Arica und
sein Hafen seit dem 16. Jahrhundert bis heute
(2010)
Arica wurde im Jahre 1541 gegründet, am Tag des
Evangelisten Heiliger Markus, der der
Schutzheilige der Stadt ist (deswegen heisst die
Stadt auch "Stadt des Heiligen Markus von Arica",
Spanisch: "Villa San Marcos de Arica"). Arica
wurde Arica genannt, weil Häuptling, der den
Spaniern bei der ersten Landung entgegenkam,
"Ariacca" hiess. Der Name wurde von den Spaniern
zu "Arica" vereinfacht. Ab dem Jahre 1547 wuchs
dann eine Stadt mit Bewohnern heran [web02].
Schon im 16. Jh. wurde Arica ein wichtiger Hafen
für den Handel mit Bolivien, vor allem für die
Verschiffung der Minerale aus Potosí. In der
anderen Richtung wurden gleichsam Lebensmittel und
Gerätschaften für die Stadt Potosí ausgeladen.
Dieser Warentransit wurde mit grossen
Mauleselkarawanen durchgeführt [web02]. Potosí
wurde also durch die Erze und Minen reich, und
Arica durch den Zwischenhandel. Es scheint, dass
diese beiden Städte wie Zwillingsstädte waren. Die
negativen Folgen der Vernichtung der Eingeborenen
in Potosí durch die Minenarbeit spielte in Arica
keine Rolle. Arica "spielte" mit.
Nun wurde im Hafen von Arica derart viel Silber
umgeschlagen, dass Arica nun immer in Texten
erwähnt wurde, die in dieser Zeit über die
"Silberrouten" ("Rutas de la Plata") sprachen.
Dadurch war Arica weltweit auf den Karten
eingezeichnet und in dieser Zeit weltweit bekannt.
Arica war die bekannteste Stadt der
süd-"amerikanischen" Küste [web03]. Karten in
Holland, wo Arica eingezeichnet war, waren der
Grund, dass Arica auch für Piraten zum Ziel
wurde... [web05]
In der Folge wurde Arica mehrmals von Piraten
besetzt und ausgeraubt, 1579 durch Francis
Drake, 1615 durch Spilbergen, 1681 durch Watlin
etc. [web02]. Piraten, die Arica besetzten,
waren Francis Drake, Thomas Cavendish, Richard
Hawkins, Joris van Spilbergen, Watling, Simón de
Cordes, Leandro de Valencia, Sharp, Dampier, und
Clipperton [web05].
200 Jahre später wurde der Kontinent im 18. Jh.
reorganisiert und Bolivien wurde nun durch den
Hafen von Buenos Aires versorgt. Nun verlor
Arica seine Hauptfunktion für Potosi. Es folgte
darauf im 19. und 20. Jahrhundert ein
Wirtschaftswachstum durch die Gewinnung von
Salpeter und Guano-Dünger, ausserdem durch die
Kultivierung der Täler im Hinterland. Schwarze
Sklaven wurden importiert, die der Malaria in
den Tälern widerstanden [web02].
<Im Jahre 1985 - unter der Regierung Carlos
Ibáñez del Campo - wurde der Beschluss gefasst,
in Arica für Bolivien einen Freihafen
einzurichten. Dies war der
Industrialisierungsplan und die Gründung der
Führung Vorwärts Arica ("Junta de Adelanto de
Arica").> [web05]
Nun wurden in den 1960er Jahren die Arbeiten in
Angriff genommen [web02] unter der "Führung
Vorwärts Arica" - u.a. wurde der "Freihafen" in
Arica errichtet. Weitere Aufgaben waren der Bau
von Stadien, von Universitätseinrichtungen etc.
[web01]. In derselben Zeit der 1960er Jahre
wurde der Deich zur Skorpionsinsel ("isla
Alacrán") gebaut [web02]. Die Führung existierte
von 1958 bis 1976. Sie war durch das Gesetz Nr.
13.039 vom 24. September 1958 rechtlich
abgesichert [web01].
Diese "Führung Vorwärts Arica" fasste den
Beschluss, den "modernen" Hafen in der zentralen
Buch von Arica zu bauen. Zuerst wurde eine
Schutzmole von 1250 Metern Länge gebaut (auf
8325 Dreipunktstützen, "tetrápodos"), und danach
folgten sechs Anlegestellen ("frentes de
atraques"). Das Hafengelände umfasst insgesamt
200.000 m2 [web03].
Der Hafen von Arica ist heute für Handelsschiffe
und Kreuzfahrtschiffe jeglicher Grösse
ausgebaut, mit fünf Anlegestellen ("molos de
atraque"), mit grossen Warendepots etc. [web02].
Während meines Aufenthalts in Arica im April
2010 sagten mir Leute der Bevölkerung immer
wieder, dass der Morroberg gesprengt worden sei,
"gekürzt" worden sei und mit den abgesprengten
Steinblöcken habe man die Küstenstrasse
konstruiert, die nach Santiago führen sollte,
und mit weiteren Steinen habe man den Deich zur
Skorpionsinsel konstruiert, und ebenso den
Hafen. Aber gemäss den Fotos von 1868 und heute
wurde am Morroberg nichts verändert. Insgesamt
ist der Bau des "modernen" Hafens von Arica an
