aus: María Espósito:
Mapuche-Legenden (orig.: Leyendas Mapuches); in:
Mapuche-Spanisch-Wörterbuch; mythologische Personen;
indigene Themen aus Patagonien; ursprüngliche Namen;
Legenden (orig.: Diccionario Mapuche mapuche-español /
español-mapuche; personajes de la mitología; toponimia
indígena de la Patagonia; nombres propios del pueblo
mapuche; leyendas); Editorial Guadal S.A., 2003; ISBN
987-1134-51-7
Zusammenfassung
Es kamen Mapuche-Häuptlinge aus Araukanien mit ihren
Kämpfern und installierten ihre Herrschaften in der Neuquén
und in der Pampa. Die Mehrheit von ihnen waren
Aggressivlinge und sie zerstörten die angestammten
Ureinwohner und griffen immer wieder die Weissen in der
Provinz Gute Luft (Buenos Aires) an. Am Ende kamen die
Truppen von Gute Luft und die Mapuche-Häuptlinge der Pampa
verloren alles.
1700
Cacapol
Hohe Regierungszeit 1715-1735, Pampa
Cacapol war ein Pampa-Häuptling (cacique), der zwischen 1715
und 1735 seine Hauptzeit hatte. Seine Herrschaften besetzten
ein riesiges Gebiet vom Zentrum bis zum Süden der Provinz
Buenos Aires. Mit den angestammten Ureinwohnern hatte er ein
gutes Verhältnis, denen er das Aufstellen von Lagern aus
seinem Gebiet erlaubte. Verschiedene argentinische
Grossgrundbesitzer und Ausländer profitierten von der
Freundlichkeit dieses Häuptlings.
Cacapol war der Cousin eines anderen berühmten
Pampa-Häuptlings, der Tolmichiya genannt wurde. Ausserdem
war er Vater eines mutigen Kriegers mit dem Namen Cangapol,
der wegen seines Muts auch "Der Mutige Häuptling" ("cacique
bravo") genannt wird. Cacapol musste viele Raubzüge
überstehen, die er nur selten kontrollieren konnte (S.339).
Caleliyán
Regierungszeit: 1725-1735, Rio Salado
Caleliyán war ein Pampas-Häuptling (cacique), der zwischen
1725 und 1735 die Uferregion am Salzigen Fluss (Rio Salado)
bewohnte. Mit den Spaniern lebte er in Freundschaft, und
Vorwürfe über ihr Verhalten gab es keine. Als sein Freund,
der Häuptling (cacique) (S.340) Cocopol starb, führte der
Stamm des Verstorbenen an den Grenzen zu Areco und Arrecifes
Raubzüge durch. Juan de San Martín [von der Regierung von
Buenos Aires] erhielt den Auftrag, sie gefangenzunehmen, was
ihm aber bei den ersten Versuchen, sie zu unterdrücken,
nicht gelang, sondern mit einer katastrophalen Niederlage
der Regierungstruppen endet. Um vor den Regierenden nicht
als lächerliche Person dazustehen, wechselte er die Richtung
und dirigierte seine Truppen gegen die Lager des friedlichen
Caleliyán. Und dort liess San Martín gegen den unschuldigen
Stamm seiner Wut freien Lauf. Nur wenige überlebten dieses
bestialische Vorgehen des Nationalheeres. Der mutige
Häuptling (cacique) wurde durch denselben San Martín geköpft
(S.341).
Caleliyán der Jüngere
(Caleliyán, el joven)
Region: Rio Salado
Caleliyán war der Sohn von Caleliyán und lebte nahe dem
Lager seines Vaters. Als sein Vater durch all die
Ungerechtigkeit beerdigt wurde, entschied er, sich den
Puchunches anzuschliessen, um Rache zu üben. Sie griffen die
Ortschaft Villa de Luján an und verübten bei den Spaniern
irreparable Schäden. Auf diese Weise wurde das schreckliche
Massaker gerächt, das seinem Dorf zugefügt worden war. In
diesem Moment intervenierte der Häuptling Cangapol (cacique,
Sohn des verstorbenen Cacapol), der mit beiden Parteien
sprach und die Feindlichkeiten zwischen Christen und
Ureinwohnern besänftigte. Auf diese Weise kam im jungen
Stamm des jungen Caleliyán der Frieden zurück (S.341).
Aguel
Pampa nahe Gross-Salinen (Salinas Grandes)
Aguel war ein Pampa-Häuptling (cacique) und genoss bei
seinen Kollegen eine hohe Anerkennung. Er wohnte im Südosten
der Provinz Buenos Aires nahe von Gross-Salinen (Salinas
Grandes). Im Jahre 1780 war er einer derjenigen, der den
Friedensvertrag mit dem Gouverneur Bucarelli unterschrieb.
Der Vertrag sollte die Südgrenze beruhigen. Der Häuptling
Agüel musste nach Buenos Aires an einer Versammlung
teilnehmen, um dort einen seiner Neffen als Geisel als
Garantie für die Einhaltung des Vertrags zu übergeben. Im
Falle, dass die Ureinwohner den Vertrag brechen sollten,
sollte Agüel gefangenommen und später geköpft werden. Sein
Kopf sollte öffentlich in der Wache von Luján (Guardia de
Luján) ausgestellt werden, als Abschreckung an alle, die
versuchten, den Vertrag zu brechen. So stand es im Vertrag
(S.338).
Evinguanau (1795-1825)
Pampa
Evinguanau war ein Pampa-Häuptling (cacique), der zwischen
1795 und 1825 im südlichen Zentrum der Provinz Buenos Aires
lebte. Er war der Sohn des Häuptlings Epugner. Der Oberst
Pedro García, der zu den Ureinwohnervölkern geschickt worden
war, um die Nachricht über die neuen, revolutionären
Regierungen zu verbreiten, fand im Häuptling Evinguanau
einen ehrenhaften Mitarbeiter. Der Häuptling begleitete
zusammen mit anderen Führern den Oberst Garcíabis ans Ende
der Expedition.
Als Zeichen des Dankes lud der Oberst die Häuptlinge nach
Buenos Aires ein. Am 5. Oktober 1811 wurden Evinguanau und
weitere Mitglieder der unteren Hierarchie in der Stadt
Buenos Aires vom Triumvirat und vom Präsidenten des
Organismus "Feliciano Chiclana" empfangen. Die Häuptlinge
ihrerseits gaben wiederholte Friedensbekundungen ab (S.344).
Llanquinel (1810-1827)
Sierra de la Ventana
Llanquinel war ein Pehuelche-Häuptling (cacique), der
zwischen 1810 und 1827 am Ventana-Berg (Sierra de la
Ventana) lebte. In Bündnissen mit anderen Häuptlingen
widmete er sich der Ausführung von Raubzügen (malones).
Federico Rauch entschied, ihn zu verfolgen, nachdem er die
Unterstützung der Lanzenkrieger der Häuptlinge Negro und
Juan Catriel gewinnen konnte. Am 3. Januar 1827 wurde
Häuptling Llanquinel bei der Lagune Epecuén eingekreist, wo
er zusammen mit seinen Verbündeten Maicá, Petey, Uñol und
Cañuepán eine totale Niederlage erlitt. Trotzdem konnte
Llanquinel nicht gefangengenommen werden. Er flüchtete in
die Wüste und ward nie mehr gesehen (S.345).
1800
Curu-Nahuel (1805-1835)
Region Tandil
Curu-Nahuel war ein Pampa-Häuptling (cacique), der in den
Jahren 1805-1835 in der Gegend von Tandil lebte. Sein Name
bedeutet "weisser Tiger". Die Nachbarn der Region hatten nie
etwas zu klagen, das den Stamm von Curu-Nahuel anging. Der
Stamm widmete sich der Rinderzucht, Wolltierzucht (ganado
lanar) und Pferdezucht (ganado equino). Sie stellten Umhänge
her (ponchos), Seile (sogas), Mapuche-Webteppiche (matras)
und Pferdekissen (cojinillo). In der Landwirtschaft
kultivierten sie Mais und Kürbis. Curu-Nahuel war der Vater
des grossen Häuptlings Cachul. Der Friede zwischen den
weissen Grossviehzüchtern (gauchos), Ureinwohnern und
angestammten Ureinwohnern änderte sich, als die Herrschaften
mit ihren Belästigungen begannen (S.343) und die Leute von
Curu-Nahuel verfolgten. Die Rufe nach Frieden blieben
ungehört. Die Regierung vervielfachte die Verfolgungen und
begann, Hab und Gut der Ureinwohner und der angestammten
Ureinwohner zu konfiszieren. Viele Ureinwohner beendeten ihr
Leben im Gefängnis in Buenos Aires (S.344).
Ancafilú
Regierungszeit 1810-1822, Region Tandil
(Anca = Hälfte, p.9; filu = Viper, p.33)
Ancafilú war ein Pampa-Häuptling (cacique), der zwischen
1810 und 1822 an den Ufern des Flüsschens Capaleofú bei
Tandil lebte. Sein Name bedeutete "halbe Viperschlange".
Martín Rodríguez - ein wohlbekannter Gegner der Ureinwohner,
überraschte Ancafilú in seinem Lager, das sich nahe dem
Häuptling Anepán befand (S.338). Beiden gelang die Flucht.
Die Einstellung von Rodríguez wurde nicht nur von den
Eingeborenenstämmen, sondern auch von der nationalen
Regierung geächtet. Ancafilú versuchte, Rodríguez in einen
Hinterhalt zu locken, aber dieser hatte sich von seinen
Spähern informieren lassen und griff die Krieger des
Häuptlings an, so dass es zu einem Massaker von 100en von
Toten kam (S.339).
