Das Leben von Alex Lemun - er war 17 Jahre alt,
als er von einem chilenischen Polizisten ermordet
wurde
aus: http://es.wikipedia.org/wiki/Alex_Lemun (2011);
Übersetzung von Michael Palomino
Edmundo Alex Lemun Saavedra (*Angol, 1985 - † Spital von Temuco, 12. November 2002) war ein
junger, chilenischer Student und freundlicher Mapuche,
der der Gemeinde Unteres Requen Lemún (Requen Lemún bajo) angehörte.
Er starb mit 17 Jahren im Zusammenhang mit einer
Wiederbesetzung von Land, das als von der chilenischen
Regierung illegal besetzt erachtet wurde. Die
Wiederbesetzung wurde von der Gemeinde Montutui Mapu de
Ercilla durchgeführt, auf dem Gebiet der Länderei "Fundo
Santa Elisa" in Ercilla. Das Land war der Firma Forestal
Mininco überschrieben.
Tod [durch eine Pistolenkugel des Polizisten
Marco Aurelio Treuer während der Gebietsbesetzung]
Am 7. November 2002 kreuzte eine dreiköpfige Gruppe
Polizisten auf und überraschte die Gemeinde "Montutui
mapu" bei der illegalen Besetzung des Waldstücks Santa
Elisa in der Gemeinde Ercilla [im Norden der] Region
Araukanien. Die Aktion versuchte die Wiederbesetzung des
historischen Landteils des "lof",
das
vom chilenischen Staat seit dem Beginn des 20.
Jahrhunderts ausgeplündert wurde, um als Privatbesitz zu
gelten, und am Ende war das Grundstück im Besitz der
Firma Forestal Mininco.
Als die Mapuches die Polizeistreife entdeckten, zog sich
die Streife zurück, um eine Schlacht zu beginnen. Es kam
ein ganzes Polizeibataillon, das Tränengas gebrauchte
und viele Abwehrkugeln einsetzte, während die Mapuche
den Angriff abwehrten und sich mit Steinen wehrten
(boxolwe). Die Polizisten erhöhten nun den Druck und
gebrauchten Dienstwaffen, die sie nun in ihrem Auftrag
auf Befehl von General Bernales einsetzten (Chef der 9.
Region, und später wurde er nationaler Polizeidirektor).
Die Operation hiess offiziell "Existenzüberprüfung einer
Gebietsbesetzung". Während der Konfrontation wurde Alex
Lemun mit einer Bleikugel in den Kopf geschossen, die
von einem Winchester-Jagdgewehr mit dem Kaliber 12 kam
(mit demselben Kaliber wurde 3 Jahre zuvor Daniel Menco getötet). Das
Geschoss, das Alex Lemun traf, wurde von Major Marco
Aurelio Treuer abgefeuert. Alex lag im Spital von Temuco 5 Tage lang und verstarb am
12. November 2002.
Karte mit Temuco und Ercilla
Juristische Verurteilungen [gegen den
Mörderpolizisten ohne Erfolg - die Familie von Lemun
bekommt keine Entschädigung]
Zwei Wochen danach erklärte sich die Staatsanwaltschaft
von Temuco für nicht zuständig, den Fall weiter zu
untersuchen, und gab die Untersuchung an die
Militärstaatsanwaltschaft von Angol ab, weil die
existierenden Beweise darauf hindeuteten, dass ein
Offizier der Polizei der Verantwortliche sein könnte.
Durch eine umfangreiche und geheime, interne
Untersuchung durch die Polizeiinstitutionen des
chilenischen Staates (Carabineros e Investigaciones),
formulierte die Militäranwaltschaft Belastungen gegen
Treuer wegen "unnötiger Verletzung mit Todesfolge". Die
Staatsanwaltschaft schlussfolgerte, dass für die Abgabe
eines tödlichen Schusses durch Major Treuer keine reale
Gefahr für sein Leben bestand, und eine Gefahr für seine
Untergebenen bestand auch nicht. Nichts rechtfertigte
die Abgabe tödlicher Schüsse mit dem Jagdgewehr, und
deswegen war die Art und Weise angewandter Gewalt in
diesem Moment absolut unnötig und konnte durch kein
rationales Motiv gerechtfertigt werden.
Treuer appellierte beim Kriegsgerichtshof, und dieses
entschied, die formulierten Belastungen gegen den
Polizisten zurückzunehmen. Der Gerichtshof war scheinbar
mit der von Treuer dargelegten Version seiner
Verteidigung befriedigt. Treuer behauptete, er habe
einen Schuss gehört und eine Kugel sei nahe an ihm und
an seinen Leuten vorbeigeschossen. Deswegen habe er
entschieden, scharfe Munition zu verwenden, um sich zu
schützen. Ausser der Polizei unterstützte aber kein
einziger Zeuge diese Version von Treuer. Man fand keine
materiellen Beweise, die darlegen konnten, dass die
Mapuche wirklich mit einer Schusswaffe geschossen
hätten: Man fand - ausser den Patronenhülsen der Polizei
- keine einzige Patronenhülse, und an Alex Lemuns Körper
wurden keinerlei Spuren von Schusswaffengebrauch
gefunden. Die Versuche der Anwälte der Familie Lemun,
den Fall am Kriegsgericht wieder aufzunehmen und die
Militärstaatsanwaltschaft zu überzeugen, das
Gerichtsverfahren fortzusetzen, hatten keinen Erfolg.
Die Familie von Alex Lemun hat von Seiten der direkt
beteiligten Institution oder vom Staat keine
Entschädigung oder Erklärung erhalten, so wie es bei
Todesfällen in der Polizei oder beim Tod eines Sohnes
eines Polizisten üblich wäre.>
Hier ist das Gedicht im Angedenken an Alex Lemun:
<Alex Lemun
Du bleibst in unserem Herzen
Dein Blut hat unsere Erde getränkt,
Dein Mapuche-Geist hat geschrien.
Du hast nicht gezögert, dem Tod und dem Martyrium
entgegenzutreten.
Du hast dich mutig hingegeben, ohne Beschränkung
deine Jugend, die noch total frisch war.
Du fügtest dich dem Mörderarm und brachtest den Wert
deinem Volk.
Du hast uns die Botschaft im Bewusstsein hinterlassen
und hast mit deinem Blut geschrieben. Freiheit!
Das Echo deiner Stimme in der Seele, die da für das Leben
und für die Erde kämpfte.
Dein mutiges Beispiel bringt uns
die Kraft der Eichen unserer Vorfahren.
Deine ewige Jugend gib uns am heutigen Tag
um den Weg weiterzugehen, der eröffnet ist,
[gegen] die [weisse] Lüge, die Habgier, und der Ehrgeiz.
Schicke uns die Kraft, die erhöht
das Herz und den Mut der Mapuche.
Viele denken, dass sie mit deiner Existenz abgeschlossen
haben
ohne zu wissen, dass du deine Zeit verlängerst
weil du in den Venen der Brüder weiterlebst
auf der Erde und in den Wurzeln deines Volks...
Marichiwewayiñ
Von:
Lamngen Alcaman
Nahestende von Edmundo Lemun>