aus: 200
Tote bei A320-Katastrophe; n-tv 18.7.2007;
http://www.n-tv.de/828202.html
Stand 18.7.2007:
-- TAM Airbus A320 mit 186 Menschen an Bord
-- regennasse Landebahn provoziert, dass der A320 über die
Landebahn hinausrutscht
oder:
-- "die Unglücksmaschine kollidierte, als sie über eine an
den Flughafen grenzende Strasse rutschte, auch mit einigen
Autos. Der Pilot habe nach der gescheiterten Landung
vermutlich beschleunigt und versucht durchzustarten, meinten
Experten"
-- der A320 rast in eine Tankstelle und in ein
Geschäftsgebäude am Ende der Landebahn
-- der A320 und mehrere Häuser explodieren
-- es kommt zu mehreren Explosionen
-- ein Haus stürzt ein, 27 Gebäude werden wegen
Einsturzgefahr evakuiert
-- unter den Einwohnern im "vornehmen" Viertel Moema breitet
sich Panik aus
-- einige Menschen können aus den brennenden Häusern
springen und retten sich mit Knochenbrüchen
-- insgesamt kommen mindestens 200 Menschen ums Leben,
Schwerverletzte sterben in Krankenhäusern
Bei dem schwersten Flugzeugunglück in der Geschichte
Brasiliens sind in São Paulo nach Schätzungen der Feuerwehr
mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen. Ein Airbus A320
der brasilianischen Fluggesellschaft TAM mit 186 Menschen an
Bord schoss am Dienstagabend (Ortszeit) mitten in der
Millionenmetropole bei der Landung über die regennasse
Landebahn des Flughafens Congonhas hinaus. Anschliessend
rutschte er über eine Hauptstrasse und raste in eine
Tankstelle und ein Geschäftsgebäude. Das Flugzeug und
mehrere Häuser gingen in Flammen auf.
Auf der Passagierliste standen viele deutsch klingende
Namen. Die Maschine war in Porto Alegre gestartet. In der
Region leben viele Menschen deutscher Abstammung. Eine
Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, dass die
deutschen Generalkonsulate in São Paulo und Porto Alegre in
engem Kontakt mit den örtlichen Behörden stünden. Bislang
gebe es keine Hinweise auf deutsche Opfer, sagte sie.
Wie der Fernsehsender "Globonews" unter Berufung auf die
Rettungsteams berichtete, wurden bis zum frühen
Mittwochnachmittag (Ortszeit) 158 Leichen geborgen. Die Zahl
der Todesopfer stieg damit auf mindestens 161, denn in den
Gebäuden am Unfallort waren drei Menschen schwer verletzt
worden und in Krankenhäusern gestorben. Bei dem bislang
schwersten Flugunglück in Brasilien waren Ende September
vergangenen Jahres 155 Menschen ums Leben gekommen.
"Inferno auf Erden"
Mehr als 300 Feuerwehrmänner sowie dutzende Polizisten,
Notärzte und Zivilschützer waren die ganze Nacht im Einsatz.
Die Retter gehen nicht davon aus, dass Menschen an Bord das
Unglück überlebt haben. Nach dem Unglück waren Explosionen
zu hören. Ein Haus stürzte ein, 27 Gebäude wurden wegen
Einsturzgefahr evakuiert.
Augenzeugen sprachen von Panik unter den Anwohnern des
vornehmen Viertels Moema, in dem sich der Flughafen
befindet. Sie habe ein "Inferno auf Erden" gesehen, sagte
eine Rentnerin einem brasilianischen Reporter. Mindestens
ein Mann und eine Frau retteten sich, indem sie aus dem
Fenster eines brennenden Hauses mehrere Stockwerke in die
Tiefe sprangen. Sie kamen mit Knochenbrüchen davon.
Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva ordnete eine
dreitägige Staatstrauer an und wies die Bundespolizei an,
bei den Ermittlungen besonderes Augenmerk auf die Landebahn
zu legen. Die Unglücksursache war zunächst nicht bekannt.
Der Flugschreiber wurde gefunden und soll den Ermittlern
weiter helfen.
