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Ayacucho Notizen 09:

Medizin - Curanderos - Angelitos - Tierhaltung - Kunsthandwerk Santa Ana


Aufenthalt 18.2. bis 3.3.2007

von Michael Palomino (2007)

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Medizin

-- gegen Malaria gemäss Wladimir Sulca (Sta. Ana): Die Indios im Regenwald ("selva") benutzen gegen die Mücken ein natürliches Abwehrmittel (span. "repellente natural", "molle"): Sie reiben sich mit gewissen Blättern bestimmter Pflanzen ein

-- die Lippen sind im Klima der Sierra im Dauerstress mit trockenen, kühlen Nächten und warmen Tagen bis 25 Grad, und auch der Hals ist regelmässig ausgetrocknet

-- Lippenkatastrophe: Ich weiss nicht, wie das enden soll, die Lippen werden einfach nicht mehr heil bei diesem Sierra-Klima

-- Kakaubutter für aufgesprungene Lippen ("mantequilla de cacao"), 4 Stück kosten einen Soles, aber es nützt kaum etwas
-- Vaseline für aufgesprungene Lippen hilft ebenfalls nur wenig
-- aber nach ca. einer Woche haben sich die Lippen dann beruhigt

-- Magersucht ist nicht vorhanden, spindeldürre Menschen sieht man nicht, alle Frauen haben gut entwickelte Sexualorgane


DURCHFALL

-- alle 4 Wochen eine Magen-Darm-Infektion ist normal in Perú


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Curanderos

-- Wladimir Sulca empfiehlt Curanderos in Acuchimay

-- es gibt einen Curandero im Quartier Carmen Alto, Buslinie 8

-- Curandero Teodoro Huamán, mit Sohn Carlos, Calle Huaraz 110, Carmen Alto, Ayacucho

Die Diagnose mit einem männlichen Meerschweinchen:

Ich muss auf dem Tiermarkt ein schwarzes, männliches Meerschweinchen kaufen. Der Curandero passiert das Meerschweinchen über mir: Ich muss mich auf den Bauch hinlegen, dann wird das Meerschweinchen über dem Rücken passiert, dann muss ich mich auf den Rücken legen, dann wird mir das Meerschweinchen über Kopf, Brust, Bauch, Geschlechtsorgane und Beine und Füsse passiert. Dann wird das Meerschweinchen geschlachtet und die Interpretation gemacht:

-- corazon (Herz): napo nervioso
-- cuello (Nacken): inflamado (entzündet)
-- brazo (Arm): elo, cuerda elo
-- nervios: cabic
-- tripa (Eingeweide): Gastritis. Gegenmittel: jugo de papaya (Papayasaft) oder leche purita (Rohmilch)
-- estreñidos urinos:
-- riñones (Nieren): kalt, aber Heilung möglich
-- higado (Leber): mit Spalten, geschädigt, aber Heilung möglich
-- vesicula (Gallenblase): sana (gesund)
-- pormun cansa espalda
-- es ist eine grosse Wut in mir vorhanden, denn die Nerven und Vorderpfoten bewegen sich noch, auch nach dem Tod des Kaninchens
-- Sinusitis ist am Schädelbild des Kaninchens ablesbar
-- das Gehirn ist beschädigt
-- garganta (Rachenraum) ist astmatico
-- ojos (Augen) mit catarata (grauer Star), tapa

Der Curandero spricht sehr schlecht, und er benutzt auch ein lokales Vokabular. Man sollte also immer einen Überstzer mitbringen.

Als Zweites werde ich in ein Schwitzbad gesetzt. Man sollte also auch eine zweite Unterhose mitnehmen.


Angelitos

Auf dem Hof des Curandero erfahre ich von einer Patientin, wo die Angelitos heilen, am Ende des Quartiers Carmen Alto (Los Angeles Custodios). Es soll dort auch eine Klinik gebaut werden, die clínica "Señor de Potosí".

Mitarbeiter Tonio
Mitarbeiterin Hermana Felicitas
Mitarbeiter Raul

Die Angelitos kommen gemäss Hermana Felicitas aus Potosi aus Cora-Cora. Heilmittel ist u.a. der Agavendicksaft der Agave "Lechugilla".

Wunder haben sie, Steinplattenwege nicht.

