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Legenden aus der Mapuche-Welt

16. Die Legende von Limay und Neuquén: Die Geburt des Schwarzflusses (río Negro) durch die Liebe zu Raihue

Eine Frau mit
                        Meermuschel
Meermuschel (Meerschnecke) [1]

Der Wind bläst so stark, wie er kann
Der Wind bläst so stark, wie er kann [2]
Karte der Provinz Neuquén und der Provinz
                          Rio Negro mit dem Neuquén-Fluss, Limay-Fluss
                          und Schwarzfluss (Rio Negro)
vergrössernKarte der Provinz Neuquén und der Provinz Rio Negro mit dem Neuquén-Fluss, Limay-Fluss und Schwarzfluss (Rio Negro) [3]

Eine Frau (Raihue) wollte eine Meermuschel haben. Zwei Häuptlinge Neuquén und Limay machten sich als Flüsse verwandelt auf den Weg. Der Wind blies so stark, dass beide Flüsse zusammenkamen und flüsterte ihnen Lügen ein, die Frau sei gestorben. Da zogen die beiden Häuptlinge schwarze Trauerkleider an, und so entstand der Schwarzfluss (Rio Negro).


übersetzt und präsentiert von Michael Palomino (2011)

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aus: María Espósito: Mapuche-Legenden (Maputsche; orig.: Leyendas Mapuches); in: Mapuche-Spanisch-Wörterbuch; mythologische Personen; indigene Themen aus Patagonien; ursprüngliche Namen; Legenden (orig.: Diccionario Mapuche mapuche-español / español-mapuche; personajes de la mitología; toponimia indígena de la Patagonia; nombres propios del pueblo mapuche; leyendas); Editorial Guadal S.A., 2003; ISBN 987-1134-51-7


Zusammenfassung: Zwei Häuptlinge (die Freunde Limay und Neuquén) sahen eines Tages eine schöne Frau, die Raihue, und beide verliebten sich in sie. Raihue gab ihnen eine Aufgabe auf: Sie sollten eine Meermuschel holen, damit sie das Meer in der Muschel hören könne. Nun wurden die beiden Freunde in Flüsse verwandelt, die zum Meer hin strömten. Der Wind - auch eifersüchtig - hoffte, dass sie nicht zurückkehren würden, sondern dass die beiden sich im Meer in andere Frauen verlieben würden. Als Raihue davon hörte, wollte sie die beiden befreien und bot dem Schöpfergott (Nguenechen) ihr Leben an und wurde in eine schöne Blume verwandelt. Nun blies der Wind dermassen stark, dass sich die beiden Flüsse vereinigten und behauptete, Raihue sei gestorben. Da erkannten sich die beiden Freunde wieder, zogen sich schwarze Trauerkleidung an, und so wurde der Schwarzfluss ("río Negro") geboren.

<Neuquén und Limay waren zwei Häuptlinge und gute Freunde. Einer lebte im Norden, der andere im Süden. Beide liebten es zu jagen, und sie jagten fast immer zusammen. Eines Tages, während sie an einem Seeufer nach Beute suchten, hörten sie eine wunderbare Melodie. Sie folgten ihr und glaubten ihren Augen kaum, als sie eine schöne Frau mit langen, schwarzen Zöpfen erblickten.

"Wie heisst du?" fragten sie beide quasi gleichzeitig.

"Ich heisse Raihue", antwortete die junge Frau, während sie ihren Blick senkte und schon etwas Schamgefühl empfand.

Beide jungen Männer verliebten sich in Raihue. Und sie liebten derart stark, dass sie schon auf dem Rückweg Eifersucht empfanden, die ihre lange Freundschaft zu zerstören begann. Die Eltern der jungen Häuptlinge begannen, sich Sorgen zu machen. Neuquén und Limay trafen sich nicht mehr so häufig wie früher. Und sie gingen auch nicht mehr zusammen jagen. Also gingen die Eltern zu einer machi (Schamanin), die ihnen die Sache mit der Feindschaft erklärte. Und so stimmten die Eltern einem Abkommen zu: Den beiden Söhnen sollte eine Aufgabe gestellt werden.

Sie fragten Raihue: "Was willst du am liebsten haben?"

"Eine Meerschnecke, um damit das Rauschen des Meeres zu hören", antwortete die schöne Frau.

"Der erste, der zuerst ans Meer kommt und mit dem verlangten Gegenstand zu Raihue zurückkehrt, wird ihre Liebe als Preis erhalten", entschieden die Eltern.

Die Götter verwandelten die beiden jungen Männer in Flüsse, die - einer gegen Norden und der andere gegen Süden - nun eine lange Strecke zu bewältigen hatten, bis sie den weit entfernten Ozean erreichten. Aber nun kam der Wind - der war nämlich gar nicht in die engere Wahl gekommen - und begann in die Ohren der Raihue zu flüstern:

"Die kehren nie mehr zurück. Die Sterne, die ins Meer fallen, werden sich in schöne Frauen verwandeln, und die Männer werden sich in diese verlieben. Die kehren nie mehr zurück."

Nachdem einige Zeit verstrichen war, ohne dass ihre beiden Liebhaber zurückgekehrt waren, begann Raihue, eine grosse Traurigkeit zu spüren. Der Schmerz war dermassen gross, dass sie am See sass, ihre Arme ausgestreckt hielt, und dem Schöpfergott Nguenechen ihr Leben anbot, damit die beiden jungen Männer gerettet würden. Der Schöpfergott ging auf die Bitte ein und verwandelte Raihue in eine schöne Blume mit roten Blütenblättern.

Der bösartig agierende Wind wandte sich nun wieder den beiden jungen Männern zu, die sich immer noch auf dem Weg zum Meer befanden. Er blies (S.276) so heftig, dass er den Kurs der Flüsse änderte, so dass sie sich in einem Strom vereinigten. Als die beiden begriffen, dass Raihue vor lauter Kummer gestorben sei, machten sie wieder Frieden, umarmten sich und zogen sich im Namen der verstorbenen Geliebten schwarze Trauerkleider an. Dies war der Ursprung des Schwarzflusses (río Negro). Für immer vereint gingen sie weiter auf ihrem Lebensweg bis zum Meer - zu Ehren der schönen Raihue.> (S.277)


[Und heute existieren tatsächlich die beiden Flüsse Limay und Neuquén, die dann am Ausgang der argentinischen Sierra der Provinz Neuquén den Schwarzfluss (río Negro) bilden].

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Fotoquellen
[1] Meermuschel (Meerschnecke): http://www.flickr.com/photos/7879423@N06/page2/
[2] der Wind bläst, so kräftig er kann: http://nycpublicschoolparents.blogspot.com/2009/11/is-ill-wind-blowing-through-nyc-public.html
[3] Karte mit den Flüssen Neuquén, Limay und Rio Negro: http://www.laargentinadetodos.com.ar/maparionegro.htm


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