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Reise Lima-Guayaquil 01: Lima-Huacho mit Reifenpanne

Busterminal der Busfirma "Caracol" ("Schnecke") in Breña, Lima - Busterminal Fiori - der Rätselreifen - Ebene von Chancay / Huaral - Reifenreperaturwerkstatt in Huacho

Lima-Guayaquil auf dem Landweg sind 1429 km. Das ist mehr als der Landweg zwischen Lima und Arica (1377 km) und die Luftlinie zwischen Hamburg und Rom (1328 km).

Die Adresse und die Flaggen über der Eingangstür der
            Firma Caracol:  Busfahrer vor Rätselreifen (02)  Panamericana, Sicht auf Klippen von der Hochstrasse
            aus  Reifenreperaturwerkstatt in Huacho, Eingang mit der
            Überschrift "Reifenservice Tag und Nacht"
            ("Servicio de llantas día y noche")

Fotoreportage von Michael Palomino (2009)
Fotos vom August 2008

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Terminal der Busfirma Caracol an der
                        Avenida Chavez 1644 im Distrikt Breña, Lima

Terminal der Busfirma Caracol an der
                        Avenida Chavez 1644 in Breña in Lima,
                        Nahaufnahme

Terminal der Busfirma Caracol an der
                        Avenida Chavez 1644 in Breña in Lima, die
                        Eingangstür mit den Flaggen der
                        süd-"amerikanischen" Länder, die durch
                        Caracol bedient werden

Die Adresse und die Flaggen über der
                        Eingangstür der Firma Caracol:
Terminal der Busfirma Caracol an der Avenida Chavez 1644 im Distrikt Breña, Lima

In einem Hostal in Miraflores hatte ich schon vor zwei Jahren einen Flyer mit der Busfirma "Caracol" gesehen mit dem Streckennetz, das diese "Schnecke" (span. "Caracol") abfährt.

Das Flugblatt der Busfirma Caracol mit
                          dem Steckennetz in ganz
                          Süd-"Amerika"  Der Fahrplan der Busfirma Caracol mit dem
                          Steckennetz in ganz Süd-"Amerika"
vergrössernDas Flugblatt und der Fahrplan der Busfirma Caracol mit dem Steckennetz in ganz Süd-"Amerika" (2007)

Der Ticketschalter von Caracol befindet sich an der Brasilien-Allee 487 (Avenida Brasil 487) in Lima im Distrikt Lima (cercado de Lima). Der Terminal für die Abfahrt befindet sich am Jiron Jorge Chavez 1644 im Distrikt Breña in Lima, ca. 8 Häuserblocks (cuadras) entfernt. Das Ticket von Lima nach Guayaquil kostete 240 Soles. Dort sollte ich im peruanischen Konsulat mein Rentenvisum für Peru erhalten.

An der Eingangstür zum Terminal sind die Flaggen der Länder angebracht, die von der Busfirma "Caracol"  ("Schnecke") bedient werden. Von links nach rechts sieht man die Flaggen von Ecuador / Kolumbien, Chile, Argentinien, Venezuela, Brasilien, Uruguay, Bolivien und Paraguay.

Billet der Busfirma
                                    "Caracol"
                                    ("Schnecke") für den 6.
                                    August 2008 von Lima nach Guayaquil
                                    auf der Panamericana, Titelblatt,
                                    mit der Angabe der Webseite
                                    www.perucaracol.com
Billet der Busfirma "Caracol" ("Schnecke") für den 6. August 2008 von Lima nach Guayaquil auf der Panamericana, Titelblatt, mit der Angabe der Webseite www.perucaracol.com

