Mapuche ñi üy (die Herkunft der Mapuche-Namen)
In den alten Zeiten, noch vor dem Beginn der
Kolonialisierung durch das mittelalterliche Spanien mit
der militärischen Eroberung und Ideologisierung, besass
das Mapuche-Volk ein Gebiet, das sich vom Pazifik bis zum
Atlantik erstreckte, mit einer Fläche von 31.000 Millionen
Hektaren, und hier lebte eine der ursprünglichsten
Gesellschaften, die den Beherrschungsversuchen und
Assimilationsversuchen härtesten Widerstand
entgegensetzte. Zu Beginn war die soziale Einheit die
reñma (die direkten, familiären Verwandten), eine weit
verzweigte Familie, die als Führer jeweils einen longko
(Gemeindevorsteher) hatte, der die Rolle zwischen den
Familien regelte sowie die gegenseitige Kooperation. Wenn
man nun fragt, wie den Nachkommen die Namen gegeben
wurden, dann finden wir da viele Erklärungen, zuerst die
logisch-kulturelle, die mit dem grossen kulturellen Wissen
in Zusammenhang steht, das sich aus allen Kenntnissen und
Wissensformen zusammensetzt, dem kuifi kimün.
Hier sind einige der Erklärungen:
Man spricht von
kupal
oder
kupalme in
Bezug auf die Herkunft, so dass die Eigenschaften etwas
gedeutet werden können. Das Wort stammt vom Verb "kommen"
oder "gehen" ab, beinhaltet auch "etwas bringen", also hat
die Familie auch die Macht, eine Erbanlage mitzubringen,
die einen Wunsch reinkarnieren soll, in der Zeiteinheit
und im Weltraum zu kommen und zu gehen, mit der
Möglichkeit der Modifikation, was an Negativem mitgebracht
wird, und der Projektion, was das Positive angeht.
Das
kupalme wird
vom
tuwun
begleitet (die Wurzeln der Familie, der Ursprung), der den
unmittelbare physischen Zustand definiert, wo sich der
Begründer der Erblinie befindet. Die Mapuche-Namen der
Vergangenheit wurden der unmittelbaren Natur entnommen,
das heisst, mit der Berücksichtigung des
az (Beobachtung oder
Ansicht des natürlichen Weltraums, wo sie sich
ansiedelten) war der Name eng mit den starken Tieren
verbunden (Vögel und Katzentiere und andere) bis zum
pewma (Träume) oder
perrimuntun (Vision
oder mystische Erfahrung), wenn man Botschaften erhielt,
wo einem ein Name für das Neugeborene gesagt wurde. Damit
erfüllte sich jeweils das Mapuche-Gesetz, das
Az Mapu (das
Mapuche-Gesetz, das Gesetz der Erde).
Innerhalb dieser Bräuche, den Kindern Namen zu geben,
stand die
Lakatun-Zeremonie,
die
daraus besteht, einen Namen eines Vorfahren zu geben. Das
kann ein Grossvater oder eine Grossmutter väterlicherseits
oder mütterlicherseits sein.
Wenn es sich nun um ein Erbe mit der Mission handelt, die
Rolle eines
longko
(Gemeindevorstehers) zu erfüllen, dann begann der Name mit
dem Namen des Longko, und es mussten gewisse Prüfungen
bestanden werden, bis der Betroffene die Rolle übernehmen
konnte.
[Der Verlust von Namen
durch die Kolonisierung und die Landaufteilung der
Spanier]
Zuguterletzt bleibt zu erwähnen, dass die zur Zeit
geläufigen Namen der Mapuche die Namen der Vorfahren
waren, und durch die Namen im Zivilregister fand ein
Identitätsverlust statt, weil die Namen alle spanisiert
wurden. Auch die Ländereien wurden vermessen und
aufgeteilt, was einen absolut zerstörerischen Effekt auf
die Namengebung der Mapuche hatte, weil viele
Familienteile voneinander getrennt wurden und die Vornamen
zu Nachnamen wurden.
Die Wiederentdeckung der Mapuche-Namen und die
Neuschöpfung von Namen ist ein Menschenrecht, das die
Mapuche-Gesellschaft ausüben muss.
Juan Pablo Manquenahuel
Erzieher auf dem Gebiet des Mapuche-Wissens
www.galeon.com/mapuche [im Jahre 2001 nicht mehr gültig].