Invasoren der Jahre 1815 / 1816
Cachuel
Invasor 1815-1820, Regierungszeit in der Region Neuquén
Cachuel war ein araukanischer Häuptling (cacique), der in
den Jahren 1815 und 1820 nach Argentinien kam. Nach
unbefriedigenden Raubzügen bei den angestammten Ureinwohnern
entschied er, sich endgültig in Neuquén niederzulassen. Seit
dieser Zeit verabschiedete er sich von allen kriegerischen
Angewohnheiten. Während einiger Zeit war er mit einem
anderen araukanischen Invasionshäuptling (cacique)
verbündet, Venancio Cayupán, der ebenfalls entschied, sich
in Argentinien niederzulassen. Cachuel beendete die
Zusammenarbeit dann während der Expeditionen von Oberst
Estomba (S.340).
Cayupán
Invasor 1815
(cayu=sechs, pan, pangui=Puma, Löwe; also: cayupán=sechs
Löwen)
Der Name "Cayupán" bedeutet "sechs Löwen". Cayupán war ein
araukanischer Häuptling (cacique), der im Jahre 1815 nach
Argentinien als Invasor eindrang. Er installierte sein
Zeltlager nahe von Weisse Bucht (Bahía Blanca). Er
vereinigte sich mit Juan Catriel, Cachul und Llanquelén
(S.342), um die Pincheiras zu bekämpfen (eine Räuberbande
der Pincheira-Familie [web05]). Er führte einige Raubzüge
durch, aber nach einiger Zeit entschied er, friedlich zu
leben und verwandelte sich in einen Mitarbeiter der
nationalen Truppen. Als er in Argentinien bereits so lange
wohnte, wie er in Chile gewohnt hatte, genoss Cayupán einen
sehr guten Ruf (S.343).
Cañuquir
Regierungszeit 1815-1840 nahe Masallé
Cañuquir war ein Boroganer-Häuptling (Spanisch: boroganos,
borogas, voroanos, oder auch boroanos, aus dem Gebiet von
Boroa [web03])
.
Er lebte zwischen 1815 und 1840 nahe bei Masallé. Während
einiger Zeit kam die Räuberbande der Pincheiras hinzu, ohne
dass die Boroganer dem zugestimmt hätten. Die Boroganer
blieben im Gegenteil immer die Gegner der Banditen. Im Jahre
1830 erreichte Rosas, den Häuptling Cañuquir aus den Fängen
dieser Bande zu befreien. Beide, Rosas und Cañuquir,
schlossen ein gegenseitiges Schutzbündnis ab. Aber der
Häuptling erfüllte seine Versprechen nicht und fing mit
Raubzügen gegen angrenzende Stammeinwohner-Gebiete an. Um
den Frieden an der Grenze zu behalten, nahm Rosas in der
Ortschaft Los Cerillos die Frau von Cañuquir als Geisel.
Daraufhin akzeptierte der Häuptling (cacique) erneut den
Frieden und seine Frau wurde ihm wieder in seine Hände
übergeben. Trotzdem brauchte es nicht viel Zeit, bis
Cañuquir wieder mit räuberischen Tätigkeiten weitermachte.
Die nationalen Truppen verfolgten ihn, und nach zwei
Schlachten gelang es ihnen, seine Streitmacht erheblich zu
schwächen, indem er 650 Krieger verlor. Cañuquir wurde
gefangengenommen und zum Tode verurteilt. Sein Kopf wurde
während einiger Tage zur Schau gestellt und sollte eine
"Lektion" sein (S.342).
Rondeau
Invasor ab 1816, Regierungszeit 1816-1934 (durch Calfucurá
ermordet)
Mariano Rondeau war ein araukanisch-chilenischer Häuptling
(cacique), der im Jahre 1816 nach Argentinien übersiedelte.
Er wohnte dann nahe Masallé, östlich der Lagune Epecuén.
Rondeau war ein Boroganer (Spanisch: boroganos, borogas,
voroanos, oder auch boroanos, aus dem Gebiet von Boroa
[web03])
.
Zwischen 1816 und 1834 hielt Rondeau Frieden mit den
Christen und den dortigen Eingeborenen. Ausserdem stellte er
auch einen Teil der Expeditions-Kampftruppen von Rosas im
Jahre 1833. Sein Verhalten wurde von der Regierung als
ehrenhaft bezeichnet, weil er bei den Raubzügen
(Schnellangriffen, malones) gegen lokale Ziele der Weissen
nicht teilnehmen wollte. Im Jahre 1830 kam Calfucurá [von
Chile her] und wurde von Rondeau mit offenen Armen
empfangen, der ihn zu schnellen Raubzügen anstiften wollte,
aber Rondeau blieb bei seiner Linie und lehnte ab. Im Jahre
1834 wurde dann eine Versammlung abgehalten, wo die
Plünderei von Calfucurá kritisiert wurde. Spione von
Calfucurá wussten von dieser Versammlung, überfielen die
Versammlung und alle Anführer der Boroganer wurden getötet,
unter ihnen Rondeau. Seit diesem Zeitpunkt bemächtigte sich
der Herr der Salinen auch der Stämme und liess sich zum
Herrscher (emperador) der Pampas ausrufen (S.347).
Alum
Untergebener von Rondeau
Alum war ein Boroganer-Häuptling (cacique), der sein
Zeltlager in Masallé aufschlug, nahe von Gross-Salinen
(Salinas Grandes). Alum war der gehorsame Untergebene des
Haupthäuptlings Mariano Rondeau, der araukanischer
Abstammung war. Rondeau lebte seit Anfang des 19. Jh. in
dieser Region. Die Häuptlinge (caciques) der
Boroganer-Gruppe unterhielten mit den angestammten
Ureinwohnern gute Kontakte. Sie widmeten sich der Viehzucht
und kultivierten Mais und Kürbis. Alum und seine Krieger
waren - als Hilfstruppen - an einer Expeditions-Kampftruppe
unter Juan Manuel de Rosas beteiligt. Wie fast alle
Boroganer-Häuptlinge wurde auch Alum durch Calfucurá
ermordet, der den Krieg gegen die Weissen inszenierte
(S.338).
Chocorí (Vater von
Häuptling Valentín Sayhueque)
Chocori war ein araukanischer Häuptling (cacique), der nur
deswegen nach Argentinien übersiedelte, um Raubzüge
auszuführen. Er führte dann in Patagonien zahlreiche
Angriffe durch gegen Patagonier, gegen Weisse Bucht (Bahía
Blanca) und gegen kleinere Ortschaften im Süden von Buenos
Aires. Für diese Raubzüge verbündete er sich mit anderen
Häuptlingen wie Catrirén, Maullín, Vetocurá und Lupil. Eine
Kampftruppeneinheit des Heeres von Rosas, das den Auftrag
hatte, die rebellischen Häuptlinge zu unterjochen, verfolgte
ihn bis in die hohen Berge (cordillera) zu den Kräften von
Chocorí, der in seinem Lager überrascht wurde und in aller
Hast flüchten musste. Häuptling Chocorí wurde nie gefasst,
aber er kam auch nie mehr zurück, um Raubzüge auszuführen.
Er war der Vater des Herrn der Äpfel (Señor de las
Manzanas), des grossen Häuptlings Valentín Sayhueque
(S.344).
1825
Cachul
Regierungszeit 1825-1855
Cachul war der Sohn des Häuptlings (cacique) Curu-Nahuel.
Cachul lebte zwischen 1825 und 1855 nahe des Flüsschens
Tapalquén. Er unterhielt freundschaftliche und loyale
Kontakte zu den angestammten Ureinwohnern. Er erlaubte es,
dass Grossgrundbesitzer und Rinderzüchter sich auf seinem
Gebiet niederliessen. Im Jahre 1833 schloss er sich den
[staatlichen] Expeditionstruppen unter Rosas an, die die
Verfolgung jener Stämme zum Ziel hatten, die Raubzügen gegen
die christliche Landwirtschaft unternahmen. Seine Kämpfer
waren nicht die einzigen, die das staatliche Heer ergänzten.
Da waren auch Leute der Häuptlinge wie Catriel, Llanquelén,
Francamán, Reilet und Cayupán. Als sich eine Gelegenheit
bot, wurde er von Soldaten der Truppen von Mitre
angegriffen. Cachul zog sich schnell zurück, kam dann nach
einer kurzen Zeit wieder, hatte seine Truppe um viele
Lanzenkrieger aufgestockt und konnte dem Raubzugtrupp eine
schwere Niederlage beibringen (S.340).
1830 / 1831
Cachamillán
Invasor 1830
Cachamillán war ein araukanischer Häuptling (cacique), der
um 1830 als Invasor nach Argentinien kam. Er siedelte nahe
bei seinem Verbündeten Calfucurá, von dem er immer wieder
Befehle erhielt (S.339), um Raubzüge (Schnellangriffe) zu
unternehmen. Cachamillán nahm am Massaker von Masallé teil,
wo die Boroganer-Führer ermordet wurden. Bei einem
Raubzugsversuch auf die Ortschaft Weisse Bucht (Bahía
Blanca) wurde er noch vor der Ankunft entdeckt und musste
ins Land Nahuel Mapu ("Tigerland") flüchten, um einer
Niederlage zu entgehen (S.340).
Juan Calfucurá (Hans Blauer Stein, * apr.
1772-1873)
[Der Hitler der Mapuche in der Pampa]
Invasor 1831, Regierungszeit in der Pampa: 1831-1873
(calfu=blau, cura=Stein, also: Calfucurá=blauer Stein,
Lapislazuli)
Die Legende besagt, dass derjenige, der der Besitzer des
blauen Steins (Piedra Azul, Lapislazuli [web02]) sei, dafür
mit Führerkräften ausgestattet würde. Calfucurá (was auf
Mapudungun "Blauer Stein" bedeutet) versicherte, ihn zu
besitzen, und deswegen erklärte er sich zum Besitzer der
gesamten weiten Region der argentinischen Pampa.
