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Legenden aus der Mapuche-Welt

17. Mutisien-Legende: Eine unmögliche Liebe endet mit Mutisienblumen

Verliebtes
                        Paar
Verliebtes Paar [1]
Nacht-Chimango-Vogel (pun triuque)
Nacht-Chimango-Vogel (pun triuque) [2]
Marterpfahl
Marterpfahl [3]
Mutisienblume
Mutisienblume [4]

Zwei liebten sich, gehörten aber verfeindeten Stämmen an. Der Chimango-Vogel gab immer wieder Warnsignale. Am Ende entschied ein Häuptling, dass die beiden Liebenden an den Marterpfahl gehören. Wo sie starben, wuchsen schönste Mutisienblumen als Symbol der Liebesbotschaft gegen Hass und gegen Krieg.


übersetzt und präsentiert von Michael Palomino (2011)

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aus: María Espósito: Mapuche-Legenden (Maputsche; orig.: Leyendas Mapuches); in: Mapuche-Spanisch-Wörterbuch; mythologische Personen; indigene Themen aus Patagonien; ursprüngliche Namen; Legenden (orig.: Diccionario Mapuche mapuche-español / español-mapuche; personajes de la mitología; toponimia indígena de la Patagonia; nombres propios del pueblo mapuche; leyendas); Editorial Guadal S.A., 2003; ISBN 987-1134-51-7


Zusammenfassung: Es waren zwei verfeindete Stämme, aber der Sohn des einen Häuptlings und die Tochter des anderen liebten sich. Nun wurde diese Liebe aber nicht zugelassen, sondern beide wurden zum Tode verurteilt - und dort, wo sie starben, wuchsen die schönsten Mutisienblumen, und die Mapuches verehren diese Blumen noch heute.

<Vor langer Zeit lebten in den Tälern der hohen Berge beim Lanin-Vulkan zwei Stämme, die sich unglaublich stark hassten. Die waren hart verfeindet, und das Verhältnis war unversöhnlich. Die fühlten einen derartigen Hass aufeinander, dass sie immer einen Grund fanden, um wieder einen Krieg zu führen.

In dieser Kriegsstimmung kam es zum Unglaublichen: Der Sohn des einen Häuptlings und die Tochter des anderen Häuptlings verliebten sich total. Aber sie hatten ein Problem. Sie konnten sich kaum treffen, und wenn sie sich trafen, dann musste es heimlich geschen, weil zwischen den Vätern der Hass herrschte. In einer dunklen Nacht war eine machi (Schamanin) gerade daran, das Blut eines Opfertiers für das Zukunftsfest Nguillatun vorzubereiten, als die Stille durch den Schrei eines pun triuque (Nacht-Chimango-Vogels) unterbrochen wurde. Sein Schrei ist ein schlechtes Vorzeichen, und die machi wusste das. Also schaute sie die Umgebung ab und sah zwischen den Bäumen die geliebte Tochter des Häuptlings, der mit dem Sohn des feindlichen Häuptlings entwischte. Dies war das gefährliche Ereignis, das der Vogel angezeigt hatte.

Die machi war überzeugt, dass diese Flucht schwer bestraft werden müsste. Aber, bevor sie mit dem Häuptling sprach, zog sie es vor, sich mit Pillan (dem Geist der Toten, S.75) zu besprechen.

"¿Muss ich das dem Vater der Tochter als Entführung melden?" - "Ja, das musst du so melden", antwortete Pillan.

Die machi rannte nun eiligst zum Zelt des Häuptlings und erzählte ihm das Vorgefallene. In diesem Moment hörte man erneut den Schrei des pun trique (nacht-Chimango-Vogels).

Wütend befahl der Häuptling, man möge die Entlaufenen suchen und festnehmen. Das junge Päärchen wrude auch bald festgenommen, und vor dem gesamten Stamm wurden sie zum Tode verurteilt. Die Verliebten versuchten, ihre grosse Liebe zu erklären (S.277), aber sie wurden nicht gehört. Dem Hass zwischen den beiden Stämmen zuwiderhandeln war ein grosses Delikt, das eine exemplarische Strafe erforderte. Nachdem der Urteilsspruch verkündet war, schrie der pun triuque (Nacht-Chimango-Vogel) ein drittes Mal mit seinem furchterregenden Gekreisch. Aber auch das hörte niemand mehr.

Das junge Päärchen wurde nackt an einen Pfosten gebunden. Mit Schreien und Beleidigungen prasselten 100e Lanzen und Macheten auf sie ein, ein schrecklicher Tod.

Am nächsten Morgen kamen die Henker, um das grausame Verbrechen zu vollenden, mussten aber erstaunt feststellen, dass sich am Ort, wo diese Opferung stattgefunden hatte, nun Blumen wuchsen, so schöne Blumen, wie man sie hier zuvor niemals gesehen hatte. Die Blüte war wunderschön kreisförmig, ähnlich den Margariten, aber mit länglichen, roten Blütenblättern.

"¡Quiñilhue! ¡Quiñilhue!" (Mutisienblumen), riefen die ersten überrascht, die diese Blumen sahen. Und seitdem ist diese Blume hier bekannt, die sich um die Bäume schlingt, wie wenn sie nach einem Todesurteil den Geliebten umarmen würde. Seitdem begannen die Mapuches - mit Scham und Schrecken - die blume zu verehren, die die Weissen unter dem Namen Mutisie kennen.> (S.278)

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Fotoquellen
[1] verliebtes Paar: http://centromayordesperacion.net/images/pareja2.gif

[2] Nacht-Chimango-Vogel (pun truque):
http://www.oocities.com/riberan/Fauna/Vertebrates.htm
http://www.oocities.com/riberan/Fauna/Chimango_RN_Abril2002.jpg

[3] Marterpfahl: http://www.meine-kindheit.info/neue_Bilder/Marterpfahl.htm
[4] Mutisienblume: http://www.arvid.at/hosteria/Patagonien/lagosteffen.htm

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