Die
"Promenade 2000" am Malecón Bolívar am
Guayas-Fluss - der "Malecón 2000" am "Río Guayas"
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Malecón Bolívar
Am letzten Abend
zog es mich dann noch an die Flusspromenade. Sie
war etwa 7 Häuserblocks vom Hostal Berlin
entfernt. Auf dem Stadtplänchen des Hotels fehlten
ja vier Strassen. So nah wie auf dem Stadtplänchen
- nur 3 Häuserblocks entfernt - war das Ufer also
nicht. Und auch die Uferstrasse war im Plan des
Hotels Berlin nicht eingezeichnet. Scheinbar
kontrolliert niemand die Pläne, die die Hotels
herausgeben. Die staatliche Kontrolle funktioniert
nicht.
Rechts auf dem Foto sieht man wieder einen der
praktischen, schwenkbaren und überdachten
Abfallkübel (Konzept aus New York). Im Hintergrund
ist wiederum einer der modernen Busse der
Schnellbuslinie "Metrovía" zu sehen.
Der unvollständige Stadtplan mit dem Zentrum von
Guayaquil des Hostal Berlin
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Zu Kolonialzeiten gab es nur einen relativ
kurzen Uferweg. Nach der "Unabhängigkeit" wurde
schrittweise eine längere Promenade angelegt, die
aber im 20. Jahrhundert immer weniger gepflegt
wurde, so dass in den 1980er Jahren sogar ganze
Teile davon in den Fluss fielen. Die Promenade
wurde so zu einem Ort der städtischen Kriminalität
(Raubüberfälle) und der Prostitution. Unter dem
Ex-Präsidenten und Bürgermeister León Febres-Cordero
(1992-2000 [3]) wurde dann das Projekt "Promenade
2000" ("Malecón 2000") begonnen, erste Teile im
Oktober 1999 eingeweiht, und unter dessen
Nachfolger, Jaime Nebot (Bürgermeister seit 2000
[2]), vollendet [1].
León
Febres Cordero, Bürgermeister von
Guayaquil 1992-2000, Portrait [3], unter
ihm wurde die Erneuerung des
Stadtzentrums in Angriff genommen [7]
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Jaime
Nebot, Bürgermeister von Guayaquil seit
2000, Portrait [2] eines Organisators,
der aber die Armen isoliert, statt
positive Entwicklungen gegen die Armut
einzuleiten [7]
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Guayaquil, die "Promenade 2000" ("Malecón
2000"), eine erhöhte Sicht vom
Einkaufszentrum aus
mit einer Übersicht und dem
Guayas-Fluss (Río Guayas) [4]
Die
Promenade wurde etwa doppelt so breit
angelegt wie zuvor und die Uferböschung
überbaut, so dass es kaum noch einen
direkten Zugang zum Wasser gibt. Das
Wassererlebnis ist auf kleinste Bereiche
beschränkt. Dies dient - der Sicherheit.
Mit Schwimmen ist also nichts oder
zumindest nicht so viel.
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Ein Linienschiff auf
dem Guayas-Fluss hat gerade von der Promenade 2000
abgesetzt...
Und gleich kam es
zu einem szenischen Höhepunkt mit einem
nachgebauten Piratenschiff auf dem Guayas-Fluss.
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... und fährt flussaufwärts in Richtung Daule.
Die Romantik des Nachbaus eines
Piratenschiffes auf dem ruhigen Guayas-Fluss bei
Guayaquil ist kaum zu überbieten.
Die Linienschiffe
von Guayaquil sind extra im "alten Stil" gehalten,
und leider dann auch entsprechend langsam. Man
könnte sich durchaus schnellere Boote als
Linienschiffe auf einem solch ruhigen Fluss
vorstellen, die dann sogar das Auto auf langen
Strecken ersetzen könnten.