Blauer Stein (Calfucurá) wurde in Llona (in Chile) geboren.
Als chilenisch-araukanischer Häuptling (cacique) kam er 1831
nach Argentinien. Er kam als Invasor nach Argentinien mit
dem Ziel, sich in Gross-Salinen (Salinas Grandes in der
Region La Pampa) eine Herrschaft zu errichten, nahe dem Ort,
der Masallé genannt wird. Dort bat er einen anderen
araukanischen Häuptling, Mariano Rondeau (Führer der Nation
der Boroganer aus dem Gebiet von Boroa [web03]) um Schutz
und Asyl. Die Beziehungen zwischen den beiden
verschlechterten sich mit der Zeit. Die Absichten der beiden
Häuptlinge waren aber auch sehr verschieden:
Während Häuptling Blauer Stein (Calfucurá) kriegerische
Gewohnheiten pflegte und zu schnellen Raubzügen (malones)
gegen die Gemeinschaften der Weissen aufrief, wollte Rondeau
freundschaftliche und herzliche Beziehungen zu den Christen
und zu den weissen Behörden behalten. Diese Diskrepanzen
kamen im Jahre 1834 zum Höhepunkt, als Calfucurá - mit der
Hilfe anderer Häuptlinge - die Versammlung der
Boroganer-Häuptlinge und einige Leute des Gefolges
ermordete.
Ab diesem Zeitpunkt verkündete Häuptling Blauer Stein
(Calfucurá), er sei der "Herrscher der Grasebene"
("Emperador de las Pampas"). Er legte sich den Titel eines
Generals zu und schuf eine indigene Regierung, die 50 Jahre
amtieren sollte. Ausserdem tat sich der siegreiche Häuptling
Calfucurá den Namen "Juan" ("Hans") zu und gab einen Stempel
mit dem folgenden Text in Auftrag:
"General Juan Calfucurá - Salinas Grandes".
(Deutsch: "General Hans Blauer Stein - Gross-Salinen").
Diese Worte wurden auf verschiedenen offiziellen
Korrespondenzdokumenten gedruckt und sind bis heute
auffindbar. Er war es auch, der Manuel Acosta zu seinem
Sekretär berief. Dabei war Acosta ursprünglich [ebenfalls!]
ein Chilene. Acosta war dreist, grausam und sehr intelligent
zugleich. Er war vielleicht derjenige, dem der Häuptling am
ehesten vertraute (S.323). Diese Person hatte entscheidenden
Einfluss, da ja der Häuptling Blauer Stein (Calfucurá)
selbst weder lesen noch schreiben konnte.
Zur Absicherung seiner politisch-militärischen Herrschaft
über die Pampa-Region liess Blauer Stein (Calfucurá) viele
chilenisch-araukanische Häuptlinge, denen er vertraute, die
Anden-Bergkette überqueren. Diese neuen, untergebenen
Häuptlinge strömten nun ins Land [in die neue indigene
Konföderation], und sie waren von zahlreichen Kampftruppen
mit Lanzenkriegern begleitet. Unter den Häuptlingen, die da
aus Chile kamen, fanden sich respektable Männer, die sich
durch ihren Mut ausgezeichnet hatten, wie zum Beispiel
Mayquín, Quillapán Calvucoy, Marihual y Calvuén.
Nachdem Calfucurá seine Streitkräfte organisiert hatte,
vereinigte er alle verstreuten Stämme in der riesigen
Region, die sich vom Atlantik bis zu den Bergketten, und von
Patagonien bis in die Regionen von Cordoba und Santa Fe
erstreckte - und niemand wusste, ob das gut oder schlecht
enden würde. Die Idee des Häuptlings von Gross-Salinen
(Salinas Grandes), wie auch die Idee anderer Führer, war,
eine Indigen-Amerikanische Konföderation zu bilden, die alle
Befangenheiten, die die Ureinwohner des Kontinents einander
gegenüber hatten, überwinden würde. Nun waren aber die
Bedingungen hierzu nicht sehr gut: Es fehlte die
Kommunikation, und viele waren gar nicht interessiert, und
so konnten die gesteckten Ziele gar nie verwirklicht werden.
Dennoch ermunterte Blauer Stein (Calfucurá) zur Idee eines
grossen Imperiums, das aber nur so lange bestand, wie er
selber lebte, und noch ein paar Jahre darüberhinaus unter
seinem Sohn Namuncurá.
Um seine Herrschaft in der Region zu behalten, zögerte
Blauer Stein (Calfucurá) nicht vor Allianzen. Vielleicht war
diejenige mit [dem weissen Präsidenten] Justo José de
Urquiza die wichtigste, der Calfucurá und seine Krieger als
Soldaten der Konföderation erwähnt. Der erdenhafte
Heerführer behauptete, dass jene Soldaten der Regierung
Paraná dienten, um gegen die Provinz Gute Luft (Buenos
Aires) feindliche Aktionen durchzuführen, natürlich mit
schnellen Raubzügen (malones). Und so wurde es gemacht, eins
ums andere Mal. Einer der schlimmsten Raubzüge war derjenige
vom 13. Februar 1855, als 5000 Reiter aus der Ortschaft
"Blau" ("Azul") 60.000 Rinder raubten.
Der Häuptling Blauer Stein (Calfucurá) war ein fähiger und
schlauer Krieger, der sich immer bis in seine letzten Tage
an der Front der Schlacht aufhielt (S.324). Er leitete
etliche Angriffe und Raubzüge gegen Dörfer und Städte im
Süden von Gute Luft (Buenos Aires), wie Olavarría, Tandil
und Weisse Bucht (Bahía Blanca). Am 8. März 1872 kämpfte er
in Heiliger Karl (San Carlos) gegen die Militärtruppen unter
Ignacio Rivas. Dies war seine letzte Schlacht. Er war fast
100-jährig.
Am 14. Juni 1873 starb der Herrscher von Gross-Salinen
(Salinas Grandes) in seinen Zelten von Chiloé, östlich der
Salinen. Es wird erzählt, dass er kurz vor seinem Tod seinen
Sohn zu sich gebeten habe und ihm immer wieder gesagt
habe:"Gib das grüne Land nicht dem Ausländer." (S.325)
orig.: "No entregar Carhue al huinca" (Spanisch: "No
entregar el lugar verde al extranjero").
Quintucó (1810-1834)
Der Name heisst so viel wie "derjenige, der Wasser sucht".
Quintucó war ein Boroganer-Häuptling, der zwischen 1810 und
1934 in der Nähe von Gross-Salinen (Salinas Grandes) lebte.
Er unterhielt mit den angestammten Ureinwohnern friedliche
Beziehungen. Als sich das Massaker von Masallé ereignete,
hatte Häuptling Quintucó den Mut, diese Mordaktion zu
tadeln, und stellte sich damit in Opposition zu Calfucurá.
Und nur kurze Zeit danach gab der Herr der Salinen den
Auftrag, Quintucó zu töten (S.345).
Cristo
Cristo war ein Rankelit (Mapuche-Untergruppe der "Ranquel"
[web06]) und lebte nahe von Gross-Salinen (Salinas Grandes).
Er und seine Leute waren ein Teil der Truppen von Calfucurá.
Sein Name provozierte bei den Christen Furcht und Schrecken.
Er war für seine fürchterliche Brutalität bekannt. In der
Mitte des Jahres 1857 reiste er nach Paraná, um sich mit
Justo José de Urquiza zu treffen. Ausserdem nahm er einen
Sohn von Calfucurá mit, der dort blieb und studierte. Mit
diesem Sohn kamen eine ganze Gruppe von 16 Personen (S.343).
Coliqueo
Coliqueo war ein Pampa-Häuptling (cacique), der in der
Ortschaft "Blau" ("Azul") lebte. Er besass ein Haus, das aus
Kalk und Ziegelsteinen gebaut war und war sehr intelligent
und ein Ehrenmann. Er schickte seine Kinder in die Schule
und erreichte in seiner Karriere den Grad eines
Oberstleutnants (teniente coronel) in den nationalen
Truppen. Coliqueo bot seinen Kriegern an, im Krieg gegen
Paraguay zu kämpfen, weil er sich wie ein Argentinier fühlte
(S.343).
José María Bulnes Llanquetruz (1831-1858)
Regierungszeit 1850-1858, Pampa
José María Bulnes Llanquetruz war der einzige grosse
Häuptling, der lesen und schreiben konnte. Die anderen
Häuptlingen hatten alle einen Schriftgelehrten an ihrer
Seite. Llanquetruz aber konnte selber Texte anfertigen und
die Korrespondenz selber erledigen. Ohne Zweifel hob ihn
diese Fähigkeit von den anderen Mapuche-Führern ab, aber da
war noch etwas. Llanquetruz, der so früh schon ermordet
wurde, war der einzige Häuptling, der die indigene
Konföderation des Häuptlings Calfucurá hätte zur Vollendung
führen können. Aber die Geschichte verlief dann anders.
Der Vater und der Grossvater von Llanquetruz waren schon
grosse Häuptlinge gewesen. Llanquetruz wurde 1831 geboren.
Sein genauer Geburtsort ist unbekannt, aber es wird
angenommen, dass dieser im Südosten der Provinz Buenos Aires
liegt. Schon als 6-Jähriger wurde er von den Nord-Pehuenches
gefangengenommen, die ihn als Diener einem mächtigen
Chilenen verkauften. Dieser Mann liess ihm eine bildende
Erziehung zuteil werden, und so lernte er u.a. lesen und
schreiben.
Im Jahre 1850 fühlte Llanquetruz das Blut seiner Rasse in
seinen Adern. Er wollte kein Diener mehr sein und haute ab.