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Billet der Busfirma
                                  "Caracol"
                                  ("Schnecke") bzw.
                                  "Rutas de America" (ra) für
                                  den 6. August 2008 von Lima nach
                                  Guayaquil auf der Panamericana,
                                  Rückseite, mit der Angabe des
                                  Ticketschalters an der Avenida Brasil
                                  Nr. 487 und des Terminals an der Av.
                                  Jorge Chavez Nr. 1644
Billet der Busfirma "Caracol" ("Schnecke") bzw. "Rutas de America" (ra) für den 6. August 2008 von Lima nach Guayaquil auf der Panamericana, Rückseite, mit der Angabe des Ticketschalters an der Avenida Brasil Nr. 487 und des Terminals an der Av. Jorge Chavez Nr. 1644
Billet der Busfirma
                                    "Caracol"
                                    ("Schnecke") bzw.
                                    "Rutas de America" (ra)
                                    für den 6. August 2008 von Lima nach
                                    Guayaquil auf der Panamericana, das
                                    Billet kostet 240.01 Soles, die
                                    Platznummer ist Platz Nr. 41
Billet der Busfirma "Caracol" ("Schnecke") bzw. "Rutas de America" (ra) für den 6. August 2008 von Lima nach Guayaquil auf der Panamericana, das Billet kostet 240.01 Soles, die Platznummer ist Platz Nr. 41

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  Billet der Busfirma
                                    "Caracol"
                                    ("Schnecke") für den 6.
                                    August 2008 von Lima nach Guayaquil
                                    auf der Panamericana, die Quittung
                                    über 240.00 Soles

Billet der Busfirma "Caracol" ("Schnecke") für den 6. August 2008 von Lima nach Guayaquil auf der Panamericana, die Quittung über 240.00 Soles
Terminal der Busfirma Caracol, da hat
                        jemand einen Legokasten mit auf der Reise
Terminal der Busfirma Caracol, da hat jemand einen Legokasten mit auf der Reise

In Peru werden Fahrpläne oft nicht sehr genaugenommen, oder, genau genommen ist es so, dass die Busse oft mit einer grossen Verspätung abfahren, und dann rasen die Buschauffeure auf der Strasse herum, um die verlorene Zeit wieder gutzumachen. Dies war auch mit der "Schnecke" der Fall. Wir warteten also ohne offensichtlichen Grund auf dem Terminal in der Kälte des August-Nebels von Lima. Eine Familie hatte einen grossen Lego-Kasten dabei. Dies ist etwas absolut seltenes in Peru, denn kaum jemand hat das Geld, den Kindern technisches Spielzeug zu schenken. Nicht alle Passagiere warteten auf den Bus nach Ecuador, denn da war noch ein anderer Bus. Man wusste nicht, welche Passagiere zu "welchem" Bus gehörten.

Der Bus von Caracol steht hinter dem Tor
                        bereit
Der Bus von Caracol steht hinter dem Tor bereit

Hinter dem internen Tor stand der Bus bereit, aber der Chauffeur war es scheinbar noch nicht.
Am Kiosk des Terminals der Busfirma
                          Caracol ist Kunsthandwerk aus Peru
                          ausgestellt, ein Schiff aus Puno (01)  Kunsthandwerk, Schiff aus Puno (02)  Kunsthandwerk, Schiff aus Puno (03)
Am Kiosk des Terminals der Busfirma Caracol ist Kunsthandwerk aus Peru ausgestellt, ein Schiff aus Puno

Es überraschte, dass am Kiosk des Busterminals ein geflochtenes Schiffchen aus der Region von Puno stand. Das in der reinsten Volkskunst ausgeführte Schiffchen begeisterte mich. Die Schiffchen symbolisieren den Schiffsverkehr der indigenen Bevölkerung (Indígenas) auf dem Titicaca-See (Lago Titicaca) und werden den dortigen Touristen als Andenken zum Verkauf angeboten.
Kunsthandwerk, Schiff aus Puno,
                        Nahaufnahme
Kunsthandwerk, Schiff aus Puno, Nahaufnahme

Die Figur auf dem Schiff ist in Winterkleidung mit Schal und Mütze eingekleidet, was eben gut zu Puno und zum Titicaca-See passt, der auf 3808 m Höhe liegt, und wo die Temperatur im Schnitt 9,8°C (Ortschaft Juliaca am Titicaca-See) und die Durchschnittstemperatur des Seewassers nicht mehr als 10-12°C beträgt.

Schlussendlich hatte aber der Kiosk eine wichtige Funktion, die Fahrgäste mit Vorräten für die Fahrt zu versorgen, denn im Bus wurde gar nichts gereicht. Um Kosten zu sparen nimmt man immer eigenes Wasser mit, um dann in den Restaurants nicht noch teures Wasser zukaufen zu müssen.