Eigentlich ist der
Nachbau eines Piratenschiffes aber alles andere
als friedlich: Die Stadt Guayaquil erlebte in
ihrer Geschichte nämlich immer wieder
Piratenüberfälle, denn wer zu viel hat, der wird
eben angegriffen, das ist ein Naturgesetz [7]:
<Sie erlitt durch die Jahrhunderte viele
Angriffe von Piraten. Besonders ruchlose Exemplare
entführten 1687 eine Schar Mädchen und
installierten sich mit diesen auf der nahen Insel
Puná. Es heisst, die Gesetzlosen hätten sich um
die jungen Frauen so gerissen, dass es Tote
gegeben habe – unter den Piraten. Doch entstand
auch neues Leben, Kinder, die als «piratillos» in
die Stadtgeschichte eingingen, als die kleinen
Piraten.> [5]
Übrigens waren auch die Galapagos-Inseln ein
Stützpunkt für Piraten, und für Walfänger [9]. Die
Piraten versteckten auf den Galapagos-Inseln ihre
Beute und packten lebende Schildkröten als lebende
Konserven aus ihre Schiffe [10].
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... und immer weiter
Für Romantiker ist
eine solche Schifffahrt natürlich unersetzlich.
Mir war leider keine Fahrt vergönnt.
Heute sind die Linienschiffe die "letzten
Piratenschiffe", wie die Kapitäne immer wieder
betonen [6]. Das ist aber Traumdenken, denn gemäss
Fachinformationen nimmt die Piraterie heute wieder
weltweit zu, in Guayaquil zum Beispiel in Form von
Diebstahl auf ankernden Schiffen [8].
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Karte:
Puná ist die grösste Insel im Golf von
Guayaquil [12], je nach Berechnung 855
[13] oder 911 km2
gross [14]. Die dortige Inselbevölkerung
besteht aus Nachfahren europäischer
Piraten und Indígena-Müttern [7].
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Das
Satellitenfoto des Golfs von Guayaquil
mit der Insel Puná. Hier sieht die Insel
etwas kleiner aus, das Schwänzchen
existiert scheinbar nicht, oder nicht
mehr [11].
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Das
Piratennest Galapagos-Inseln, Karte
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Das Uferpanorama von Guayaquil an der "Promenade
2000" ("Malecón 2000") am Guayas-Fluss (01, 02, 03,
04)
Der Río Guayas bei Guayaquil ist etwa so breit wie
der Greifensee, und das andere Ufer ist eine Insel
mit einem weiteren Flussarm dahinter...
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Die Insel im Guayas-Fluss neben
Guayaquil (ca. 6 mal 4 km gross),
Satellitenfoto von google maps [11]
Die Insel heisst "Santay", gehört zur
Nachbarstadt Duran und ist ein geschütztes
Feuchtgebiet. Nur etwa 200 Familien
bewohnen die Insel. Strom kommt aus
Dieselgeneratoren [17]. Der Guayas-Fluss
scheint auch nicht immer befahrbar, wie
das Satellitenfoto zeigt. Der Wasserstand
scheint nicht mit Schleusen gesichert, die
Wasserwege links davon dagegen schon [7]. |
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Der
Uhrenturm ("Torre de Reloj") von Guayaquil
am Guayas-Fluss, oberer Teil |
Der
Uhrenturm ("Torre de Reloj") von
Guayaquil im pseudo-maurischen
Kolonialstil [15], anmutig anzuschauen,
aber man muss wissen, dass da der
übliche Rassismus der Kolonialzeit mit
dem "christlichen" Anspruch auf
Weltherrschaft dahintersteckt.
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Der
Uhrenturm ("Torre de Reloj") von Guayaquil
am Guayas-Fluss, unterer Teil |
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Die Flusspromenade am
Guayas-Fluss ist in roten und gelben
Betonpflastersteinen gehalten, die weiss verfugt
sind
Die rote
Pflästerung mit einer gelben Bänderung ist für
süd-"amerikanischen" Geschmack eine angenehm
anregende Farbkombination.
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An Verpflegung,
Abfallkübeln und Turnübungen fehlt es nicht, hier
ein Getränkestand direkt neben einem grossen
Abfallkorb...
