<CHILE,
südamerikanische Republik.
[[Es sind in diesem Artikel Angaben vorhanden, dass
chilenische Ureinwohner judaisiert wurden. Aber es fehlt
jegliche Angabe über die Rechte der Ureinwohner]].
Kolonialzeit.
[Marranen und
Inquisitionsterror der "christlichen" Kirche - der Fall
von Francisco Maldonado de Silva]
*Marranen waren schon in den ersten Tagen der chilenischen
Geschichte bekannt. Rodrigo de Orgoños, einer der spanischen
Offiziere in der Firma von Diego de Almagro (der Chile 1935
entdeckt hatte), wird nachgesagt, einen neuchristlichen
Ursprung gehabt zu haben. Im Jahre 1540 begleitete Diego
Garcia de Caceres von Plasencia, Spanien, den Besetzer Pedro
de Valdivia nach Chile und hatte später eine wichtige
Position.
Vierzig Jahre nach seinem Tod wurde bestätigt, dass Caceres
jüdischer Abstammung war und jüdische Vorfahren hatte, was
in einem Pamphlet "La Ovandina" (Lima 1621, neu gedruckt
1915) bekanntgemacht wurde. Diese Publikation provozierte
einen Skandal, weil nun der jüdische Ursprung vieler
prominenter Familien aufgedeckt wurde, und die *Inquisition
befahl die Rücknahme des Pamphlets aus der Öffentlichkeit.
Unter den Nachkommen von Caceres waren der Held der
chilenischen Unabhängigkeit, General Jose Miguel Carrera,
sowie der Staatsmann Diego Portales.
Das Inquisitionstribunal, das 1570 in Lima eingerichtet
worden war, hatte auch die Macht über das heutige Chile, und
kurz darauf fand der erste Glaubensprozess statt.
Nichtsdestotrotz blieb die Marrano-Siedlung in dem relativ
weit entfernten Aussenposten des spanischen Reichs erhalten
und wuchs weiterhin an.
Der Höhepunkt der inquisitorischen Aktivität in Lima war im
Jahre 1627, als in der Stadt Concepcion de Chile der Chirurg
Francisco *Maldonado de Silva festgenommen wurde, einer der
bemerkenswertesten Leute aller Inquisitions-Märtyrer, die
mit anderen nach Lima zum Prozess gebracht wurden. Nach fast
12 Jahren Haft wurde er mit anderen zehn Personen am
Glaubensprozess (Autodafé) vom 23. Januar 1639
"freigesprochen" - der bis dahin grösste Glaubensprozess in
der Neuen Welt.
[Heimliches Judaisieren -
Juden auf dem Scheiterhaufen 1644 - 28 Marranen im Raum
Santiago Ende 17. Jh. - Inquisitionsfälle]
Heimliches Judaisieren blieb in der Kolonie aber weiterhin
bestehen. Der Arzt Rodrigo Henriquez de Fonseca aus Santiago
und seine Frau wurden 1644 in Lima auf dem Scheiterhaufen
verbrannt. Sie wurden beschuldigt, dem Gesetz von Mose Folge
geleistet zu haben; sein Schwager, Luis de Riverso, konnte
vor einem ähnlichen Schicksal flüchten, indem er im
Gefängnis Selbstmord beging.
Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Heilige Büro in Lima
informiert, dass im Raum Santiago ungefähr 28 Marranos leben
würden, aber der Bericht provozierte keine Aktion.
Unter weiteren chilenischen Marranen, die niedrigere
Inquisitionsstrafen erlitten, war Francisco de Guidiel,
geboren in Spanien 1518, der gemäss seiner Urteilsschrift
"immer noch auf den Messias wartete" (die Tochter von
Guidiel heiratete den Sohn eines anderen Marranen, Pedro de
Omepezoa).
Ein neuchristlicher Soldat, Luis Noble, wurde 1614 wegen des
Diebstahls eines Jesuskreuzes bestraft, wobei der Diebstahl
den Zweck gehabt haben soll, "Riten gemäss des Gesetzes
Mose" auszuführen. Im Jahre 1680 erlitt der Kapitän Leon
Gomez de Oliva eine Konfiskation all seines Besitzes als
Teil einer Bestrafung für das heimliche Praktizieren des
Judaismus.