Der Bus der Firma Caracol, Klimaanlage und
                        Deckenkonstruktion (01)
Der Bus der Firma Caracol, Klimaanlage und Deckenkonstruktion (01)

Der Bus der "Schnecke" ("Caracol") hatte von aussen so gut ausgesehen. Aber schon von Anfang an stimmte etwas nicht, nicht nur, weil der Copilot seine Ansagen ohne Mikrofon durchgab, sondern man hatte nur erahnen können, dass der Bus abfahren würde. Es gab keine Ankündigung der Abfahrt, und es gab keine Anwesenheitskontrolle, und wenn mein Instinkt nicht gesagt hätte, dass es Zeit zum Einsteigen sei, dann hätte mich der Copilot wohl vergessen. Wäre ich auf dem WC gewesen, dann wäre der Bus ohne mich abgefahren. Diese liederliche Pflichtvergessenheit gibt es öfters bei Busfirmen in Peru...

Innen war der Bus eine Enttäuschung mit grossen Flecken an der Decke...
Der Bus der Firma Caracol, Klimaanlage und
                        Deckenkonstruktion (02)
Der Bus der Firma Caracol, Klimaanlage und Deckenkonstruktion (02)

... und mit einer mittelalterlich anmutenden Klimaanlage, die zudem nur im Heck die Luft hineinblies und so laut war, dass ich nur mit Grausen daran dachte, wie ich in diesem Bus in der Nacht wohl schlafen könnte. Der Sherriff hatte kein Erbarmen mit den Passagieren und liess die Klimaanlage gnadenlos laufen, die jeweils die Temperatur auf 17 Grad hinunterdrückte, wenn im Bus 22 Grad erreicht waren. Viele Passagiere fanden dies als Zumutung, und erst als die Kinder in der Busmitte reklamierten, war der Sherriff bereit, die Klimaanlage weniger stark laufen zu lassen. Wenn ein Gringo wie ich diese Anregung macht, so wurde das nicht ernst genommen...

Fahrt am Bolognesi-Platz (Plaza Bolognesi)
                        (01)
Fahrt am Bolognesi-Platz (Plaza Bolognesi) (01)

Die "Schnecke" (wir waren schon 20 Minuten zu spät unterwegs, was für peruanische Verhältnisse noch ziemlich "pünktlich" ist) fuhr die Brasilien-Allee hoch, und schon standen wir im ersten Stau vor einem der grossen Kreisel von Lima, dem Bolognesi-Platz (Plaza Bolognesi). Die Autoschlangen vor Kreuzungen in Lima werden von "fliegenden Händlern" dazu benutzt, den AutofahrerInnen Waren zu verkaufen, wie hier z.B. ein "fliegender Zeitungsverkäufer" zu sehen ist, der an ein Taxi (Taxifahrer oder Passagier) eine Zeitung verkaufen will. 
Fahrt am Bolognesi-Platz (Plaza Bolognesi)
                        (02)
Fahrt am Bolognesi-Platz (Plaza Bolognesi) (02)

Das heisst: Die Peruaner der unteren und mittleren Lohnklassen arbeiten derart viel (12 Stunden pro Tag sind die Regel), dass sie oft keine Zeit finden, eine Zeitung am Zeitungsstand (gelb im Bild) zu kaufen, denn die Zeitungsstände machen meistens bereits um 17 Uhr abends zu.

Die "fliegenden Händler" verkaufen auch Getränke, Sandwiches, Kekse etc., oft auch an Busfahrer, die ebenso 12 Stunden pro Tag arbeiten müssen, ein Horror.
Fahrt am Bolognesi-Platz (Plaza Bolognesi)
                        (03)
Fahrt am Bolognesi-Platz (Plaza Bolognesi) (03)

Die "alten Häuser" in Lima werden nicht sehr gepflegt, oder man lässt sie verlottern, um dann das Grundstück für "Neubauten" zu nutzen. In Peru gibt es - so meine Beobachtung - keinen Denkmalschutz, der sich für Altbauten einsetzen würde. Es werden nur dort Altbauten gepflegt, wo die Touristen sind. Das ist natürlich ein Teufelskreis, denn wenn Altbauten gepflegt werden, sind auch Touristen dort. Wenn Altbauten nicht gepflegt werden, sind dort keine Touristen. Aber diese Logik scheint man in der peruanischen Regierung nicht zu begreifen. Man hat schlichtweg andere Probleme...