diesem Ort eine Vergewaltigung von Arica, weil
die Verbindung des Stadtzentrums zum Meer
unterbrochen ist.
Die Bevölkerung von Arica jedoch fuhren in ihrer
destruktiven mentalen Arbeitsweise fort und
gründeten sogar eine "Hafengesellschaft Arica",
um im destruktiven Stolz weiterzufahren [web03],
und der Ort dieses dummen Hafens wird nicht
verschoben. Statt einen anderen Hafen an einem
anderen Ort zu bauen und das Zentrum von Arica
von der Blockade zum Meer zu befreien, werden
Installationen erneuert und neue "Frachtrekorde"
angegeben... [web03].
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Dieser grosse
Hafen zerstörte die Sicht vom Stadtzentrum aufs
Meer. Prinzipiell sollte dieser Hafen von Arica
eine Bucht weiter am Laucho-Strand oder irgendwo
am Chinchorrostrand gebaut werden. Aber die
Architekten der 1960er Jahren argumentierten,
dass die Bucht vor dem Stadtzentrum die tiefste
sei, und so sparten sie sich "Arbeit". Dies
erzählten mir die Bewohner im April 2010.
Natürlich wird das in den offiziellen Artikeln
über Arica nie gesagt. Der Schmerz, der durch
diesen Hafen verursacht wird, indem die
Verbindung zwischen Stadtzentrum und Meer
zerstört wird, ist in Arica ein Tabu.
Dasselbe destruktive Prinzip eines grossen
Hafens, der das Stadtzentrum vom Meer
abschneidet, wurde in Valparaiso angewandt.
In kompensativer Weise präsentiert die Regierung
von Arica immer neue "gute Nachrichten" über den
"modernen" Hafen wie folgende Meldung: Um den
Hafen zu modernisieren, wurde 1998 eine neue
Firma gegründet: <die Hafenfirma von Arica
begann ihre Aktivität am 30. April 1998, das
Datum der Publikation im offiziellen Amtsblatt
als D.S. Nr. 192 des Transport- und
Telekommunikationsministeriums, unter dem neuen
Gesetz Nr. 19.542, das die Modernisierung des
staatlichen Hafenbereichs vorantreiben soll,
unter der Aufsicht der Regierung.> [web03]
Der Hafen von Arica ist in einer
erdbebensicheren Bauweise gebaut und
umweltverträglich eingerichtet [web03]. Aber
wenn dieser Hafen "umweltverträglich"
("ambiental") sein würde, dann wäre er in einer
anderen Bucht, ohne dem Stadtzentrum von Arica
die Verbindung zum Meer und zum Sonnenuntergang
zu nehmen...
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Der Hafen von
Arica, ein grosses Handelsschiff
Die Schutzmole musste "künstlich
erstellt werden, so dass der Hafen auch
bei hohem Seegang funktioniert" [web03].
Nun, man sieht, dass andere Buchten wohl
besser gewesen wären und sicher NICHT
die zentrale Bucht von Arica. 96% der
Fracht, die durch den Hafen von Arica
geht, wird nach Bolivien
weitertransportiert, und der Hafen von
Arica wickelt über 68% des
bolivianischen Handel ab (andere Häfen
sind Iquique mit 6%, Antofagasta mit
15%, und Matarani mit 11%). So sagen es
die Daten des Jahres 2008. Die
Regierungen haben auch im Sinn, die
Eisenbahn vom Hafen von Arica nach La
Paz in Bolivien wieder einzurichten
[web03]. Der Hafen dient auch der
peruanischen Stadt Tacna [web04].
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Arica,
Arbeit im Hafen (01) mit Gabelstapler |

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Arica,
Arbeit im Hafen (02) mit Gabelstapler
und Lastwagen
Jeder Lastwagen kann nur einen einzigen
Container transportieren. Das ist schon
eine traurige Ineffizienz in
Süd-"Amerika". Die Eisenbahn fehlt.
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Arica,
Arbeit im Hafen (03) |

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Arica,
Arbeit im Hafen (04), Gabelstapler mit
einem weiteren Lastwagen
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Hafen von Arica, eine Schiffsanlegestelle nur
mit Lastwagen

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Hafen
von Arica, wartende Lastwagen (01)
Diese Mole scheint ein einziger
Lastwagenparkplatz zu sein. Auch hier
sieht man die Ineffizienz, denn jeder
Lastwagen braucht einen eigenen
Chauffeur und Motor.
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Hafen
von Arica, wartende Lastwagen (02) |

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Hafen
von Arica, wartende Lastwagen (03) |
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