[18. Jahrhundert: Keine
Spur von Marranen oder der Inquisition mehr -
Unabhängigkeit und Abschaffung der Inquisition im Jahre
1813]
Ab Beginn des 18. Jahrhunderts sind in Chile keine Spuren
von Marranen oder der aktiven Inquisition gegen sie
auffindbar, und die Inquisition selbst wurde mit der (Kol.
461)
chilenischen Unabhängigkeit im Jahre 1813 abgeschafft (Kol.
461-462).
[17. Jahrhundert: Englische
Pläne für Chile]
Juden von anderen Ländern, vor allem aus England, zeigten im
17. Jahrhundert einiges Interesse für chilenische
Angelegenheiten. Der bekannteste Fall ist derjenige von
Simon de *Caceres, und Ex-Marrane wohnhaft in London, der im
Jahre 1656 Oliver *Cromwell eine Plan zur Besetzung der
"Wilden Küste" von ´Chile vorschlug, und dabei sollte ein
jüdisches Militärkontingent behilflich sein, das von Caceres
selbst zusammengestellt und angeführt werden sollte. Der
jüdische Ursprung von Subatol Deul soll mit dem englischen
Seefahrer Henry Drake und der Vergrabung dessen Schatzes im
Jahre 1645 nahe Coquimbo im Zusammenhang gestanden haben.
Aber all dies ist zweifelhaft und stimmt mit den Dokumenten,
die 1926 entdeckt wurden, nicht überein.
Dasselbe behauptet auch Carlos Henriques, der von der
Handelsmission beauftragt war, der 1966 von Deptford von
England aus absegelte. Ausserdem ist auch Juan Albano
Pereyra jüdischer Abstammung, in dessen Haus der Held der
chilenischen Revolution - Bernardo O'HIggins - seine
Kindheit verbrachte. Andererseits ist es wahrscheinlich,
dass in Chile wie anderswo in Lateinamerika noch in vielen
alten Familien marranisches Blut gefunden werden kann.
[G.B.]
19.-20. Jahrhundert
[ab 1810: legale Einreise
nach Chile auch für Nichtchristen - missionierte,
judaisierte Ureinwohner-Stämme]
Bis zur Erklärung der Unabhängigkeit (1810) war die Einreise
für Ausländer verboten und vor allem speziell für Juden. Für
diese Zeit sind keine Spuren von Judaismus vorhanden, die
den Nachkommen der Marranen zugeordnet werden könnten.
Nichtsdestotrotz wurden aber im 20. Jahrhundert
judaisierende Kleingruppen entdeckt. Es waren Nachfahren von
Ureinwohnern, die behaupten, ihr Judentum von den Marranen
erhalten zu haben. Einige von ihnen nennen sich selbst
"Iglesia Israelita" [[Israelische Kirche]], und sie
konzentrieren sich in den Regionen Curacautín, Cunco, und
Gorbea - die Grenzregion des spanisch-katholischen
Einflusses bis zur Besetzung von Araukanien in den 1880er
Jahren. Einige von ihnen befolgen einen Teil der jüdischen
Gebote, und andere identifizieren sich nur mit dem Alten
Testament und mit einem kleinen Teil der Gebote.
[Katholizismus als
Staatsreligion - Einschränkungen anderer Religionen -
1865: private Religion und Schulen werden erlaubt - 1884:
Zivile Heiraten - 1925: Verfassung mit Religionsfreiheit]
Die frühe, republikanische Verfassung diente nicht als
gesetzliche Basis für ein offenes, jüdisches Leben, denn die
Etablierung des römischen Katholizismus als Staatsreligion
und der Verbot des offenen Praktizierens jeder anderer
Religion waren eindeutig (Paragraph 5 der Verfassung von
1833).
Erst im Jahre 1865 erlaubte ein spezielles Gesetz den
Nicht-Katholiken die Ausübung ihrer Religion in
Privathäusern und erlaubte die Einrichtung privater Schulen.
Eine Serie liberaler Gesetze in den Jahren 1883 bis 1884
erlaubten unter anderem die zivile Heirat und die staatlich
kontrollierte Registrierung der Bürger (vorher hatte alles
die Kirche kontrolliert). So kam es zu immer mehr
Religionstoleranz. Die Verfassung von 1925 verkündete dann
explizit die Religionsfreiheit für alle Religionen, die der
Moral nicht widersprechen.