Busterminal von Fiori, ein Bus von Tur Diaz
                        mit der Route nach Cajamarca
Busterminal von Fiori, ein Bus von Tur Diaz mit der Route nach Cajamarca

Der Bus von Caracol fuhr nun zum Busterminal Fiori, um weitere Passagiere aufzunehmen. Das dauerte wieder seine Zeit. Der Buschauffeur liess den Motor während des gesamten Zwischenhalts laufen, samt Klimaanlage, die - weil viel zu stark eingestellt - viel zu viel Strom bzw. Treibstoff und Batterie verbrauchte. Peruaner sind keine Künstler im Beherrschen von Technik, weil sie viel zu wenig mechanische Spielzeuge haben...

Von diesem Busterminal Fiori aus fahren alle Buslinien nach Nord-Peru ab, z.B. Tur Diaz nach Cajamarca.
Busterminal von Fiori, ein Schild
                        "Rutas de America"
Busterminal von Fiori, ein Schild "Rutas de America"

"Rutas de America", das war der Stand der "Schnecke" ("Caracol").

Dieses Logo, das so gut aussieht, hatten wir doch schon auf dem Billet:
"Rutas de America", Logo
Busterminal Fiori, das grosse Schild
                        "Fiori"
Busterminal Fiori, weitere Schilder  Busterminal Fiori, das grosse Schild "Fiori"
Busterminal Fiori, Busse für die Ziele in
                        Nord-Peru Trujillo, Chimbote und Cajamarca
Busterminal Fiori, Busse für die Ziele in Nord-Peru Trujillo, Chimbote und Cajamarca

An diesem Busterminal kann man auch spontan in den Norden von Peru reisen, mit den "unkonventionellen Buslinien" ("buses informales"). Die Rampe dafür ist hier.
Busterminal Fiori, ein Bus der Firma
                        "Anita"
Busterminal Fiori, ein Bus der Firma "Anita"

Seit 2009 wird der Busterminal Fiori verkleinert betrieben, weil der Abschnitt der Autobahn Panamericana dort in einem riesigen Kreisverkehr gestaltet wird, in der Meinung, dass dann keine Staubildung mehr vorkommen würde.
Fahrt auf der Panamericana an der
                        "Mega Plaza" vorbei, Einkaufszentrum
                        "Tottus" (01)
Fahrt auf der Panamericana an der "Mega Plaza" vorbei, Einkaufszentrum "Tottus" (01)

Nun ging die Fahrt um 11 Uhr (wir hatten für 5 km 1 1/2 Stunden gebraucht!) im Schneckentempo über der Panamericana des nördlichen Lima, in den Staus an der "Mega Plaza" (ein Platz mit vielen Einkaufszentren) vorbei...
Fahrt auf der Panamericana an der
                        "Mega Plaza" vorbei, Einkaufszentrum
                        "Tottus" (02)
Fahrt auf der Panamericana an der "Mega Plaza" vorbei, Einkaufszentrum "Tottus" (02)

... z.B. mit dem Einkaufszentrum "Tottus" (lateinisch: totus, heisst so viel wie "ganz", "alles in einem").

Reklamationen wegen der viel zu kalt eingestellten Klimaanlage wertete der Copilot in arroganter Weise ab mit der Angabe: "Das ist in allen Bussen so". Dabei hustete die Nachbarin schon, und wollte mir trotzdem noch eine Decke leihen. Die Arroganz des Copiloten der "Caracol" war nicht zu überbieten. Sein Gehirn verkörperte tatsächlich die Intelligenz im Schneckentempo...