Das Pflaster ist
hier in abwechselnd breiten roten und gelben
Streifen gelegt, und die Baumrabatte ist
gleichzeitig eine Sitzbank. Die
Promenadengestaltung ist also hervorragend
multifunktional.
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Flusspromenade
"Promenade 2000", Sicht nach Norden
Leute, die bis zum
Wasser vordringen wollten, gab es auch, und man
kann auch im Fluss schwimmen. Aber auf grossen
Treppenstufen die Füsse in den Fluss baumeln
lassen, so wie das z.B. in Basel am Rhein möglich
ist, das gibt es hier leider nicht.
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Und wieder war in
Guayaquil das Phänomen der Fettsucht anzutreffen.
Je mehr McDonalds
und Burger King, desto mehr Übergewicht. Viele
Ecuadorianer merken das scheinbar nicht, vor
allem, wenn die Übergewichtige gleich noch das
Päcklein vom McDonalds in den Händen bei sich
trägt...
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Die Flusspromenade am
Guayas-Fluss ist abwechselnd in Betonstein und in
Holzbrücken angelegt.
Die Architekten
der Flusspromenade haben sich in Guayaquil einiges
einfallen lassen. Man fühlt sich ein bisschen wie
in Paris an der Seine.
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Guayaquil, Promenade
2000, Holzbrücke mit Aussichtsturm
Leider ist das
Foto unscharf. Die Architektur des Aussichtsturms
scheint auch aus Europa abkopiert. Waren hier
europäische Architekten am Werk? Hätte man nicht
etwas "ecuadorianischer" bauen können?
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Guayaquil, Promenade
2000, Baumscheiben in Rot
Nun, diese
Baumscheiben schützen die Bäume vor Hunden.
Blindenstöcke von Sehbehinderten und Blinden
verfangen sich aber darin, und deswegen sind diese
Baumscheiben eigentlich nicht so praktisch, es sei
denn, die Ernährung der Bevölkerung ist dermassen
gesund, dass es kaum oder gar keine Sehbehinderte
oder Blinde gibt.
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Guayaquil, Promenade
2000, kleiner Springbrunnen
Der Springbrunnen
ist nur zum Anschauen gedacht. Schade, denn in der
Tropenstadt Guayaquil spielen die Kinder
eigentlich sicher gerne mit Wasser.
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Guayaquil, Promenade
2000, Pflanzengruppe mit Urwaldpflanzen
Den Gestaltern der
Promenade ist es gelungen, mit speziellen
Bepflanzungen auch den Urwald gepflegt in
Erscheinung treten zu lassen.
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Guayaquil, Promenade
2000, Urwaldpflanzengruppe, Nahaufnahme
Die Gummmibäume haben ihre "Sprösslinge"
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Guayaquil, Promenade
2000, Tafel mit den Öffnungszeiten von 7 bis 24 Uhr
Text: Die
Öffnungszeiten sind beschränkt. Betreute Zeit 7-24
Uhr ("Se reserva el derecho de admisión. Horario
de atención de 7h00 a 24h00")
Die Promenade hat erschreckend wenig Eingänge, so
dass man an der Autostrasse zum Teil bis zu 500 m
weit laufen muss, um überhaupt einen Eingang zur
Promenade zu finden, und man kam sich auch etwas
eingesperrt vor. Aber das Erlebnis entschädigt für
alles.
Die Promenade hat deswegen wenig Eingänge, um die
Besucher unter Kontrolle zu halten...
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Promenade
2000: Die Übersichtstafeln
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Von links nach rechts: Markt für
Kunsthandwerk ("Mercado artesanal") -
Südmarkt ("Mercado Sur") - Olmedo-Platz
("Plaza Olmedo") - Einkaufszentrum
Promenade ("Centro comercial Malecón") -
Staatsplatz ("Plaza Cívica") |
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Von links nach rechts: Spiel-
und Fitnessbereich ("área de juegos y
ejercicios") - Promenadegarten ("Jardines
del Malecón") - Imax-Kino ("imax") -
Quartier "Las Peñas" |
Guayaquil, Promenade 2000, Detailtafel für
den Staatsplatz ("Plaza Cívica")
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Der Staatsplatz beinhaltet:
1. Lagune ("Laguna")
2. Uhrenturm ("reloj público")
3. das Wasserelement ("elemento agua")
4. Wassersportclub ("club naval")
5. Feuerelement ("elemento fuego")
6. Eingang und Ausgang zu den Gärten
("ingreso, salida de parqueos")