Als sein Vater starb, wurde er automatisch zum Häuptling
ernannt, und es gelang ihm, eine hohe Anzahl Krieger zu
rekrutieren. Mit ihnen verübte er eine Serie krimineller
Taten nahe der patagonischen Grenze und an der Grenze von
Weisse Bucht (Bahía Blanca). Am Ende, nachdem er seine
Truppen aufgestockt hatte, entschied er, sich dem mächtigen
Häuptling Calfucurá anzuschliessen.
Calfucurá gegen Llanquetruz
Der grosse Häuptling der Salinenregion "Gross-Salinen"
("Salinas Grandes") empfing Llanquetruz mit offenen Armen,
der - durch seine Prahlerei und seinen Mut - nicht zögerte,
sich als Krieger zu profilieren. Calfucurá gab ihm (S.318)
einen Sohn in Obhut, da er ja schon eine seiner Töchter als
Frau hatte. Es ist dabei nicht bekannt, welchen
hierarchischen Grad Llanquetruz einnahm. Man weiss jedoch,
bei welchen Aktivitäten Llanquetruz unter den Streifzügen
unter Calfucurá teilgenommen hat.
Trotzdem war das Verhältnis zwischen beiden dann bald von
Spannungen begleitet. Die Gründe hierfür waren zwei:
Einerseits wollte Llanquetruz seinen Willen nicht einfach
dem Befehl von oben unterwerfen, und andererseits begann
Calfucurá, Llanquetruz zu beneiden, weil dessen Prestige nun
ständig stieg.
Also plante Häuptling Calfucurá, den untergeordneten
Llanquetruz zu töten. Llanquetruz, der von dem Komplott
Kenntnis erhielt, flüchtete mit einem Teil seiner Leute an
den südlichen Limay-Fluss, die Gebiete der Vorfahren. Dann
plante er, die Absichten von Calfucurá zu rächen und griff
die Zeltlager seines Schwagers an. Aber Llanquetruz wurde
besiegt und gezwungen, sich wieder in seine Region
zurückzuziehen. Ab dieser Zeit blieben beide Häuptlinge für
immer verfeindet.
Jahre mit schnellen
Raubüberfällen (malones)
Ohne Hilfe und vom Glück verlassen entschied Llanquetruz,
zum Prinzip der Raubüberfälle gegen Patagonien und die
Weisse Bucht (Bahía Blanca) zurückzukehren. Gleichzeitig kam
er zur Einsicht, sich an Calfucurá zu rächen, der in diesem
Moment [dem argentinischen Präsidenten] Justo José de
Urquiza unterstand. Ende 1855 griff Llanquetruz erneut das
Gebiet "Salinas Grandes" an. Die Bilanz der Schlacht war nun
positiv: Llanquetruz raubte 100e Rinder. Dann richtete er
sein Augenmerk auf Patagonien, wo er mit Bewilligung des
Befehlshabers Julian Murga ein Landgut ("hacienda")
aufbaute. Mitte 1856 kehrte er nach Patagonien zurück,
jedoch nicht mit Handelsabsichten. Mit grossem Mut und
strategischer Fähigkeit gelang es ihm, die
Vorsorgemassnahmen der (S.319) Festung zu überlisten und
konnte wieder 100e Kühe und Pferde rauben. Danach verkaufte
er das geraubte Vieh.
In diesen Jahren verfeindeten sich einige Untergebene von
Calfucurá mit diesem und schlossen sich Llanquetruz an, der
schon eine Invasion in die Region Tandil plante. Im Frühling
1856 raubte der junge Häuptling dann aus der Region Tandil
8000 Stück Vieh. Dabei hatte er ja schon 20.000. Und nun
trieb er Handel mit dem Vieh, an der Weisse Bucht (Bahía
Blanca), in Patagonien, in Chubut und in Chile.
Daraufhin kehrte Llanquetruz nach Tandil zurück, aber dieses
Mal mit diplomatischen Absichten. Bei den Verhandlungen mit
den weissen Militärbehörden des Ortes erreichte der
Häuptling, dass seine Farm toleriert und bewilligt würde mit
der Argumentation, dass das Vieh ein Teil des Präsidenten
Urquiza sei. Die Behörden berücksichtigten seine
Überlegenheit und gaben der Bitte von Llanquetruz nach, der
sich mit einer wichtigen Kriegsbeute aus der Region
zurückzog.
Friede und Allianzen
Im Oktober 1855 beabsichtigte der Oberst Benito Villar -
Kommandant von Patagonien - eine Allianz mit Llanquetruz zu
schmieden. Der Militär wollte nicht nur mit einem
Friedensvertrag die Region von den Raubzügen befreien,
sondern er wollte auch den Häuptling blossstellen, um
Calfucurá mit der Unterstützung von Milizangehörigen der
Nationalarmee zu vernichten. Es waren also zwei Punkte, die
beim massgebenden Dokument eine Rolle spielten, ihn zu
überzeugen: eine hohe Vergütung, und eine Gelegenheit,
seinen Schwager und hartnäckigen Gegner zu vernichten.
Trotzdem hatte Oberst Villaber aber andere Pläne im Kopf: Er
gab vor, auch Valentin Sayhueque vernichten zu wollen, den
Cousin von Llanquetruz.
Ab sofort standen beide Seiten in Kontakt, um zu einem
Übereinkommen zu gelangen. Die Botschafter der nationalen
Regierung (S.320) bereisten die Zeltlager der Ureinwohner,
um den Vorschlag zu verbreiten, und um die Ureinwohnern
anzuhören. Nach einigen Begegnungen - und das waren nicht
wenige - brachten die Vermittler eine Teilabkommen zustande.
Llanquetruz glaubte, dass es angemessen sei, im Einklang mit
der Regierung zu stehen, und ohne lange abzuwarten, stimmte
er einem Freundschaftsvertrag zu. Am 13. April 1857 betrat
der junge Häuptling Patagonien mit 34 Männern, 6 Frauen und
zwei Gefangenen, um vor Oberst Villar den Frieden und das
Bündnis mit den feindlichen Stämmen auf des Staates Seite zu
bestätigen.
Als Calfucurá über den Vertrag informiert wurde, lehnte er
die Handlungen von Llanquetruz ab. Llanquetruz wiederum
wurde über die Reaktion von Calfucurá informiert und
entschied, ihm einen Brief zu schicken, in dem er ihm
empfahl, mit der weissen Regierung Frieden zu schliessen.
Eines der Fragmente illustriert dies in der folgenden Art
und Weise:
"Verehrter Herr Calfucurá, ich möchte Ihnen mitteilen, dass
die Christen nun schon wie meine eigenen Brüder sind. Ich
muss an nichts denken und bekomme Lohn und gute Rationen,
und dasselbe gilt für alle meine Leute, eine Streitmacht von
800 Männern. Und somit empfehle ich Ihnen herzlich, eher
Frieden zu schliessen und keine schlechten Absichten mehr zu
hegen, und es sollte keine Propaganda mehr gemacht werde,
die die Gemüter erhitzt."
(orig. Spanisch:
"Sr. Calfucurá, ya tengo los cristianos como propios
hermanos, no tengo que pensar en nada y estoy ganando
sueldos y buenas raciones, y lo propio toda mi gente, que
es fuerza de 800 hombres como le digo; y así le encargo
que mejor haga la paz y no trate de mala intención y no se
lleve de cuentos ningunos que le calienten la cabeza.")
Nun, die Meinung von Calfucurá wurde ihrerseits in einem
Brief ausgedrückt, der an den Kommandant von Weisse Bucht
(Bahía Blanca) ging, an Francisco Iturra. Einer der Sätze,
der seine Verdächtigungen gegen den Häuptling bezüglich des
Abkommens zum Ausdruck brachte, war:
"Man sollte nicht zulassen, dass mein Sohn Llanquetruz mit
mir ein doppeltes Spiel treibt. (...) Trotzdem bin ich gut
vorbereitet auf das, was noch kommen wird."
(orig. Spanisch:
"No permita que mi hijo Llanquetruz me juegue a dos
barajas. (...) Sin embargo, estoy bien preparado para lo
que pueda suceder.")
Ein Häuptling in Gute Luft
(Buenos Aires)
Llanquetruz stieg auf ein Schiff in Richtung Gute Luft
(Buenos Aires), der Dampfer "Belisario", um den Friedens-
und Freundschaftsvertrag zu ratifizieren und zu
unterschreiben. Ende April 1857 kam er dort an. Die Zeitung
"Die Tribüne" ("La Tribuna") widmete ihm die folgenden
Zeilen:
"Nun kommt er auf einen Spaziergang (S.321) in unsere Stadt,
wo er seinen ersten Sohn in die Erziehung schicken will.
Llanquetruz ist ein junger Mann, 25 Jahre alt, gute Figur;
in Kommandantenuniform. Gestern war er beim Gouverneur. Um
die Eindrücke zu vervollständigen, die der Wüstenbewohner
nach Erledigung so vieler Sachen erhalten hat, wäre es gut,
den Mittwoch im Kolumbustheater ("teatro Colón") zu
verbringen.
(orig. Spanisch:
"Viene a pasear a (p.321) nuestra ciudad, donde quiere
mandar a educar al mayor de sus hijos. Llanquetruz es un
joven de 25 años, de buena figura; viste uniforme de
comandante. Pasó a visitar ayer al Gobernador. Para
completar las emociones que debe recibir al encontrarse
con tanta coas nueva el habitante del desierto, bueno
sería llevarlo el miércoles al teatro Colón.")