[ab 1882: Jüdische
Einwanderung nach Pogromen in Russland - jüdische
Einwanderung aus Argentinien - jüdische Organisationen und
Tarnung]
Während des 19. Jahrhunderts erreichten verschiedene,
einzelne Juden Chile, die sich dann meistens mit der
Bevölkerung vermischten. Nach dem Beginn der Pogrome in
Russland nach 1882 wurde Chile als einer der möglichen Häfen
für verfolgte Juden genannt, und während der folgenden Jahre
scheint es, dass Juden entweder als Einzelpersonen oder in
kleinen Gruppen Chile erreicht haben. Aber erst (Kol. 463)
zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann die Anzahl jüdischer
Einwanderer merklich anzusteigen. Die wohl bekanntesten
Einwanderer bis zum Ersten Weltkrieg waren die Osteuropäer,
die zuerst in Argentinien zu siedeln versucht hatten, und
sefardische Juden aus Monastir, Mazedonien, die in Temuco in
Süd-Chile ankamen, und die dort den Grundstein für die
sefardische Gemeinde legten.
Bekannt unter den frühen Einwanderern war Naum Trumper, der
Sohn des Siedlers von Moisesville in Argentinien, und ein
naher Freund von Präsident Arturo Alessandri von Chile;
unter den späteren Siedlern befanden sich dann die Familien
Testa, Arueste und Albala. Die ersten Gemeindegebete wurden
in Santiago im Jahre 1906 abgehalten, und die erste jüdische
Organisation, "Sociedad Unión Israelita de Chile"
[[Gesellschaft Israelitische Union von Chile]] wurde 1909
gegründet. Nichtsdestotrotz fühlten sich viele Juden in dem
katholischen Staat nicht wohl, und deshalb tarnten sie die
weiteren Organisationen unter solch unverdächtigen Namen wie
"Filarmónica Rusa" [[Russische Philharmonie]] (gegründet in
Santiago im Jahre 1911 und später 1914 als "Centro Comercial
de Beneficiencia" bekannt [[Wohlfahrtseinkaufszentrum]],
oder "Centro Macedónico" [[Mazedonisches Zentrum]]
(gegründet in Temuco 1916).
[Herzl-Zionismus und
jährlicher Zionistenkongress in Chile - zentrale jüdische
Organisation "Circulo Israelita"]
[[Rassistisch]]-zionistische Aktivität begann in Chile im
Jahre 1910, aber erst nach der *Balfour-Erklärung und der
internationalen Anerkennung der Ziele des [[rassistischen]]
Zionismus nach dem Ersten Weltkrieg wuchs die Bewegung an.
In dessen Fahrwasser und unter dem Eindruck der "Tragischen
Woche" in *Argentinien kam das Bedürfnis einer
zentralisierten, jüdischen Organisation auf, und folglich
wurde im September 1919 der erste Kongress des Chilenischen
Judentums abgehalten. Dabei waren die Vertreter von 13
Organisationen aus sechs Städten, mit Ashkenazim und
Sephardim, zusammen mit den Vertretern der "Hijos de Sion"
[[Söhne von Zion]] von Caracautin, die Organisation der
judaisierten Primärnationen.
Der Kongress behandelte jüdische Angelegenheiten generellen
und lokalen Charakters, und trotz der
Meinungsverschiedenheiten wurde die [[rassistische]]
"Federación Sionista de Chile" [[Zionistische Gesellschaft
Chiles]] aus der Taufe gehoben, die zentrale Organisation
des chilenischen Judentums und die offizielle Vertretung
gegenüber der jüdischen und der nichtjüdischen Welt. Von da
an kam in Chile ein lokaler [[rassistischer]]
Zionistenkongress jährlich zusammen.
Die vereinigenden Elemente wurden ein Jahr nach dem Kongress
in Programmpunkten festgehalten, als die
Aschkenasi-Gemeindeorganisationen in Santiago sich
vereinigten und den "Círculo Israelita"
[[Israelitenzirkel]]schufen, eine der jüdischen
Hauptorganisationen in Chile bis heute. Im selben Jahr wurde
von Universitätsjugend das "Centro Juventud israelita"
[[Israelitisches Jugendzentrum]] eingerichtet, das im Jahre
1922 die "Policlinica Israelita" [[Israelitische
Poliklinik]] gründete, eine Klinik für die allgemeine
Bevölkerung.