Fahrt auf der Panamericana an der
                        "Mega Plaza" vorbei, Einkaufszentrum
                        "Metro" von Los Olivos (01)
Fahrt auf der Panamericana an der "Mega Plaza" vorbei, Einkaufszentrum "Metro" von Los Olivos (01)

Der Bus fuhr nun am beliebten Einkaufszentrum "Metro" im Distrikt Los Olivos vorbei...
Fahrt auf der Panamericana an der
                        "Mega Plaza" vorbei, Einkaufszentrum
                        "Metro" von Los Olivos (02)
Fahrt auf der Panamericana an der "Mega Plaza" vorbei, Einkaufszentrum "Metro" von Los Olivos (02)

... wobei dieses Einkaufszentrum heute (2009) von Plaza Vea betrieben wird. Die Metro soll - so sagen Gerüchte - Mieten nicht bezahlt haben.

Der Copilot des Caracol-Busses machte sich nun daran, den Passagieren ein Video zu präsentieren. Aber leider wies der Ton der Video-Anlage Interferenzen mit der Frequenz des Busmotores auf. Es war also immer ein Pfeifton im Tinnitus-Frequenzbereich in den Lautsprechern, die sowieso schon viel zu laut eingestellt waren. Und da man die Lautsprecher weder leiser stellen noch ausschalten konnte, wurde nun die Busfahrt zu einer regelrechten akustischen Quälerei. Ich hatte alles andere erwartet als das...
Busfahrer vor Rätselreifen (01)
Busfahrer vor Rätselreifen (01)

Noch auf dem Boden von Lima kam es um 11:50 Uhr zum ersten Zwischenfall. Der Bus hielt am Rand der Autobahn und der Copilot (in Weiss) und der Oberchef (in Schwarz) stiegen aus...
Busfahrer vor Rätselreifen (02)
Busfahrer vor Rätselreifen (02)

...und hielten sich immer wieder am rechten Vorderreifen auf. Der Copilot, der die Passagiere bereits mit der viel zu kalt eingestellten Klimaanlage plagte, zog sein Pilotenhemd aus...
Busfahrer vor Rätselreifen (03)
Busfahrer vor Rätselreifen (03)

... und holte Werkzeuge aus dem Bus, während der Oberchef sich vor dem rechten Vorderreifen lange rätselnd verneigte. Der Oberchef hatte sich ja nie vor den Passagieren gezeigt. Und während des ganzen Zwischenhalts lief der Busmotor im Leerlauf.
Busfahrer vor Rätselreifen (04)
Busfahrer vor Rätselreifen (04)

Ja was war denn da los mit dem Vorderreifen? Den Passagieren wurde nichts gesagt.
Busfahrer vor Rätselreifen (05)
Busfahrer vor Rätselreifen (05)

Man wusste nur von Zeitungsmeldungen, dass die Reisebusse in Peru zum Teil in einem schrecklichen Zustand waren, und dass immer wieder Busse in die Schluchten stürzen, weil die Buschauffeure in der Nacht am Steuer einschlafen oder Bremsen versagen.
Busfahrer vor Rätselreifen (06)
Busfahrer vor Rätselreifen (06)

Nun verneigte sich auch der Copilot im weissen T-Shirt vor dem rechten Vorderreifen...
Busfahrer vor Rätselreifen (07)
Busfahrer vor Rätselreifen (07)

... und hatte bald einen schwarzen Monteurkittel an. Ja das konnte ja "heiter" werden. Die Passagiere wurden nicht informiert, um was es sich handelte. Was waren das für zwei Machos totalos, die die Passagiere nicht über die Probleme am Bus informierten? Um 12:11 - also nach 21 Minuten Reifenuntersuchung mit laufendem Motor - gings dann weiter.
Eine Mautstelle der Panamericana (01)
Eine Mautstelle der Panamericana von Ancon (01)

Die Fahrt ging dann weiter, und ich hatte ein mulmiges Gefühl, denn wenn ein Reifen nicht in Ordnung war, dann hiess das mitunter ein Schleuderunfall mit vielen Toten. Da waren wir an der Mautstelle von Ancon, der letzte Bezirk von Lima im Norden, und wenn die Angestellten etwas auffälliges gesehen oder gehört hätten, dann hätte der Bus nicht weiterfahren dürfen.
Eine Mautstelle der Panamericana (02)
Eine Mautstelle der Panamericana von Ancon (02)

Die Mautstelle Ancon liess uns aber passieren.