In den nachfolgenden Tagen wurde er von den Behörden sehr
gut empfangen und bewirtet, war im Kolumbustheater und
besuchte die Stadt zu Pferde. Am 19. Mai [1857] fand
er sich beim Regierungsgebäude ein, wo er mit dem
Gouverneur, Valentin Alsina, eine zweistündige Konferenz
gab, mit der Angabe, dass die Grundbedingungen über den
Friedensvertrag ausgehandelt seien. Llanquetruz schiffte
sich am 26. Mai in Richtung Patagonien ein, nachdem er den
Festlichkeiten des Geburtstags der Mai-Revolution beigewohnt
hatte.
Der Abschluss
Die Umstände des Todes von Llanquetruz (im Jahre 1858
[web01]) wurden von den Historikern nicht untersucht. Das
traurige Ende des jungen Häuptlings ist auf verschiedene Art
möglich: durch Verschwörung, oder durch einen Streit, oder
durch einen Alkoholexzess. Sicher ist, dass Llanquetruz
ermordet wurde, wahrscheinlich durch einen Befehlshaber mit
dem Nachnamen Méndez, an einer Theke eines
Gemischtwarenladens in Weisse Bucht (Bahía Blanca). Es gibt
verschiedene Versionen über den Hergang, aber zwei sind am
wahrscheinlichsten. Eine Version besagt, dass Calfucurá ihn
haben töten lassen, indem er das Vertrauen ausnutzte, das
sein Schwiegersohn in sein Sicherheitspersonal hatte. Eine
andere Version besagt, dass Llanquetruz total betrunken war,
als er durch einen [weissen] Armeeoffizier
zusammengeschlagen wurde. Llanquetruz soll dem Offizier den
Tod eines Freundes in die Schuhe geschoben haben (S.322).
Die Dynastie der Catriels
Juan (Hans Catriel, gest.
1848)
[web04]
Juan Catriel war Häuptling (cacique) in der Pampa-Region. Er
war der Vater von Cipriano, Juan José, und Marcelino. Sein
Verhältnis mit den angestammten Ureinwohnern war gegenseitig
freundschaftlich und respektvoll. Bei verschiedenen
Gelegenheiten fand eine Zusammenarbeit zwischen dem Stamm
von Juan Catriel und den staatlichen Militärs statt, um
Raubzüge der Araukaner-Ureinwohner aus Chile und anderer
gewisser betrügerischer Gruppen zu vermeiden, die durch die
weite Pampa Argentiniens streiften.
Im Jahre 1827 arbeitete er mit seinen Lanzenkriegern in
einer Brigade der Nationalarmee zusammen, die unter dem
Befehl von Oberst Rauch stand. Bei dieser Gelegenheit wurde
er vom Tehuelche-Häuptling Schwarz (Negro) assistiert. Im
Jahre 1833 nahm Häuptling Juan als Hilfstruppe an der
Wüstenexpedition unter Juan Manuel de Rosas teil. Weitere
begleitende Kriegsführer waren u.a. Fracamán, Reilet,
Venancio Cayupán, Llanquelén und Cachul. Man kann durchaus
feststellen, dass der grosse Häuptling Juan Catriel ein
Verbündeter von Rosas war, der dann im Jahre 1852 gestürzt
wurde
Juan war ein grosser Freund der Häuptlinge Cachul und Lucio,
die beim Flüsschen Tapalquén siedelten, im (S.325) Nordosten
von "Blau" ("Azul"). Der Vater der Catriel-Brüder konnte auf
seinem Gebiet mit Christen und angestammten Ureinwohnern bis
zu seinem Tod zusammenleben. Juan starb auf dem
Schlachtfeld, als er einen Raubzug der Ureinwohner abwehrte.
Bei dieser Gelegenheit kämpfte er an der Seite von Oberst
Alvaro Barros und des Häuptlings (cacique) Quentrel. Im
Moment seines Todes wurde sein Platz vom Sohn Cipriano
eingenommen. In der heutigen Zeit leben die Ureinwohner, die
als Catrieliten bekannt sind, auf kleinen Grundstücken nahe
der Ortschaft "Los Toldos" ("Die Zeltlager") in der Provinz
"Gute Luft" ("Buenos Aires").
Cipriano (Catriel)
So, wie schon sein Vater vor ihm, unterhielt Cipriano
Catriel freundschaftliche und respektvolle, friedliche
Kontakte zu den ursprünglichen Ureinwohnern Argentiniens.
Immer wieder bot er seinen Kriegern Pampa-Grundstücke an, um
seine Macht zu sichern auf den Landen von Buenos Aires zu
sichern.
Am 9. Oktober 1870 unterschrieb Oberst Elias - der
Kommandant der Blaugrenze ("frontera de Azul") -, als
Vertreter der Nationalregierung, mit Cipriano einen
Friedensvertrag. Mit diesem Vertrag sollte ein Schlussstrich
unter eine Serie von Repressalien gezogen werden, die die
Ureinwohner wegen schrecklicher Schikanen der weissen
Militärs unternommen hatten. Oberst Elias hatte unter den
Ureinwohnern wegen der blutigen und terroristisch
ausgeführten Massaker keinen guten Ruf, die er gegen die
Gemeinden in der Pampa-Ebene durchgeführt hatte.
Der Friedensvertrag hielt aber nur kurze Zeit. Im Mai 1871
waren es drei Cipriano untergebene Häuptlinge (Manuel
Grande, Chipitruz und Cafulcir), die sich verpflichtet
fühlten, sich gegen Elias zu erheben. Die Essensrationen und
die Bezahlung, die der Oberst ihnen im Austausch gegen ihre
Dienste als Hilfskavallerie versprochen hatte, kamen nie an.
Aber nicht nur das: Elias machte weiter mit seinen
undifferenzierten Massakern. Schlussendlich begab sich
Cipriano unter den Befehl von Mitre (S.326), der ihn in
politische Streitigkeiten verwickelte, um ihn später zu
betrügen und ihn den feindlichen Truppen ausgeliefert zu
werden. Er wurde gefangengenommen, und alle seine Leute
wurden entwaffnet. Danach fiel er in die Hände seines
Bruders Juan José, der ihn tötete, weil er ihn als Verräter
an seiner Rasse ansah.
Juan José (Hans-Josef
Catriel)
Regierungszeit 1865-1878
Der Häuptling (cacique) Juan José Catriel hatte seine Zeit
der Machtausübung zwischen 1865 und 1878. Nachdem er seinen
Bruder Cipriano getötet hatte, übernahm er die Macht des
Stamms und blieb am selben Ort, wo der Stamm der Catrieliten
bisher immer gelebt hatte. Juan José wollte aber - ganz im
Gegensatz zu seinem Vater und seinem Bruder - nie einen
Vertrag mit den nationalen Behörden. Er war überzeugt, dass
die Gebieten ihm gehörten. Gleichzeitig bediente er sich bei
den ursprünglichen Ureinwohnern und beraubte sie ihrer
Häuser und verpflichtete sie zu Abgaben von Mehl, Kräutern,
Fleisch und Tabak. Ein Raubzug ging aber daneben, wurde zu
einer herben Niederlage, und die Behörden verfolgten Juan
José und seinen Bruder Marcelino, die sich beide mit ihren
Familien retten konnten, weil sie einen Tag zuvor ihre Zelte
an einen anderen Ort verlegt hatten.
Marcelino (Catriel)
Von den drei Brüdern war Marcelino derjenige, der am
wenigsten auffiel. Trotzdem war er ein sehr mutiger und
tapferer Krieger, der - im Einklang mit dem Gesetz der
Blutsverwandtschaft - keinen Frieden mit den Weissen wollte.
Im Jahre 1877 musste er ins Landesinnere flüchten, wo er
zusammen mit dem Häuptling gefangengenommen wurde.
Calfucir
Flüsschen Tapalquén bei Blau
Calfucir war ein Häuptling, der beim Flüsschen Tapalquén
lebte, nordöstlich der Ortschaft "Blau" ("Azul"). Seine
Leute waren ein Teil der Stammeskrieger des Armeechefs
Cipriano Catriel. Mit den angestammten Ureinwohnern, die auf
seinem Gebiet wohnten, war er treu und ehrlich. Im Bündnis
mit den Häuptlingen Manuel Grande und Cipitruz verfügten die
drei Häuptlinge über 600 Lanzenkrieger, die in der Region
für Ordnung und Frieden sorgten. Am 9. Oktober 1870
unterzeichnete er zusammen mit Cipriano Catriel einen
Freundschaftsvertrag mit der Nationalregierung. Trotzdem
respektierte ein Oberst namens Elias diesen Vertrag nicht
und verweigerte den Stämmen die Rationen und die Löhne, die
ihnen zustanden. Im Jahre 1871 war Calfucir diesen
Missbrauch Leid und vereinigte sich im Jahre 1871 mit Manuel
dem Grossen (Manuel Grande) und Cipitruz, und sie
unterwarfen sich Elias (S.341).
Manuel Namuncurá
Regierungszeit: 1835-1885, Gross-Salinen (Salinas Grandes)
(namun=Fuss, cura=Stein, Fels, also: Steinfuss)
Manuel Namuncurá war ein ursprünglich
araukanisch-chilenischer Häuptling (cacique). Er kam mit
seinem Vater nach Argentinien, der grosse Führer Juan
Calfucurá, der von Juan Manuel de Rosas die Berechtigung
bekam, die Bergkette zu überqueren (S.327). Als der Vater
starb, erbte Sohn Manuel die Führung im Reich Gross-Salinen
(imperio de Salinas Grandes). Der Name "Namuncurá" heisst
"Steinfuss" ("pie de piedra") oder "Stein in Form eines
Fusses" ("piedra en forma de pie"). Zwischen 1835 und 1885
lebte er in einer Gegend namens Chiloé, nahe der Salinen in
La Pampa.