[1922: Einwanderungspläne
der ICA]
Im Jahre 1922 untersuchte die *Jüdische
Kolonisierungsgesellschaft (Jewish Colonization Association
ICA) die Möglichkeiten, Siedlungsprojekte in Chile zu
realisieren, um so die jüdische Einwanderung auszuweiten.
Aber dies Pläne wurden nie umgesetzt, und die jüdische
Einwanderung in den 1920er Jahren fand nur tröpfchenweise
statt.
[1930s: Ausweitung der
jüdischen Zirkel - Jugendorganisationen - mehr
rassistischer Zionismus - und Kommunismus und
Antizionismus]
Die jüdischen Organisationen entwickelten sich weiter und
hatten sich bis 1930 auskristallisiert. Der "Circulo
Israelita" war der Boden verschiedener Gemeindeaktivitäten
(im Gebiet der Kultur, Erziehung, religiösen Angelegenheiten
und speziell Begräbnisdienst), und errichtet auch ein
grosses Gebäude, das der gesamten Gemeinde diente.
Die sephardischen Organisationen nahmen an Anzahl zu und
spezialisierten ihre Aktivitäten. *WIZO wurde im Jahre 1926
gegründet; die wachsenden Jugendorganisationen vereinigten
sich als "Asociación de Jóvenes Israelitas" [[Gesellschaft
der jungen Israeliten]] (A.J.I., 1928), die die Verwaltung
der Poliklinik weiterführten und auch einen Hilfsdienst für
juristische Fragen auf die Beine stellten.
[[Rassistisch]]-zionistische Aktivität nahm in grossem Masse
zu. Schon 1922 trugen chilenische Juden mehr zum "Jüdischen
Nationalfond bei als jüdische Gemeinden, die viel mehr
Mitglieder hatten; 1600 Personen besorgten sich 1929 neue
Schekel [[Anleihen]], und die *Keren Hayesod hatte
beträchtliche Einkünfte.
Andererseits waren während und nach den 1920er Jahre auch
antizionistische und vor allem kommunistische Elemente unter
den chilenischen Juden aktiv. 1930 bis 1932 erfasste die
jüdischen Organisationen in Santiago eine heftige Krise, vor
allem betroffen waren der "Circulo Israelita"
[[Israelitenzirkel]] und die [[rassistische]] "Federación
Sionista" [[Zionistenvereinigung]] (Kol. 464).
[Krise nach 1929 -
Einrichtung der jüdischen Begräbnisgesellschaft]
Von der Wirtschaftskrise waren auch die jüdischen
Organisationen betroffen, vor allem die Hausierer; teilweise
war dies auch durch Spannungen innerhalb der
[[rassistisch]]-zionistischen Bewegung verursacht, und auch
durch soziale und politische Instabilität. Auf dem Höhepunkt
der Krise begann dann auch die 1917 gegründete
philanthropische Gesellschaft "Bikkur Holim" von Santiago
mit Gemeindeaktivitäten, und speziell wurde eine neue "hevra
kaddisha" [[jüdische Begräbnisgesellschaft]] ins Leben
gerufen, die über ihren eigenen Friedhof verfügte. So wurde
dem Monopol des Begräbnisdienstes ein Ende gesetzt, das bis
anhin dem "Circulo Israelita" oblag.
[1931-1939:
Auseinandersetzungen wegen Einwanderung -
Einwanderungskomitee - 1000e Juden aus Deutschland - und
weitere neu gegründete Organisationen]
Im Jahre 1931 richtete das *HICEM ein Komitee in Santiago
ein, um die Organisation in Sachen Einwanderung zu
vertreten. Das Komitee unterstützte die Aktivitäten der
lokalen Gruppe "Bikkur Holim" nicht, und so beklagte
letztere, dass HICEM falsche Informationen über
Einwanderungsmöglichkeiten verbreitete, die wegen der
wirtschaftlichen Situation in Chile nicht der Realität
entsprachen. Dieser Konflikt entwickelte sich dann innerhalb
der jüdischen Gemeinde bis in die Öffentlichkeit, dauerte
das ganze Jahrzehnt hindurch und beeinflusste die schon
eingeschränkten jüdischen Einwanderungsmöglichkeiten
zusätzlich negativ.