Das grüne Schild listet diejenigen Fahrzeuge auf, die von der Maut ausgenommen sind: Militärfahrzeuge, Polizeifahrzeuge, Feuerwehr und Ambulanzen.
Anstieg der Panamericana in Kurven in die
                        Bergwüste
Anstieg der Panamericana in Kurven in die Bergwüste

Man gewöhnt sich bei einer Fahrt über die Panamericana von Peru schnell daran, dass die Fahrt an der steilen Küste oft rauf- und runtergeht. Das ist so wie an der Küste Südfrankreichs zwischen Marseilles und Toulon. Aus dem "normalen" Kartenmaterial sind die Steigungen und Gefälle leider nicht ersichtlich, so dass man sich als Tourist erst daran gewöhnen muss.


Panamericana-Anstieg mit einem Warnschild
                        "Durch Radar kontrollierte Strecke"
                        ("Via controlada por radar")
Panamericana-Anstieg mit einem Warnschild "Durch Radar kontrollierte Strecke" ("Via controlada por radar")

Das Schild mit der Radarwarnung ist nur ein Schild. Ich habe nie gesehen, dass in Peru irgendwo mit Radar die Autos und Lastwagen kontrolliert wurden oder eine Busse ausgesprochen wurde. Im Gegenteil kommt es wegen zu hoher Geschwindigkeit immer wieder zu schwersten Unfällen und zu regelrechten Massakern, weil eben jegliche Geschwindigkeitskontrolle in Peru fehlt. Es ist nicht einmal normal, dass Tachometer in einem Auto funktionieren, geschweige denn, dass die Einstellung eines Tachometers kontrolliert würde...
Anstieg der Panamericana in der Bergwüste,
                        Kolonne (01)
Anstieg der Panamericana in der Bergwüste, Kolonne (01)

In der Lastwagenkolonne konnte man aber kaum zu schnell fahren...
Anstieg der Panamericana in der Bergwüste,
                        Kolonne (02)
Anstieg der Panamericana in der Bergwüste, Kolonne (02)

... und es wartete wohl der erste Aussichts-Höhepunkt auf uns.
Panamericana, Sicht von der Hochstrasse auf
                        das Meer
Panamericana, Sicht von der Hochstrasse auf das Meer
Panamericana, Warnschild
                        "Nebelzone" ("Zona de
                        neblina")
Panamericana, Warnschild "Nebelzone" ("Zona de neblina")

Das Schild "Nebelzone" sollte für diesen Tag nicht gelten. Wenn man den Hochnebel miteinbezieht, so ist die gesamte Küstenregion zwischen Trujillo und Ica im Winter eine einzige Nebelzone...

Der Anstieg führte zu einer kolossalen Aussicht auf die Klippen der Steilküste. Gleichzeitig denkt man automatisch daran, was passiert, wenn ein überarbeiteter Chauffeur auf dieser Strecke einschläft. Kontrolle der Chauffeure mit Fahrtenschreibern und Kontrolle der Schlafzeiten der Chauffeure gibt es in Peru nicht. Durschnittliche Arbeitszeit für untere und mittlere Lohnklassen: 12 Stunden pro Tag.

Der Buschauffeur fing dann auf der Fahrt abwärts auch gleich an zu rasen, um verlorene Zeit "wiedergutzumachen" und überholte auch schon mal bei Überholverbot und Doppellinie. Allgemein kam mir hier der erste Gedanke, dass in Peru das Prinzip der Kriechspur fehlt, das schnelleren Fahrzeugen Überholgelegenheiten schafft, wenn Lastwagen unterwegs sind. Das einfache Prinzip der Kriechspur scheint dem Transportministerium von Lima unbekannt, was bei einem Transportsystem, das hauptsächlich auf Bus und Lastwagen beruht, eigentlich unverständlich ist.

Panamericana, Sicht auf Klippen von der Hochstrasse aus

Panamericana, Sicht auf Klippen von der
                        Hochstrasse aus
Panamericana, bewässerte
                        Landwirtschaftsebene von Chancay und Huaral
                        (01)
Panamericana, bewässerte Landwirtschaftsebene von Chancay und Huaral (01)

Die Fahrt ging nun wieder abwärts, in die bewässerte Ebene von Chancay und Huaral.