Ihm waren 25 Häuptlinge untergeben, 100 Befehlshaber
(capitanejos) und über 2500 Lanzenkrieger (lanceros). Seine
Streitkräfte bestanden hauptsächlich aus Araukanern und
Rankeliten (Mapuche-Untergruppe der "Ranquel" [web98]).
Dennoch dauerte diese Zeit nur kurz. Der strategische Irrtum
von Namencurá war, dass alle Häuptlinge und Befehlshaber als
Untergebene behandelte und nicht als freie, vereinigte
Führer in einem demokratischen und in Freundschaft
abgehaltenen Parlament. Auf diese Weise begannen die
Häuptlinge, den Gehorsam zu verweigern, und bis zum Jahr
1875 waren seine Untergebenen auf sechs Häuptlinge, 70
Befehlshaber, 1500 Lanzenkrieger, und 7500 Nichtkämpfer
(Kinder, Frauen und Ältere) geschrumpft.
Trotz der abnehmenden militärischen Macht führte Namuncurá
einen Dauerkrieg gegen die Armeen, die vorhatten, die "Wüste
zu erobern". Ausserdem intervenierte er bei den inneren
Kämpfen im Land. Er bot seine Lanzenkrieger verschiedenen
Parteien an. Im Jahre 1877 entschieden verschiedene
Häuptlinge, die von den Verfolgungen und Massakern
demoralisiert waren, sich zu ergeben. Namuncurá blieben
somit nur noch 1000 bewaffnete Lanzenkrieger. Das grosse
Imperium der Piedra-Dynastie begann zusammenzubrechen.
Dennoch war der Salinen-Häuptling einer der letzten, die
sich während des militärischen Feldzugs unter General Roca
der angreifenden Kriegsmarine ergab.
Hungernd, nackt, waffenlos und mit dem Versprechen, dass sie
ihn zu seiner Heimaterde zurückführen würden, um dort
Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben, begab er sich am
24. März 1884 in die Provinz Neuquén nach Ñorquín. Der Staat
erhob ihn in den Rang eines Nationaloberst, aber das
kompensierte seine Gebietsverluste nicht (S.328).
Er starb mit 90 Jahren, nach einem Besuch der Stadt Buenos
Aires, wo er für die Bevölkerung ein Objekt der Sympathie
und Neugierde war (S.329).
Rumay,
Bruder von Namuncurá
Regierungszeit: 1860 ca.-1882, Gross-Salinen (Salinas
Grandes)
Rumay war ein araukanischer Häuptling (cacique) und Bruder
von Manuel Namuncurá. Er lebte in Gross-Salinen (Salinas
Grandes) und nahm zusammen mit seinem Vater und seinem
Bruder an verschiedenen schnellen Raubzügen (malones) teil.
Am 9. Oktober 1876 war er zusammen mit seinem Bruder einer
der Propagandisten der grössten Invasionen. In
Zusammenarbeit mit den anderen Häuptlingen, Manuel der
Grosse (Manuel Grande) und Tripailao, griffen sie mit 2000
Kriegern eine grosse Erweiterung der Pampa von Buenos Aires
an. Die Kriegsbeute war riesig. Ende 1882 endete das Leben
von Rumayin Gefangenschaft in der Nähe des Aluminé-Flusses
(S.347).
Blanquillo
Region Gross-Salinen (Salinas Grandes)
Blanquillo war ein Pampa-Häuptling (cacique), der nahe bei
Gross-Salinen (Salinas Grandes) lebte, der deswegen von
Manuel Namuncurá dominiert wurde. Zwischen 1860 und 1877
entschied Blanquillo, gegen Gebiete der ursprünglichen
Eingeborenen schnelle Raubzüge (malones) durchzuführen. Sein
Charakter war kriegerisch. Ende 1877 überraschten
Nationaltruppen der Guamini-Division den Stamm in ihren
Zelten. Es wurden viele Gefangene gemacht und ein grosser
Teil der Ländereien wurde beschlagnahmt. Ab nun konnte
Blanquillo keine Macht mehr erlangen, weder politisch noch
ökonomisch (S.339).
Reuque-Curá, Bruder von Calfucurá
Regierungszeit: 1860 ca.-1883, Catan-Lil-Fluss (Rio
Catan-Lil)
Reuque-Curá war ein araukanischer Häuptling (cacique), der
Bruder von Calfucurá und Onkel von Manuel Namuncurá. Er
lebte an den Ufern des Catan-Lil-Flusses (Rio Catan-Lil). Im
Sommer wechselte sein Stamm jeweils sein Lager an den
Aluminé-See. Sein Einflussbereich war insgesamt strategisch,
da er einen wichtigen Weg nach Chile kontrollierte. In
Richtung Reuque-Curá waren ihm um die 15 Häuptlinge
(caciques) unterstellt, u.a. Queupú-Millá, Nahuelpan,
Painé-Filú und Pulmane.
Nach Valentín Sayhueque war er der Anführer, der die meisten
Lanzenkrieger besass: 2500 Lanzenkämpfer. Einige Texte
seiner Zeit geben an, dass sein Heer grösser als jenes von
Calfucurá war, der für seine schnellen Raubzüge (malones)
immer die Zusammenarbeit seines Bruders in Anspruch nahm.
Die Hilfe, die jener bot, waren 600 bis 1000 Krieger seines
Stamms.
Reuque-Curá hatte hohe politische Fähigkeiten. Während er
mit der Regierung von Buenos Aires den Frieden beibehielt,
profitierte er von den Raubzügen (Schnellangriffen) seines
Bruders und anderer Häuptlinge (caciques). Auf diese Art und
Weise wurde er nicht zum Ziel der nationalen Truppen. Im
Jahre 1875 noch hatte er 2000 Krieger unter seinem Befehl.
Nach 1881 begann dann aber auch der Niedergang von
Reuque-Curá.
Am 1. März dieses Jahres [1881] begann die Armee von Buenos
Aires die Verfolgung zweier ihrer Alliierten: der Häuptlinge
(caciques) Rumay und Namancurá. Der Todeskampf dauerte bis
zum 5. Dezember 1883, als die Stämme von Reuque-Curá in bei
Hunger und Kälte in aller Trostlosigkeit gefangen wurden
(S.346).
Manquiel, ein
Pehuelche-Häuptling
Regierungszeit: 1860-1882, Aluminé-Fluss
Manquiel war ein Pehuelche-Häuptling (cacique), der zwischen
1860 und 1865 am rechten Ufer des Aluminé-Sees wohnte. An
Raubzügen nahm er nicht teil. Er war ein guter Freund von
Reuque-Curá, Bruder von Calfucurá. Im Jahre 1882 liess er
eigene Familienmitglieder in der nationalen Armee kämpfen,
um während der nationalen Vernichtungsaktion gegen die
Mapuche den Frieden garantiert zu haben. Er forderte, dass
er nicht angegriffen oder beraubt würde. Trotzdem wurde der
Pakt von der nationalen Seite nicht eingehalten. Angewidert
von Verfolgungen entschied Manquiel dann, sich mit all
seinen Leuten dem machthabenden Oberst zu ergeben (S.345).
Feliciano Purrán
Hohe Regierungszeit: 1860-1870, Nord-Neuquén
Purrán war ein Pehuenche-Häuptling (cacique), dessen
Herrschaft sich auf den Norden von Neuquén erstreckte,
zwischen den Flüssen Barrancas und Agrio, die Ortschaft
Añelo und die Bergkette. Sein Gebiet grenzte im Süden an das
"Apfelland" ("El País de las Manzanas" von Häuptling
Sayhueque, einer der wenigen Häuptlinge, die ihn
respektierten.
Purrán war der Hauptführer eines indigenen
Nationenbündnisses. Er übte seine Macht über die niedrigeren
Häuptlinge aus, die ihre Zeltlager an strategischen Punkten
hatten.Sein Name bedeutet "Tal vier". [?]
Der Höhepunkt des Lebens von Feliciano Purrán fand zwischen
1860 und 1870 statt, als er in seinem Parlament 27
Häuptlinge, über 75 Befehlshaber und 1600 Lanzenkrieger
vereinigen konnte. Seine politische Strategie war sehr
individuell: Er nahm an keinen Raubzügen teil, sondern
stachelte andere Häuptlinge dazu an, in das Gebiet der
Weissen einzudringen. Dann kaufte er das Vieh billig ab,
liess es auf seinem Gebiet überwintern und verkaufte es dann
für einen guten Preis nach Chile. So besass er bis zu
zwischen 20.000 und 30.000 Stück Vieh.
Das (S.330) Glück des Häuptlings wie dasjenige derjenigen,
die für ihn arbeiteten, war aber nicht so berechenbar. Seine
Tugenden als Händler und Krieger überschritten die Grenzen
seines weiten Reiches. Dieser Typ der Handelsgeschäfte war
einer der grossen Unterschiede zum Nachbar-Häuptling
Sayhueque. Im Unterschied zum "Herrn des Apfellandes"
("Señor del País de las Manzanas") hatte Purrán laufend
Kontakte mit den Behörden von Chile, und dies bewirkte, dass
die weissen Grossgrundbesitzer ebenfalls auf der
argentinischen Seite siedeln wollten. Gemäss Zeugenaussagen
von Julio A. Roca bekam der Häuptling monatliche Zahlungen
der chilenischen Auftraggeber mit dem Ziel, die Herrschaft
dieser Gebiete im Namen des besagten Landes zu halten und
die Raubzüge seiner Untergebenen an Siedlungen in
Argentinien voranzutreiben.
Purrán war einer der Häuptlinge, die zu den restlichen
Führern vorgeschlagen wurden, einen Guerillakrieg gegen die
Weissen zu provozieren. Dennoch provozierte die hohe Rüstung
des [staatlichen] Heeres unter den Häuptlingen eine grosse
Furcht, die es bevorzugten, sich zu ergeben oder einen
Vertrag abzuschliessen. In dieser Situation wählte Purrán
die Option, den Kampf weiterzuführen.