Der Streit wurde schlussendlich im Vorfeld des Zweiten
Weltkriegs mit der Einrichtung eines Einwanderungskomitees
gelöst, dessen Zusammensetzung und Aktivitäten den Wünschen
beider Seiten entsprachen. Inzwischen - trotz der
Einschränkungen und Schwierigkeiten für Einwanderer - waren
in den 1930er Jahren Tausende Juden aus Deutschland in Chile
eingewandert und hatten in kürzester Zeit eine
Hilfsorganisation gegründet (Hilfsverein, später bekannt als
"Comité Israelita de Socorros," [[Israelitisches
Hilfskomitee]], Cisroco, 1933), eine Gemeindeinstitution
(Sociedad Cultural Israelita B'ne Jisroel, 1938) sowie eine
[[rassistisch-zionistische]] B'nai-B'rith-Loge (1937). Somit
war also dem chilenischen Judentum ein weiteres soziales und
organisatorisches Element hinzugefügt, das der gesamten
Gemeinde seinen Stempel aufdrückte.
[1939: Jüdische Flüchtlinge
werden im Süden festgehalten - Bewegung zur Hauptstadt hin
- Antisemitismus gegen deutsche Juden - Vertretungskomitee
gegründet]
Einige der Flüchtlinge - 879 an der Zahl - die Chile
nach dem Ausbruch des Krieges erreicht hatten, wurden unter
der Bedingung aufgenommen, dass sie nur im Süden siedeln
durften, und die Hauptstadt sollte ihnen verboten bleiben.
[[Im Süden Chiles herrscht im Winter 5 Monate
ununterbrochener Nebel und viel Regen bei Temperaturen von 0
bis 5 Grad, absolut ungemütlich. Der Sommer ist regenreich
bei Temperaturen bis maximal 18 Grad]].
Fünfzehn Familien machten den Versuch, eine
landwirtschaftliche Siedlung zu gründen, speziell auf der
Insel Chiloé, und 10.000e sind ihnen wahrscheinlich gefolgt;
der Rest siedelte in den Städten des Südens.
Nach mehreren Jahren im Süden unter schwierigen klimatischen
und wirtschaftlichen Verhältnissen aber siedelte eine
beträchtliche Anzahl in den Hauptstädten des Landes. Diese
Bewegung wurde nun von den Antisemiten benutzt, die schon in
den 1920er Jahren versucht hatten, den chilenischen Juden
Schaden zuzufügen, und deren Aktivitäten in den 1930er
Jahren angestiegen waren, und dann speziell während des
Zweiten Weltkriegs. Nun verlangten sie, dass die deutschen
Flüchtlinge dazu verpflichtet würden, im Süden zu bleiben.
Gegen diesen Hintergrund des erstarkten Antisemitismus wurde
1940 das "Comité Representativo"
[[Vertretungskomitee]]eingerichtet, das zentrale Organ des
chilenischen Judentums.Die Organisation umfasst alle
jüdischen Organisationen Chiles und vertritt das jüdische
Judentum gegenüber den Behörden, bekämpft Antisemitismus und
engagiert sich auch in Fragen genereller Natur. Es ist
ausserdem Mitglied beim [[rassistisch-zionistischen]]
*Jüdischen Weltkongress. Ein Abkommen zwischen der
[[rassistisch]]-Zionistenvereinigung [[Zionist Federation]]
und dem Vertretungskomitee wurde 1943 unterzeichnet und
unterstützte alle bisherige [[rassistisch]]-zionistische
Tätigkeit und die Vertretung gegenüber den lokalen Behörden.
[[Es ist keine Zahl jüdischer Flüchtlinge angegeben.
Wahrscheinlich waren da auch jüdische Flüchtlinge, die unter
den Kontingenten anderer Länder eingewandert sind]].
Trotz des Antisemitismus gelang es den Juden, ihre
wirtschaftliche Position stetig zu verbessern und zu
stabilisieren, auch während des Zweiten Weltkriegs. 1944
wurde in Santiago die "Banco Israelita" [[Israelitische
Bank]]eingerichtet. Schnell wurde sie eine der am meisten
respektierten Kreditinstitutionen des Landes. Nach dem
Zweiten Weltkrieg ging die Einwanderung in kleinem Masse
weiter, und im Jahre 1957 wurde einigen Flüchtlingen aus
Ungarn die Einreise ins Land erlaubt.> (Kol. 465)
Quellen
|
Encyclopaedia Judaica (1971): Chile, Band 5, Kol.
461-462
|
Encyclopaedia Judaica (1971): Chile, Band 5, Kol.
463-464
|
Encyclopaedia Judaica (1971): Chile, Band 5, Kol.
465-466
|