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Tierhaltung / Tiere

LOKALE BEZEICHNUNGEN FÜR TIERE

-- ovimo = oveja (Schaf)
-- vacuno = vaca (Kuh) oder toro (Stier)
-- caprino = chivo (Zicklein)
-- porcino = chancho (Schweinchen)
-- camelino = auquemido = llama (ein Lama)

(Angaben von Vanessa, Nachbarstochter der Werkstätte von Sosa)


VÖGEL

-- da gibt es einen Vogel, der macht Geräusche wie die Musik aus dem Hinterteil. Er heisst "chihuaco", den gab es in Lima nie zu hören


TIERHALTUNG IN DEN HINTERHÖFEN

-- da sind Hunde, die Abfälle fressen, da sind, Hühner, Güggel / Hähne, und ab und zu ein Schwein, das Abfälle frisst

-- Ayacucho ist eine Kikeriki- und Köterstadt


HUNDESEUCHE IN AYACUCHO

-- viele Leute haben einen Hund, weil sie Angst vor Dieben und Einbrüchen haben, und weil die Aussenquartiere ohne Polizei sind, weil die Regierung das nicht nötig findet

-- Hundegebellwellen in der Nacht, Hundekonzerte in der gesamten Stadt und immer wieder in der Nacht, es ist absolut abstossend!

-- Hunde und Hähne sind meistens unterhalb der Plaza de Armas

-- Hundeseuche: In Ayacucho herrscht eine absolute Hundeplage: Die Hunde veranstalten in der Nacht ganze Orgien: Einer meint, er müsse vor etwas warnen und bellt wie verrückt, und dann fangen alle anderen Hunde auch zu bellen an, und so herrscht in der Nacht eine Bell-Orgie nach der anderen in der ganzen Stadt, widerlich! Die Stadt hat ihre Hunde nicht im Griff, wie in den armen Quartieren von Lima, nur dass in Lima die Hunde mehr jaulen und weniger bellen

-- jeder Hinterhof hat seinen Bellhund, und kahle Hinterhöfe hallen gut

-- bei wildem Sex in der Nacht meinen die Hunde, es handle sich um Einbrecher: Die Hunde "schlagen an" und so entsteht ein Hundekonzert nach dem andern in der Stadt, die ganze Stadt bellt, z.B. um 3:15 in der Nacht

-- der Hunde-Terror geht so weit, dass Hunde auf Balkonen pissen, und dann tropft der Urin des Hundes auf den Kopf der Fussgänger, z.B. an der Avenia Castilla

-- Hundekonzert, Güggelkonzert / Hahnkonzert


GÜGGEL-TERROR / HAHN-TERROR IN AYACUCHO

-- Hühnerställe fehlen, damit die Güggel bis 7 Uhr schlafen


FLÖHE

-- Flohverdacht bei Indigenas: Ich habe verdächtige Stiche, und ein schwarzer Käfer sprang vom Kopf auf meinen Arm und dann auf die Strasse, sind Flöhe schwarz?


FRUCHTFLIEGE

-- Fruchtfliegen an Bananenschalen konnten nie beobachtet werden

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Kunsthandwerk (artesanía): Das Künstlerviertel-Quartier Santa Ana

-- Künstlerfamilie Sulca, Tochter Kati mit Bebe

-- Künstlerfamilie Gaillardo mit Weberei (Tejidos), Vater Alejandro, Mutter Antonieta, Sohn Alexander

-- Marketing ist bei den Künstlerfamilien unbekannt, sie produzieren einfach und meinen, die Kunden kommen von allein, das stimmt aber nicht...

-- die Türen haben nicht einmal Hausglocken, man kann also als Tourist nicht einmal lesen, wer in welchem Haus wohnt

-- Schilder an den Häusern, wer was produziert, gibt es auch nicht

-- Santa Ana hat keine Schaufenster, keine Info-Tafel, nichts, das Fremden sagt, wer wo was produziert

-- man muss also an jede Tür klopfen und fragen, was die Familie produziert

-- wenn es eine Metalltüre ist, dann ist es das beste, wenn man mit einer Münze klopft, das gibt den stärksten Ton

-- der Berg über dem Quartier St. Ana heisst Cerro Cabarapata

-- die Familie Sulca (Teppiche, tejidos, alfombras) baut ein Institut für Artesania auf, Grossvater Ambrosio Sulca, Sohn Wladimir Sulca

-- die Familie Gaillardo hatte ein kleines Hostal, bis die Zeit des Terrorismus kam in den 1980-er Jahren. Dann kamen keine Touristen mehr und die Familie wandelte die Hotelzimmer in Ausstellungsräume um. Heute (Jahr 2007) könnte man das Hostal wieder einrichten, aber Alejandro Gaillardo benötigt dafür 5000 Soles (ca. 2000 Franken) für Betten und Möbel, die niemand hat. Es wäre eine Wonne, in dem ruhigen Künstlerviertel ein Hostal zu haben, wo Touristen in der künstlerischen Atmosphäre übernachten können. Wenn jemand 2000 Franken für etwas Sinnvolles spenden will, kann er sich bei Michel Palomino in Basel oder bei der Familie Gaillardo direkt melden, Link "E-Mail" von Michael Palomino siehe oben, siehe auch die Webseite über das Quartier Santa Ana

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