Im Jahre 1880 befahl die Erste Brigade unter dem Befehl von
General Villegas, dass die Truppen von Purrán und Queupu
vernichtet werden sollten, die die Bergtäler an den Ufern
des Bio-Bio-Flusses bewohnten. Der Militärführer, der mit
der Operation beauftragt war, der Unteroffizier-Major
Ruibal, begab sich - mit 47 Soldaten - auf die Wege zu den
Häuptlingen. Die Kräfte von Purrán waren wegen der
unaufhörlichen Verfolgung reduziert. Ein Vermittler, der
Purrán bekannt war, Ruibal, brachte es fertig, dass der
Häuptling einer Verhandlungslösung zustimmte. Aber ein
Durcheinander unter den Soldaten während der Verhandlung
bewirkte, dass sie das Feuer eröffneten und das gesamte
Gefolge des Häuptlings ermordet wurde. Der Häuptling selbst
konnte sein Leben retten, aber die Schiesserei bewirkte nun
auch, dass alle Ureinwohner aus dem Gebiet flüchteten
(S.331).
Purrán wurde festgenommen und als Gefangener auf die Insel
Martín García gebracht. Nach einigen Jahren Gefängnis konnte
er einen Militär davon überzeugen, dass er nach Ranquilón
gebracht werde und sie ihn dort in Freiheit liessen. Im
Gegenzug wollte er den genauen Ort einer grossen Silbermine
zeigen. Als sie in Chos Malal waren, entwischte der Krieger
nach Chile, wo er untertauchen konnte und den Rest seiner
Tage verbrachte. Sie konnten ihn nie wieder festnehmen
(S.332).
Pincén
Pampa
Pincén war ein Pampa-Häuptling (cacique), der unter dem
Befehl von Calfucurá stand, bis dieser starb. Darauf machte
sich Pincén unabhängig und überhörte dabei - und dies
mehrfach - die Mahnungen von Mamancurá (Erb-Häuptling des
Throns von Calfucurá). Er lebte den meisten Teil seines
Lebens in der Region der Lagune von Malalcó, etwa 50 km im
Osten von Trenque Lauquen.
Pincén verfügte nur über 150 Krieger, aber die Bewunderung,
die ihm von einigen anderen Häuptlingen zuteil wurde, gab
ihm die Möglichkeit, Bündnisse mit anderen Lanzenkriegern
abzuschliessen, die sich ihm zur Verfügung stellten. Auf
diese Art und Weise brachte er 600 Lanzenkrieger zusammen.
Seine Raubzüge waren durch seine Schläue und Tapferkeit
bekannt. Einen Friedensvertrag mit den Weissen unterschrieb
er nie, und wenn ein Häuptling dies tat, so war es Pincén,
der den Friedensvertrag zum Bruch führte. Valentín Alsina
beschrieb Pincén als einen "unbeugsamen Sohn und Rebellen
der Wüste" ("hijo indómito y rebelde del desierto"). Als er
geköpft wurde, war er 70 Jahre alt und lebte mit vier
Frauen, eine davon eine Weisse, die Nichte des [weissen]
Militärs Arredondo.
Pincén paktierte nie mit der [staatlichen] Armee, und auch
nicht mit Gebieten der Weissen. Er fühlte, dass sie ihm
seine Gebiete entreissen wollten. Deswegen misstraute er
ihnen bis aufs Blut und bekämpfte und beraubte sie (S.332).
Cañumil
Regierungszeit 1860-1878, Pampa
Cañumil war ein Pampa-Häuptling (cacique), der zwischen 1860
und 1878 im Südosten von Buenos Aires lebte. Einige Texte
geben an, dass er der Sohn von Häuptling Pincén sein könnte.
Im Jahre 1872 beantragte Cañumil bei der Regierung,
dass ein Friedensvertrag aus früherer Zeit wieder erneuert
würde, der wegen der sich immer wiederholenden Raubzüge
(Schnellangriffe) der Rebellen-Häuptlinge ausser Kraft
gesetzt worden war. Um seinen guten Willen zu zeigen, bot er
sogar Geiseln aus seinen eigenen Reihen an. Im Jahre 1877
dann wurde er aber bei Guatraché gefangengenommen. Seine
Kampftruppe bestand gerade noch aus vier Kriegern (S.342).
Valentín Sayhueque (* ca. 1830-1903)
Der letzte Mapuche-Häuptling, Regierungszeit 1845 ca.-1885,
Apfelland (País de las Manzanas)
(Chai=Vater, Besitzer; hueque=Schaf, Wolltier;
"Wolltierbesitzer" ("Dueño de los lanares")
Valentín Sayhueque wird in den Geschichtsbüchern als der
letzte grosse Häuptling (cacique) beschrieben, der sich vor
dem militärischen Vorstoss "Besetzung der Wüsten" ergab.
Dennoch kann man sein Leben nicht nur auf diese Tatsache
reduzieren. Sein Name bedeutet in der Mapuche-Sprache
[Mapudungun] "Wolltierbesitzer":
say oder
shai (das für Chai oder Chao steht)
bedeutet Vater oder Besitzer, und
hueque wird mit Schaf oder Wolltier
übersetzt.
George Musters schrieb seinen Namen "Cheoeque"; der Heilige
Martin (San Martín) sprach von ihm in seinen Briefen und
nannte ihn "Chaihueque". Andere Schreibweisen sind auch
Saihueque, Shaihueque oder Sayeweke.Alle diese Schreibweisen
beziehen sich auf den grossen Häuptling des "Apfellandes"
("País de las Manzanas").
Bezüglich des Geburtsdatums und des Geburtsorts sind über
Valentín Wolltierbesitzer (Sayhueque) keine genauen Angaben
vorhanden. Die wahrscheinlichste Version besagt, er sei um
das Jahr 1830 in der Nähe des Schwarzflusses (Rio Negro) und
des Coloradoflusses (Rio Colorado) geboren worden. Sein
Vater war der grosse, araukanische Häuptling Chocori, der im
Jahre 1833 in einer Schlacht im Zuge des "Feldzugs gegen den
Indio" ("campaña contra el indio") unter Juan Manuel de
Rosas starb. Seine Mutter war eine Tehuelche-Frau. Schon in
jungen Jahren, nach einer kurzen Zeit der Vormundschaft
durch seine erwachsenen Verwandten, wurde der Sohn ein
Häuptling. In der frühen Zeit lernte er sein gesamtes
Einflussgebiet kennen, das heisst, die heutige Provinz
Neuquén, das Collón-Curá-Tal (valle Collón Curá, Deutsch:
Steinmaske, S.17), über den Caleufú-Fluss (Rio Caleufú) -
das war das Gebiet, das auch als Apfelland (País de las
Manzanas) bekannt ist.
Im Verlauf der Jahre dehnte sich sein Reich weiter in den
Süden bis zu den Quellen des Chubut-Flusses (Rio Chubut)
aus; im Norden bis zum Neuquén-Fluss (Rio Neuquén), und im
Westen war die Bergkette (Cordillera) die Grenze (S.333).
Seine erste Schlacht erlebte er schon in jungen Jahren. Im
Jahre 1885 kam er bis Carmen de Patagones und nahm beim
Angriff auf die Eisenbahnstation Heiliger Antonius von
Iraola (San Antonio de Iraola) teil.
Der Umgang mit den Weissen
Die Beziehungen, die Sayhueque mit den Weissen unterhielt,
wurden bei verschiedenen Gelegenheiten aktenmässig mit
Unterschrift festgehalten, die jeweils den politischen und
wirtschaftlichen Umständen entsprachen. Der grosse Häuptling
war ein intelligenter und strategisch denkender Führer. Er
wollte nie in Auseinandersetzungen hineingezogen werden, die
seinen Leuten hätten schaden können. Und der Beschluss zu
einer bewaffneten Rebellion wurde nur dann gefasst, wenn
sich sein Volk beleidigt fühlte. Vielleicht sollte dies ein
Hauptgrund sein, der bei anderen Ureinwohnergruppen zu einer
grossen Anerkennung und Respekt gegenüber Sayhueque führte.
Wenn es keine Herrschaft gegeben hätte, dann wäre das
"Apfelland" dem Weissen Mann offengestanden. Dennoch verbot
der grosse Häuptling des Apfellandes klar und deutlich, dass
seine Krieger an irgendwelchen Angriffen gegen Siedlungen
der Weissen teilnehmen. Trotz der Einladungen der Häuptlinge
Blauer Stein (Calfucurá), Purrán und Steinfuss (Namuncurá),
um an schnellen Raubzügen (malones) teilzunehmen, erlaubte
es Sayhueque nie, dass jemand seiner 5000 Krieger bei diesen
Angriffen mitmachte. Einige Quellen zeigen auf, dass seine
Familienangehörigen ihm seit jungen Jahren eingeschärft
haben, dass er den Frieden mit den angestammten Ureinwohnern
Argentiniens bewahren müsse. Andere Quellen meinen,
Sayhueque habe bei vielen Gelegenheiten Mitglieder seines
Stamms bestraft, die es wagten, Siedlungen der Weissen zu
schaden - und dies ohne jedes Motiv.
In diesem Sinne sagte der Häuptling Foyel - ein Krieger, der
von der Regierung des Apfellandes abhängig war:
"Wenn (S.334) wir gegen die Weissen Krieg führen, dann
hätten wir keinen Markt, unsere Umhänge, Leder und Federn zu
verkaufen, und deswegen ist es in unserem eigenen Interesse,
dass wir mit ihnen gute Beziehungen unterhalten."
Diese Politik regte die anderen Häuptlinge ziemlich auf.