Flugplatz für grössere Maschinen geschlossen
Die Unglücksmaschine kollidierte, als sie über eine an den
Flughafen grenzende Strasse rutschte, auch mit einigen
Autos. Der Pilot habe nach der gescheiterten Landung
vermutlich beschleunigt und versucht durchzustarten, meinten
Experten.
Der städtische Flughafen wurde zunächst geschlossen, einige
Stunden später aber für kleinere Maschinen wieder geöffnet.
Der Airport im Viertel Moema liegt in unmittelbarer
Nachbarschaft von Hotels, Hochhäusern und Einkaufszentren.
Er wurde in den 30er Jahren in einem damals menschenleeren
Gebiet gebaut und im Lauf der Jahre von der wachsenden Stadt
eingeschlossen.
Präsident Lula sei "tief betroffen" und verspreche eine
gründliche Untersuchung, sagte ein Regierungssprecher. Der
Staatschef rief einige seiner Minister noch in der Nacht zu
einem Krisentreffen in der Hauptstadt Brasilia zusammen.
Erst im September 2006 war ein Flugzeug in Brasilien schwer
verunglückt. Eine Maschine der Airline Gol stiess über dem
Amazonas-Urwald mit einer kleineren Privatmaschine zusammen.
155 Menschen kamen ums Leben.
Probleme bei der Luftüberwachung
Der Präsident der Fluglotsen-Gewerkschaft, Carlos Trifilio,
wies auf Probleme bei der Ausbildung von Fluglotsen und der
Kontrolle des Luftraums hin. Über dem Amazonas-Regenwald
gebe es ein riesiges "blindes Gebiet", in dem Flugzeuge
nicht überwacht werden könnten. Mehrfach streikten in der
Vergangenheit Fluglotsen des Landes für bessere
Arbeitsbedingungen. Sie werfen der Regierung Tatenlosigkeit
vor. Lula wies die Kritik zurück und sagte, Brasilien habe
eines der modernsten Luftkontrollsysteme der Welt.
Gestörte Kommunikation
Der Luftfahrtexperte Ullrich Unger sagte bei n-tv: "Man kann
die Situation in der zivilen Luftfahrt im operativen Bereich
sicherlich nicht mit Europa vergleichen. Da haben wir hier
höhere Standards, obgleich auch in Brasilien Menschen mit
Sinn und Verstand arbeiten". Auch könne man nicht generell
über grobe Missstände berichten. Was Unger aber immer wieder
erschrecke, sind die Sprachbarrieren. "Dort spricht man halt
weniger englisch und dann kann schon zu Problemen in der
Kommunikation mit den Tower führen." Dennoch könne man aber
nicht pauschal behaupten, "dass man dort nicht hinfliegen
sollte".
Landebahn kritisch
Die Hauptlandebahn von Congonhas war erst Ende Juni
modernisiert worden. Experten hatten kritisiert, dass Rillen
in der Bahn fehlten. Sie sollen die Gefahr von Aquaplaning
verringern. Ein Richter hatte im Februar die Landung
grösserer Maschinen verboten, unter anderem weil die
Landebahn zu kurz sei. Das Urteil wurde später wieder
aufgehoben.
Erst am Montag war auf dem Flughafen Congonhas eine Maschine
von der Landebahn abgekommen. Das Flugzeug hielt auf einer
Rasenfläche unweit des Absperrzauns um den Flughafen. 1996
war eine Maschine der TAM kurz nach dem Start in Congonhas
abgestürzt. 90 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder
sowie drei Menschen am Boden kamen dabei ums Leben.
Die Zivilluftfahrtbehörde ANAC teilte unterdessen mit, sie
habe eigene Untersuchungen zur Ermittlungen der
Unfallursache aufgenommen. Sie wolle auch dafür sorgen, dass
die Airline Angehörigen Beistand leiste. Der europäische
Flugzeugbauer Airbus schickt zur Aufklärung des Unglücks
fünf Experten nach Brasilien. Das Unternehmen teilte mit,
den brasilianischen Behörden jede technische Unterstützung
zukommen zu lassen. Bundespräsident Horst Köhler sprach Lula
und den Brasilianern "tief empfundene Anteilnahme" aus und
schickte ein Kondolenztelegramm.