In der Ebene wurde die Panamericana nun vierspurig. Den Abzweig nach Chancay erreichten wir um ca. 12:30 Uhr, den Abzweig nach Huaral um 12:35 Uhr. Der Buschauffeur meinte es schnell mit uns. Wo 60 km/h bei Ortsdurchfahrten angeschrieben waren, fuhr er schätzungsweise 90 km/h, wo 45 km/h vorgeschrieben waren, fuhr der Chauffeur schätzungsweise 70 km/h. So raste der Chauffeur mit bis zu 100 km/h durch Ortschaften. Die Radarwarnung stimmte also nicht im Geringsten, und so sind die Rasereien "normal" in Peru, und entsprechend auch die Unfälle mit ihren Massakern. Die Regierung nimmt das Flugzeug...

Panamericana, bewässerte
                        Landwirtschaftsebene von Chancay und Huaral
                        (02)
Panamericana, bewässerte Landwirtschaftsebene von Chancay und Huaral (02)

Die Ebene von Chancay und Huaral ist eine der vielen bewässerten Wüstenebenen von Peru.
Panamericana, bewässerte
                        Landwirtschaftsebene von Chancay und Huaral mit
                        SOS-Station
Panamericana, bewässerte Landwirtschaftsebene von Chancay und Huaral mit SOS-Station

Die Ebenen sind jeweils grün, die Berge im Hintergrund sind jeweils Wüstenberge...
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der
                        Ebene von Chancay und Huaral (01)
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der Ebene von Chancay und Huaral (01)

... ein bizarres Bild, das in Peru immer wieder anzutreffen ist.
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der
                        Ebene von Chancay und Huaral (02)
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der Ebene von Chancay und Huaral (02)

Wasser ist genügend vorhanden, denn die Flüsse kommen von der Sierra, und dort gibt es immer Wasser...
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der
                        Ebene von Chancay und Huaral (03)
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der Ebene von Chancay und Huaral (03)

... weil die Böden und die Wälder dort noch mehrheitlich naturbelassen sind und sich selber regulieren.
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der
                        Ebene von Chancay und Huaral (04)
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der Ebene von Chancay und Huaral (04)

Die Ebene von Chancay und Huaral ist also eine zuverlässige Früchte- und Gemüselieferantin...
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der
                        Ebene von Chancay und Huaral (05)
Panamericana, Feld und Wüstenberge in der Ebene von Chancay und Huaral (05)

... für die Hauptstadt Lima.

Der ganze Bus pfiff nun im Tinnitus-Frequenzbereich gemäss Busmotor, weil die Interferenz immer schlimmer wurde. Der Copilot meinte es "gut" mit uns, und als das Comedy-Video zu Ende war, legte er einen Cowboy-Film aus den Verunreinigten Staaten ein, und so wurde die Folter mit Pfeifton im Tinnitus-Frequenzbereich fortgeführt, bei zu kalter Klimaanlage und im Rasertempo...
Vierspurige Panamericana zwischen Chancay
                        und Huacho in der flachen Wüste mit dem Meer im
                        Hintergrund
Vierspurige Panamericana zwischen Chancay und Huacho in der flachen Wüste mit dem Meer im Hintergrund

Und von einem Moment auf den andern, fast schlagartig, fuhren wir wieder durch die Wüste, hier vierspurig. Man meinte, nun würde die Fahrt schnell vorwärts gehen, und der Bus raste ca. 120 km/h (in Europa dürfen Busse nur 90 km/h fahren)...
Busfahrer vor Rätselreifen (08)
Busfahrer vor Rätselreifen (08)

... aber dann wurde plötzlich wieder auf offener Strecke angehalten (13:12 Uhr), und da standen der Copilot im schwarzen Mechanikerkittel und der Oberchef...
Busfahrer vor Rätselreifen (09)
Busfahrer vor Rätselreifen (09)

... wieder vor dem rechten Vorderreifen...
Busfahrer vor Rätselreifen (10)
Busfahrer vor Rätselreifen (10)

