Das Parlament von Kos Kos (Cos Cos)
Panguipulli, den 18 Januar 1907
Das Gebiet von Cos Cos ist in der Region Panguipulli, im
Nordosten des gleichnamigen Sees in der Region von Los
Rios.
Hier wurde am 18. Januar 1907 das letzte Mapuche-Parlament
abgehalten, das dazu bestimmt war, die
Häuptlingsherrschaft der Gemeinden von "einer Region von
80 Meilen" zu bestimmen und eine Verteidigung der
Überwältigten, der Schikanierten und der Ermordeten zu
erarbeiten. All dies hatten die Chilenen und die Ausländer
angerichtet, die nun ruhig und in Nachbarschaft zu den
Gebieten der Ureinwohnern lebten.
Das Parlament von Cos Cos ist wichtig für die Vision,
Gebiet zu verteidigen, und ist eine Würdigung, mit dem
Blick eines flexiblen Journalisten, der seine Ansichten,
die er am Anfang hatte, änderte, indem er direkt mit den
Leuten sprach, wo die Entwicklung stattfindet (aktuell in
der 10. Region), das heisst, mit den Ureinwohnern, die die
Hauptrolle bei dieser symbolträchtigen Versammlung
spielen.
(Bruno Serrano, Auszug aus der Buchpräsentation).
Wie sie betrogen werden...
Naguilef noncon. - Ich lebe in Llongahue, wo ich Häuptling
bin. Vor einiger Zeit habe ich aus Mitgefühl Abel Peña die
Erlaubnis erteilt, dass er nahe meiner Ruka ein Haus auf
meinem Gebiet errichtet. Aber jetzt will er mir alle
Gebiete wegnehmen. Dieser Abel Peña hat gegen den Herrn
Gerardo Guarda einen Prozess verloren, und dann kamen die
Gendarmen und haben ihm alles genommen, was er hatte. Sie
haben ihn und seine Familie auf die Strasse geworfen und
sie wussten nicht, wo sie schlafen sollten. In dieser
Situation bat mich Peña, dass ich ihm übergangsweise einen
Schuppen zur Verfügung stelle, bis er wieder besser dran
sein würde.
Ich habe ihn für arm betrachtet und sagte ihm, dass er in
einem Gehege eine Hütte baue, vielleicht einen Häuserblock
von meinem Haus entfernt. Ich habe ihm sogar noch mit Holz
geholfen, so dass er seine Hütte bauen konnte. Nach einem
Jahr war Abel Peña ein anderer Mann geworden und besass
ein Gespann mit mehreren Ochsen, eine Kuh, mehrere Lämmer
und Hühner. Er sagte mir, dass er immer ein guter Freund
von mir sein werde, und dass er mir alles bezahlen würde,
was ich für ihn getan habe.
Nun, nach zwei Jahren hatte er immer mehr Besitz und
bearbeitete mehr Land, und ich sagte ihm, dass er mir das
Land überlassen sollte, denn auch ich brauchte für meine
Tiere eine Ausweitung meiner bearbeiteten Flächen um meine
Ruka, und er solle doch bitte nicht weiter Land beackern
oder jäten, weil meine Jungen auch ihren Anspruch
anmelden; dann wollten sie auch, dass ich ihnen genügend
Land überlasse. Abel Peña sagte mir, dass er nicht wisse,
wie er Land überlassen könne, wenn er hier so grosse
Fortschritte mache, und dass er schon viele Nachteile zu
ertragen hätte, und dass dies für ihn eine Last bedeute,
und dass nicht wisse, wo er mit seiner Frau und seinen
Töchtern hingehen sollte. Er könne gerne eine Pacht
bezahlen, wenn ich ihm diesen Teil des Landes überlassen
würde; er sagte mir so viele Sachen, dass ich einwilligte,
ihm das Land für 100 Pesos pro Jahr zu verpachten.
Am nächsten Tag nach dem Abkommen sagte mir Peña, dass er
zum Bezirksrichter Rafael Mera gehen würde, der ein
Verwandter von ihm sei. Als er nach einigen Tagen
zurückkehrte, sagte er nun, dass wir nach Valdivia gehen
müssten, um mit einer Unterschrift das Abkommen zu
unterzeichnen, das wir mündlich vereinbart hatten. Ich war
mit meinem sprachgewandten Kollegen dort, weil ich kein
Spanisch kann.
Dort in Valdivia waren wir beim Notariat, und mein
sprachgewandter Kollege unterschrieb für mich ein
Dokument, das - so sagten sie mir - ein Vertrag sei. Gut,
pro Jahr habe ich eine Pacht verlangt; dann hat er mich
ausgelacht und gesagt, dass er mir gar nichts schulden
würde. Der Nachbar Peña hatte sich nun sehr verändert...
Als er mir sagte, dass er mir nichts schulden würde, nahm
ich das Dokument, das sie mir in Valdivia gegeben hatten
und ging zum Pfarrer Sigifredo und erzählte ihm alles. Der
Pfarrer sah sich das Dokument an, das da besagte, dass
ich, Naguilef Noncon, Häuptling von Llongahue, und meine
Kinder, uns als Mieter von Abel Peña verpflichtet hätten,
und er sei der Besitzer des Grundstücks Calafquen, wo ich
mich aufhalten könne ... und mit der Unterschrift sei
bestätigt, dass alles, was sich auf dem Grundstück befand,
Saatgut, Häuser und Tiere, dem Grundstück überlassen sei,
wenn wir von dort gehen würden.
Abel Peña baute sich ein Haus aus Zinkblech, sehr schön,
und ersetzte so seinen Schuppen, den er vorher hatte.
Heute schaut er mich nicht mehr an und grüsst auch nicht
mehr. Meine Sprösslinge bedroht er, und einmal hat er
einen sogar geschlagen. Seit einigen Monaten sagte er mir,
dass ich aus meinem Haus verschwinden solle, und dass ich
an einen anderen Ort gehen solle, weil er mehr Land
benötigen würde. Ich antwortete ihm, dass er gehen müsse
oder die Pacht zahlen solle, die vereinbart worden war. Er
lachte mich nur aus und sagte, dass, wenn er gehen würde,
dann würde er den Gendarmen anrufen, um mich zu
beseitigen. Ich wollte wissen, ob die Regierung dies
erlauben kann, dass er mich beseitigt, wenn ich es doch
bin, der dort schon seit langen Zeiten lebt.
Auszug aus dem Buch "Das Parlament von Cos Cos / 18.
Januar 1907"
("Parlamento de Coz Coz / 18 de enero 1907")
Autor: Aurelio Díaz Mesa / Serindigena-Verlag
Im Jahre 2007 wurde die
100-Jahr-Feier für das Parlament von Kos Kos 1907-2007
begangen
15-18. Januar 2007
Ort: der historische Ort im Tal von Kos Kos, 7 km von
Panguipulli entfernt in Richtung Pullinke.
Information: parlamentocozcoz2007@gmail.com
Tel. 0056-45-31 04 76