Fussball-Elf hatte Glück
Glück hatte die Fussball-Erstligamannschaft Gremio Porto
Alegre: Das Team wollte ursprünglich in die Unglücksmaschine
steigen, wie der Vater des Torhüters Sebastian Saja sagte.
In letzter Sekunde sei eine andere Verbindung bevorzugt
worden.
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Lebensgefährlicher Flughafen Congonhas
Die Piloten bezeichnen den Flughafen schon seit Jahren als
"lebensgefährlich", weil Startbahn und Landebahn viel zu
kurz seien. Die Landepiste befand sich zudem in einem
inakzeptabel schlechten Zustand, so dass an der Landebahn
seit Monaten Reparaturarbeiten stattfanden. Scheinbar war
die Landebahn freigegeben, obwohl die Reparaturarbeiten noch
nicht abgeschlossen waren.
(n-tv: Lebensgefährlicher Flughafen;
http://www.n-tv.de/828202.html)
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20.7.2007
Das Flugzeug A320 flog mit defektem Triebwerk mit
Problemen beim Umkehrschub!
aus: Turbine offenbar defekt; n-tv online, 20.7.2007,
http://www.n-tv.de/829216.html
"Das am Dienstag in Brasilien mit 186 Insassen verunglückte
Flugzeug der Gesellschaft TAM hat Probleme mit dem
Umkehrschub einer Turbine gehabt. Das berichtete der
brasilianische Fernsehsender "Globo". Der Technikchef von
TAM, Ruy Amparo, räumte in einer Reaktion auf den
Fernsehbeitrag ein, es habe Probleme beim Umkehrschub am
rechten Triebwerk des Airbus A 320 gegeben. Das Problem sei
schon am Freitag der vergangenen Woche entdeckt worden. Die
Maschine sei allerdings weiter eingesetzt worden, weil das
laut Airbus-Handbuch bis zu zehn Tage nach Entdeckung des
Defekts möglich sei. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da
Silva teilte unterdessen in Brasilia mit, er werde eine
Fernsehrede halten und Massnahmen für den Luftverkehrssektor
bekannt geben.
Die TAM-Maschine war mitten in der Millionenmetropole bei
der Landung über die regennasse Landebahn des Flughafens
Congonhas hinausgeschossen. Anschliessend rutschte der
Airbus über Hauptstrasse und raste in eine Tankstelle und
ein Geschäftsgebäude. Das Flugzeug und mehrere Häuser gingen
in Flammen auf. Nach Schätzung der Feuerwehr kamen bei dem
Unfall rund 200 Menschen an Bord und am Boden ums Leben. Bis
zum späten Donnerstagabend waren am Unfallort 184 Leichen
geborgen worden. Vier weitere Opfer erlagen in
Krankenhäusern ihren Verletzungen. Die Feuerwehr will die
Bergungsarbeiten am Freitag beenden.
TAM versicherte, der Umkehrschub-Mechanismus könne beim
Auftreten von Problemen an einem Triebwerk ausgeschaltet
werden. Nur bei sehr starkem Regen könne solch ein Problem
das Landemanöver beeinträchtigen. Man wiederhole deshalb,
dass die Maschine am Unglückstag in der Praxis keine
technischen Probleme gehabt habe, hiess es. "Globo"
berichtete allerdings, dass die Unglücksmaschine genau einen
Tag vor dem Unfall bereits Probleme bei der Landung in
Congonhas gehabt habe. Der Pilot habe sich darüber beklagt,
dass die Runway "sehr rutschig" gewesen sei.
Die Staatsanwaltschaft forderte in Brasilien die Schliessung
des Flughafens Congonhas so lange, "bis einwandfreie
Sicherheitsbedingungen bestätigt" seien. Nach Angaben der
Behörden werden die Untersuchungen zur Ermittlung der
Unfallursache vermutlich zehn Monate in Anspruch nehmen.
Lula wies die Bundespolizei an, bei den Ermittlungen
besonders die Landebahn unter die Lupe zu nehmen."