... und von den Passagieren wusste weiterhin niemand...
Busfahrer vor Rätselreifen (11)
Busfahrer vor Rätselreifen (11)

... was denn nun mit diesem Reifen los war. Ich schaltete auf Zoom.
Busfahrer vor Rätselreifen (12)
Busfahrer vor Rätselreifen (12)

Ja gopfertelli, Oberchef, was war da los?
Busfahrer vor Rätselreifen (13)
Busfahrer vor Rätselreifen (13)

Niemand wollte informieren, und in den Lautsprechern pfiff weiterhin die Interferenz des Busmotors auf dem Ton des Videos. Mit dem Pfeifton war nichts zu hören. Und Lautsprecher sollte man leise schalten oder ausschalten können, beides war nicht der Fall.

Die Fahrt ging um 13:19 nach 7 Minuten Halt bei laufendem Motor weiter.
Eine weitere Mautstelle der Panamericana
Eine weitere Mautstelle der Panamericana

Wir kamen an eine weitere Mautstelle, dieses Mal bei der Hafenstadt Huacho.
Reifenreperaturwerkstatt in Huacho, Eingang
                        mit der Überschrift "Reifenservice Tag und
                        Nacht" ("Servicio de llantas día y
                        noche")
Reifenreperaturwerkstatt in Huacho, Eingang mit der Überschrift "Reifenservice Tag und Nacht" ("Servicio de llantas día y noche")

Und nun war der Schrecken da, denn wir fuhren von der Panamericana herunter und erreichten um 13:30 Uhr eine Reifenreperaturwerkstatt. Ja was war denn mit dem rechten Vorderreifen los, gopfertelli? Und nie wurde den Passagieren auch nur ein einziges Wort gesagt, hösch!
Arbeiter der Reifenreperaturwerkstatt in
                        Huacho
Arbeiter der Reifenreperaturwerkstatt in  Huacho

Da waren Angestellte, die eigentlich auch nicht viel tun konnten. Es wurde nichts ausgewechselt. Dafür wurde mir Zeichen gegeben, dass der Reifen kaputt sei. Man könne im benachbarten Hostal übernachten, so die Zeichen der Angestellten. Das war natürlich nur ein Scherz.

Um 13:45 Uhr ging es weiter, durch das Dorf über eine Strassenschwelle nach der andern. Wir passierten nun im kriminellen Rasertempo die Ortschaften Puente Huaura (13:50 Uhr), San Felipe (14:00 Uhr), Santa Cruz (14:04 Uhr), Medio Mundo (14:06 Uhr), Supe (14:18 Uhr), Supe Puerto (14:22 Uhr).
Der Bus der Busfirma Caracol vor dem
                        Restaurant
Der Bus der Busfirma Caracol vor dem Restaurant

Dann kam der erste Rasthalt / Pinkelpause etc. Die Mahlzeiten mussten wir alle selber bezahlen, was bei den meisten Busfirmen in Peru so Brauch ist. Für eine Busfahrt mit Rasthalten muss der Passagier also genügend kleine Geldscheine bereithaben.

Ich machte gegenüber dem Copilot den Reifen zum Thema, und man erklärte, dass bei diesem Caracol-Bus jeder Reifen an ein Reifendruckmessgerät angeschlossen sei, und das Messgerät des rechten Vorderreifens würde nicht funktionieren. Also war alles halb so wild. Nur das Theater darum war gross gewesen. Der Copilot sagte: "Der Reifen macht uns noch verrückt" ("La llanta nos vuelve loco").

Ich machte auch den Pfeifton auf dem Ton des Videos zum Thema, und fortan wurde nur noch Musik gespielt, wo kein Pfeifton drauf war (vorerst noch). Das Schreckliche aber war, dass man auf der ganzen Busfahrt Musik spielte, und man konnte die Lautsprecher weder leiser stellen noch abstellen, obwohl der Bus von aussen so toll aussah.

Bei der Abfahrt um ca. 15:20 Uhr fand wieder KEINE Anwesenheitskontrolle statt, nicht einmal ein Durchzählen. In dieser Beziehung war die Crew der Firma "Caracol" ("Schnecke") absolut liederlich wenn nicht gar kriminell...


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