7. WC ("baños")
8. Erdelement ("elemento tierra")
9. Yachtclub ("yacht club")
10. Luftelement ("elemento aire")
11. Rondell ("rotonda")
12. Aussichtsturm ("mirador").
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Guayaquil, Promenade 2000, Brunnen mit
ferngesteuerten Modellschiffen
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Guayaquil, Promenade
2000, die Rampe zum Promenade-Einkaufszentrum mit
E-Mobil
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Guayaquil, Promenade
2000, Rollstuhlrampe mit Geländer, perfekt
Man könnte fast meinen, hier waren schweizer
Architekten am Werk...
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Guayaquil, Promenade 2000, ein
Blumenbeet |
Guayaquil, Promenade 2000, Blume in Gelb |
Guayaquil, Promenade 2000, Blume in Rot |
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Guayaquil, Promenade
2000, Flugzeugstart (01)
Die Passanten
gaben an, dass nicht viele Flugzeuge die Promenade
belästigen würden. Nun, im normalen Lärm des
Stadtzentrums hört man die Flugzeuge nicht,
sondern nur an der etwas stilleren Promenade...
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Guayaquil, Promenade
2000, Flugzeugstart (02)
Passanten sagten
mir, es sei geplant, den Flughafen ausserhalb der
Stadt neu zu bauen und das heutige
Flughafengelände für andere Zwecke zu nutzen.
Klingt vernünftig.
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Guayaquil, Promenade
2000, Palmengruppe mit Sitzgelegenheiten
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Guayaquil, Promenade
2000, Regenrinne in Rot
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Es erscheint
auffällig, dass auf der ganzen "Promenade 2000"
kein einziger Ureinwohner (Indígena) oder arme
Person mit Strassenhandel anzutreffen war. Die
Reichen haben in Guayaquil das gesamte Flussufer
für sich allein gepachtet, und die Polizei an den
wenigen Eingängen und die Kameras sorgen dafür,
dass dies auch so bleibt. Bürgermeister Jaime
Nebot liess sein Konzept der absoluten Sicherheit
umsetzen und liess an dem "Malecón 2000" nicht nur
viel Wachpersonal auffahren, sondern liess 52 von
der Polizei gesteuerte Videokameras installieren,
die 24 Stunden rund um die Uhr die Promenade
kontrollieren. Die Videokameras sollen Diebstahl
verhindern helfen, und vor allem den
Strassenhandel mit kleinen Ständen unterbinden
[2]. Die Kleinhändler der Stadt Guayaquil sind
also zu 100% von der Nutzung der Promenade
ausgeschlossen. Sie bekommen auch keine Bereiche
zugewiesen. Flohmärkte habe ich auch keine
Gesehen. Der Bürgermeister kriminalisiert
verurteilt pauschal alle Kleinhändler zu Dieben,
und scheinbar gefällt ihm dieses falsche Urteil
[7]. Bei der Vertreibung von Strassenhändlern aus
dem Stadtzentrum der reichen Bevölkerung
Guayaquils wurden sogar Waffen eingesetzt und
Leute verletzt [2]. Rassistischer geht es
eigentlich nicht, Herr Bürgermeister Jaime Nebot,
ein absoluter Rassist [7], auch wenn er von einer
britischen Bewertungsagentur unter den ersten zehn
Bürgermeistern der Welt geführt wird [16].
Scheinbar fehlt dem Bürgermeister das Wissen, wie
man mit einfachen Strukturen die Armut abfedern
kann, und sei es auch nur mit dem Verteilen von
Handelslizenzen für Kleinhändler. Die Armen haben
keine Stimme in Guayaquil, denn sie haben keine
Zeitung... [7]
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