Häuptling Steinfuss (Namuncurá) beklagte sich in Briefen an
die Ranquel-Führer und Boroganer-Führer, dass der mächtige
Häuptling Sayhueque bei den von ihnen realisierten schnellen
Raubzügen (malones) keine Hilfe leistete.
Ausserdem muss die freundschaftliche Beziehung des grossen
Häuptlings des Apfellands mit dem Engländer Musters betont
werden, der - in einem Akt derGastfreundschaft, sogar
ebenfalls "Häuptling" (cacique) genannt wurde (S.335).
Die Tugenden der Gebiete
des Apfellandes ("tierras manzaneras")
Die Bewohner der Region "Apfelland" ("El País de las
Manzanas") lebten auf einem privilegierten Stück Land, wo
einmalige Früchte wuchsen. Natürlich ergab sich der
Wohnstand dort nicht nur aus den Naturprodukten. Die
Apfelzüchter, wie sie die Bewohner der Region nannten,
verbesserten ihre Produktion mit künstlich angelegten
Kulturen und züchteten auch viele Tierarten. Die ökonomische
Organisation der Männer unter Sayhueque war derart
reichhaltig, dass die Weissen der Provinz Buenos Aires
überhaupt nicht benieden wurden.
Das Lebensniveau war hoch, Lebensmittelknappheit gab es nie,
und dies ergab eine überraschende Gemütlichkeit. Ausserdem
stand den Apfelzüchtern noch Zeit für Feste und Spiele zur
Verfügung.
Der Offizier der Nationalarmee, Mariano Bejarano, machte im
Jahre 1872 als Botschafter der argentinischen Regierung die
erste Reise ins "Apfelland". Aber Bejarano war es nicht, mit
dem Sayhueque eine spezielle Beziehung unterhielt, sondern
das war der Sachverständige Francisco Moreno, der sich bei
vielen (S.335) Gelegenheiten mit dem Häuptling Caleufú
zeigte. Beim Häuptling Wolltierbesitzer (Sayhueque) gingen
auch viele chilenische Militärs ein und aus, die danach
strebten, dass der Häuptling sich als Chilene erklären
sollte und somit die Souveränität seines Landstücks Chile in
die Hand spielen sollte.
Zeiten des Widerstands
Als die Operation "Wüstenkrieg" ("Conquista del Desierto")
begann, schickte [der weisse General] Julius Fels (Julio
Roca) an Häuptling Wolltierbesitzer (Sayhueque) eine Note,
um "Regeln für eine gute Freundschaft" zu akzeptieren, aber
der Häuptling akzeptierte diesen Bedingungsfrieden nicht.
Der Häuptling Purrán rief Sayhueque zu Hilfe, um die durch
die Weissen bedrohten Gebiete zu verteidigen, und nach der
Durchführung eines Kriegsrats in Ranquilón (1879), entschied
der "Herr der Wolltiere", sich mit den grossen Häuptlingen
zu vereinigen und den Kampf vorzubereiten. Daraufhin wollte
Roca mit Bestechungsgeldern den "Gouverneur des Apfellandes"
manipulieren, aber die Botschaft kam nie an, weil der Norden
von Neuquén durch andere Truppen isoliert wurde. Häuptling
Wolltierbesitzer (Sayhueque) reiste nun in Richtung Süden,
und je mehr seine Reise vorwärts kam, desto mehr erlitten
die Ureinwohner eine Niederlage nach der anderen. Auf diese
Weise verblieben nur noch wenige Gruppen, wobei sich eine
Gruppe unter Führung seines Sohnes Trocomán darunter befand.
Gesucht: tot oder lebendig
Im Jahre 1882
gab
der Oberstleutnant Rosario Suárez den Befehl heraus,
Häuptling Wolltierbesitzer (Sayhueque) zu vernichten. Sie
hatten ihn bisher nicht gefunden, obwohl sie ihn bis in die
Provinz Chubut gesucht hatten. Im selben Jahr berief der
Häuptling ein Ureinwohnerparlament ein, wo die Häuptlinge
einstimmig entschieden, die Verteidigung ihres Landes und
ihrer Freiheit fortzusetzen (S.336).
Bis 1884 wurden die Häuptlinge Purrán, Cayul und Pincén
gefangenommen; Nam hatte sich ergeben; Quinchau, Baigorrita
und Luciano waren im Kampf gestorben; Häuptling Steinfuss
(Namuncurá) hatte sich bei Fortín Pulmarí ergeben. Die
Gesamtsituation war entmutigend. Aber Häuptling Sayhueque
entschied weiterzukämpfen. Und auf diese Weise wurde er zum
letzten ausübenden Häuptling seiner Rasse.
Der letzte Häuptling
Häuptling Wolltierbesitzer (Sayhueque) wusste, dass es sich
dabei vor allem um eine symbolische Geste handelte, weil die
schlussendliche Niederlage unausweichlich war. Ausserdem war
er um seine Leute sehr besorgt. Schlussendlich ergab er sich
am 1. Februar 1885 in Junín de los Andes. Er hatte ungefähr
700 Lanzenkrieger und 2500 Nichtkämpfer ("chusma", Kinder,
Frauen und Alte). Diese Unterwerfung war die Voraussetzung
für das Ende der Militäroperationen in Patagonien und für
die komplette Gebietsbesetzung durch den argentinischen
Staat, auch der Provinz Neuquén.
Nun reiste Häuptling Sayhueque nach Carmen de Patagones, wo
er mit dem Schiff "Pomona" in Richtung Gute Luft (Buenos
Aires) reiste. Am 22. Februar 1885 kam er dort an, zusammen
mit weiteren 11 Ureinwohnern. Er hatte ein Gespräch mit
Präsident Roca, der ihm die Gebiete zusprach, die der
Häuptling beantragt hatte, aber ohne den Ort genau
festzulegen. Tage danach kehrte er in den Süden zurück, um
sich mit seinen Leute am Ort Chinchinales zu vereinigen, wo
die Leute von den Pfarrern Cagliero und Milanesio
evengelisiert wurden.
In diesem Gebiet blieb der Stamm fast 10 Jahre lang, bis die
Regierung ihn im Jahre 1898 definitiv umsiedelte: in ein
Gebiet beim Tecka-Fluss (Rio Tecka) in der Provinz Chubut.
Von Angehörigen und einem salesianischen Priester begleitet,
starb Sayhueque im Oktober 1903 (S.337).
Quitraillán, Zeitgenosse
von Sayhueque
Quitraillán war ein Pehuelche-Häuptling (cacique), ein enger
Freund von Sayhueque und Reuque-Curá. Im Jahre 1863
unterschrieben die drei Häuptlinge den Vertrag von
Huincaval, der auf der Gegenseite vom Präsidenten der Nation
unterschrieben wurde. Das Dokument war ein Ausdruck von
Frieden und Freundschaft zwischen den Ureinwohnervölkern und
der nationalen Regierung (S.346).
Ceferino (1886-1905)
[Der "religiöse" Häuptlingssohn von Manuel Namuncurá, der
dem Vatikan vorgestellt wurde]
Einer der Söhne von Manuel Namuncurá war Ceferino. Er wurde
"Der Heilige der Zeltlager" ("Santito de las Tolderías")
oder "Lilie von Patagonien" (El Lirio de la Patagonia"
genannt. Ceferino wurde am 26. August 1886 in der Ortschaft
Chimpay geboren, im Zentrum des mittleren Tales der Provinz
Rio Negro.
Eine der Salesianer-Missionare mit mehr Einfluss in
Patagonien, Domingo Milanesio, war der Bischof, der ihn an
Weihnachten desselben Jahres taufte.
Im Jahre 1897 reiste er mit seinem Vater nach Buenos Aires,
um ein Handwerk zu erlernen. Aber Ceferino hatte andere
Ziele. Luis Sáenz Peña,Präsident Argentiniens, besorgte
Manuel Namuncurá eine Empfehlung für den salesianischen
Presbyterianer Vespignani.
Er studierte in einer Pfarrerschule und schoss die
Aspirantenausbildung im Colegio San Francisco de Sales
(Viedma) ab, wo er auf den Monsignore Cagliero traf.
Ceferino war derart religiös geneigt, dass Cagliero ihn nach
Rom mitnahm. Dort lernte er Papst Pius X. kennen. Der Papst
gab ihm nicht nur die Segnung, sondern er interessierte sich
speziell für das Verhältnis von Ceferino zu seinen
Mapuche-Brüdern.
Seine Gesundheit war wegen einer Tuberkulose immer schwach,
die er seit Kindesbeinen an hatte: Ein Jahr nach der Ankunft
in Rom starb er am 11. November 1905. Da war er noch nicht
einmal 19 Jahre alt. Fast 20 Jahre später wurden seine
Gebeine ins Heimatland überführt und bei der Kapelle Fortín
Mercedes (Pedro Luro) in der Provinz Buenos Aires
beigesetzt. Im Jahre 1944 begann der Prozess der
Seligsprechung des "heiligen Indios", und am 22. Juni 1972
wurde er (S.329) von der Katholischen Kirche für ehrwürdig
erklärt.
Das Leben von Ceferino Namuncurá war dann auch Motiv einiger
Polemik zwischen den Historikern. Viele unterstützten die
These, dass seine Beziehung zur Kirche die Weissen stützte,
die Indios zu dominieren. Mit einem heiligen Ureinwohner, so
sagen sie, sei die indigene Gemeinschaft anfälliger für die
Evangelisation gemacht worden. Auf der anderen Seite sagen
andere, dass die Salesianer - im Gegensatz zu anderen
katholischen Strömungen - kein Zwangssystem installiert
haben, sondern dass sie nur mit erzieherischen Mitteln
arbeiteten (S.330).