen, dann ist die weitere Armut vorprogrammiert, weil jede Region ihre spezifischen Bedingungen hat!

-- so sitzen die Leute in der Falle der Armut und wissen nicht warum!

-- dabei gilt es, das Geld anders einzuteilen und die Prioritäten neu zu setzen


TV-KRANKHEIT

-- TV-Unterhaltung überall, nicht nur in Warteräumen von Spitälern, sondern auch in den Banken!

-- das Kabel-TV produziert eine TV-süchtige Generation


ARMUT: ZUSTÄNDE AN DEN HÄUSERN ALLGEMEIN

-- Bormaschine, Dübel, Schrauben und Installationen fehlen gänzlich

-- auch die Installation von Stromkabeln fehlt gänzlich, sie werden ohne viel Halt durch die Wohnung gezogen

-- allgemein fehlen Kontakte zu Handwerkern

-- eine billige 3-Zimmer-Wohnung mit den Zuständen der Armut mit Bad/WC/Spühle auf dem Dach kostet 120 Soles pro Monat (ca. 50 Franken)

ARMUT: WASSER

-- am Abend wird in Ayacucho das Wasser abgedreht, willkürlich ohne genaue Zeit- und Ortsankündigung, z.B. dem Restaurant am Plaza de Armas, und der Alcalde schweigt dazu, wahrscheinlich wegen Korruption

-- das Wasser willkürlich am Abend abzustellen ist eine reine Machtdemonstration der korrupten Verwaltung gegen die Bevölkerung

-- manche Häuser und v.a. Hotels in Ayacucho haben eigene Wassertanks, damit immer Wasser vorhanden ist, wenn das Wasser wieder einmal abgestellt wird


ARMUT: ZUSTÄNDE AN DEN HÄUSERN: BAD / WC

-- das Bad weist alle möglichen Defekte auf, wie z.B. ein WC-Schlauch zum WC-Kasten, der fehlt, das WC wird mit einem Kübel bedient, oder der WC-Kasten muss aufgefüllt werden

-- oft fehlt der Deckel des WC-Kastens, weil der WC-Kasten immer wieder einmal defekt ist bzw. weil man ihn jeweils von Hand auffüllen muss

-- Dusche, Bad und WC und Spühle sind oft im Freien oder sogar auf dem Dach installiert, zumindest ausserhalb des Hauses

-- Dusche, Bad und WC und Spühle werden zuletzt gebaut im Gegensatz zu Europa, wo diese Elemente zuerst gebaut werden

-- da kein Wasseranschluss im Haus vorhanden ist, ist eine Intimwäsche nicht möglich

-- nur kalte Dusche, kein heisses Wasser

-- Reparaturen im Bad werden monatelang nicht ausgeführt, vielleicht, weil die Leute aus dem Urwald kommen, wo man auch kein WC hat und wo man sich auch mit einem Kübel duscht

-- allgemein herrscht in Perú eine für Europäer unverständliche WC-Mentalität, das WC nicht zu reparieren, wenn z.B. nur eine Schraube oder ein kurzer Schlauch fehlt, da löscht es dir ab!


ARMUT: ZUSTÄNDE AN DEN HÄUSERN: FENSTER

-- kaputte Fensterscheiben werden nicht ersetzt bzw. es wird mit Holz oder Karton verdeckt, oder Fensterscheiben werden erst im Winter ersetzt, wenn es wirklich kalt wird

-- die Fenster sind nie dicht in Peru, dabei bräuchte die Sierra gute und dichte Fenster wegen der Kälte


ARMUT: ZUSTÄNDE AN DEN HÄUSERN: KÜCHE

-- Küchen ohne Plastikdosen sind normal, Reis und Getreide wird in anfälligen Säckchen aufbewahrt


ARMUT: KLEIDER

-- Hosen mit Löchern sind normal

-- Socken? Das kennen die Indigenas nicht


ARMUT BEI DEN INDIGENAS IN DER HOHEN SIERRA

-- Indigenas in Ayacucho, die ohne jeden Komfort in der hohen Sierra leben und fast erfrieren, kann man in Ayacucho an den roten, angefrorenen Wangen erkennen

-- die Indigenas leben in der hohen Sierra ohne richtige Architektur, ohne dichte Fenster, ohne Heizung, ohne Felle, ohne ausreichende natürlich-medizinische Versorgung (Naturmedizin), ohne ausreichende Lebensmittelversorgung (z.B. fehlen Vollkornbrot, Honig, und manchmal erfriert die gesamte Kartoffelernte)

-- in der Sierra sterben jeden Winter (Mai bis Oktober) 20'000 bis 50'000 Kinder zwischen 0 und 5 Jahren, in schlimmen Jahren 10 %, an Kälte und Hunger

-- die Indigenas können Schuluniformen und die Schulbücher nicht bezahlen und die Indigena-Kinder werden deswegen vom Staat von der Schule ausgeschlossen

-- die Indigenas haben wegen der hohen Analphabetenrate keine Fähgigkeit, sich zu organisieren oder sich zu wehren, weil jeder, der lesen oder schreiben kann, intellektuell schon stärker ist als sie

-- die Indigenas lassen lieber ihre Kinder sterben, als dass sie einen aussichtslosen Kampf mit den Weissen und Mestizen aufnehmen, die meistens lesen und schreiben können

-- somit wird klar, wieso eine alte Indigena-Frau in Ayacucho auf dem Trottoir betteln geht, statt gar nichts mehr zu tun: Jeder Soles zählt



SCHMUTZIGE

-- Armut hat von Putzen nicht viel Ahnung, weil der Staat die Armenviertel ja auch nicht putzt, und weil das Geld für Putzmittel fehlt


ARMUT: WIDERSTAND UND AUFRUFE GEGEN DIE REGIERUNG

-- wer sich informieren will, wie die peruanische Regierung die Sierra-Bevölkerung loswerden will, kann sich unter dem Stichwort "Plan Andíno" informieren. Die Wut der extremistisch orientierten Sierra-Bevölkerung  macht sich in einem grenzenlosen Rassismus gegen die korrupte, von jüdischen Familien dominierten peruanischen Regierung breit, z.B. auf www.prensa-antauro.com (in der Schweiz nicht anklickbar). Die Regierung hat einfach keine Ahnung, welche Bedürfnisse die Sierra-Bevölkerung hat. Die Regierung von Peru begeht somit einen Massenmord an 20'000 bis 50'000 Kindern pro Jahr und meint, man könne nichts machen

-- weitere Webseiten rufen zu Nationalismus gegen die Regierung auf, z.B. http://www.bastaperu.galeon.com/

-- auch die Bevölkerung in Lima würde sich über eine Gegenregierung freuen, denn auch die Bevölkerung in Lima weiss, wie die Regierung Perú ans Ausland verkauft

-- in der Intelligentia in Perú existiert - in eigenen Gesprächen festgestellt! - tatsächlich die Überzeugung, dass man gegen die Armut nichts machen kann. Vielleicht können meine Webseiten ja etwas verändern...

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